Berlin. Unterwegs mit ungültigem Deutschlandticket? Mit Hilfe von digitalen Sperrlisten wollen die Verkehrsbetriebe Betrüger herausfischen.
Diesen Trick hassen die Verkehrsunternehmen: Kunden kaufen ein Deutschlandticket, kündigen es nach einiger Zeit wieder und nutzen dennoch weiter den Nahverkehr. Möglich ist das, weil nicht alle Beförderungsfirmen die Gültigkeit der Tickets gleich gut kontrollieren können. Allein deshalb, weil mit unterschiedlichen Formaten gearbeitet wird – wie digitalen Tickets auf einer Chipkarte oder Barcodes auf dem Smartphone.
Doch damit soll zum Jahreswechsel Schluss sein, wenn es nach dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) geht. Wie das funktionieren soll, weiß VDV-Sprecher Lars Wagner: „Der Großteil unserer Verkehrsunternehmen hat den sogenannten E-Ticket-Standard bereits eingeführt. Damit ist eine nationale Sperrlistenfunktion verknüpft, die bundesweit abrufbar ist.“ Fährt jemand also mit einem gekündigten, pausierten oder abgelaufenen Deutschlandticket Bus oder Bahn und gerät in eine Kontrolle, landet das Ticket erstmalig auf dieser Sperrliste. Wird man mit diesem Ticket erneut erwischt, erhalten die Kontrolleure sofort eine Warnmeldung. Zudem ist in beiden Fällen ein sogenanntes erhöhtes Beförderungsgeld in Höhe von 60 Euro fällig.
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Die Sperrliste funktioniert bereits in 150 Regionen
Aktuell sind laut VDV fast 150 Regionen in Deutschland an diese Sperrliste angeschlossen. In einer Region sind meist mehrere Verkehrsunternehmen tätig. Ausnahmefälle sind bisher zum Beispiel kleinere Busunternehmen im ländlichen Raum, „wenn da jemand mit Deutschlandticket einsteigt kann der Busfahrer das heute oft noch nicht kontrollieren“, sagt Wagner. Die Branche habe sich darauf verständigt, dass alle Unternehmen, die auf Chipkarten setzen, bis Ende 2023 angeschlossen sein müssen. In nächsten Jahr folgen dann alle, die nur Handytickets ausgeben. „Bis dahin müssen alle Verkehrsunternehmen auf die Liste zugreifen können, um entweder Tickets bei Bedarf sperren zu können oder fremde Tickets aus anderen Regionen bei sich selbst auf Gültigkeit zu prüfen“, sagt Daniel Ackers aus dem E-Ticket-Bereich des VDV.
Im April und im Juni wurden jeweils rund 350.000 Tickets auf der Sperrliste erfasst. Im Mai standen außergewöhnlich viele Tickets auf dem Index: 950.000 Abofahrkarten waren auf der Sperrliste der deutschen Verkehrsunternehmen gelistet. „Das war vor allem dem Wechsel aus regulären Abos auf das Deutschlandtickets geschuldet“, liefert Ackers die Erklärung.
Kleinere Verkehrsbetriebe haben Probleme bei der Umrüstung
Die Vereinheitlichung des technischen Standards kommt deshalb erst acht Monate nach der Einführung des Deutschlandtickets, weil die Preise für die IT-Umrüstung gestiegen sind, so hört man aus der Branche. Für kleinere Busunternehmen ist es eine große Investition, mehrere zehntausend Euro in neue Fahrkartenscanner zu stecken.
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Deutschlandweit wurden laut VDV bisher rund elf Millionen Deutschlandtickets verkauft, davon seien etwa 46 Prozent Umsteiger aus bisherigen Abos. Der Fahrgastverband Pro Bahn zog ein positives Zwischenfazit und bezog sich dabei vor allem auf die Einfachheit des Tickets: „Die Tatsache, dass man sich in den Zug setzen und durch Deutschland reisen kann und sich keine Gedanken darum machen muss, welche Tarifgrenzen man gerade überschreitet, begrüßen wir“, sagt Pro Bahn-Bundesvorstand Detlef Neuß.