Washington. Mike Pence will Donald Trump beerben – doch der frühere Vizepräsident rangiert in Umfragen weit hinten. Wie er es trotzdem schaffen will.
Umfragen über republikanische Präsidentschaftskandidaten für 2024 gehen seit Monaten im Tenor gleich aus. Vorne, ganz weit vorne: Donald Trump. 20 bis 30 Prozentpunkte dahinter Florida-Gouverneur Ron DeSantis. Dann lange nichts – und viele Namen, die einstellige Zustimmungswerte auf sich vereinen. In diesem Nichts schwimmt beständig Trumps früherer Vizepräsident Mike Pence.
Das ficht den 63-Jährigen nicht an. Pence beackert in den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire, wo im kommenden Februar der Startschuss für die offiziellen Vorwahlen fällt, bereits eifrig das Feld, um schlagkräftigen Wahlkampf betreiben zu können.
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Bis Mitte Juni, dafür sprechen alle Indizien, wird der erzkonservative Ex-Gouverneur von Indiana – unter dem Motto: „Ich bin Christ, Konservativer und Republikaner, und zwar in dieser Reihenfolge” – offiziell seine Bewerbung einreichen. Obwohl er im Wahlvolk Umfragen zufolge noch entschieden unbeliebter ist als Trump. Und das liegt auch an seiner Zeit als Vize.
Trump-Fans wollten Pence aufhängen
Wähler, die Trump lieben, hassen Pence – weil er sich am 6. Januar 2021 dem verfassungswidrigen Drängen Trumps entgegengestellt hat, den Wahlsieg von Joe Biden zu hintertreiben. „Mike Pence hat nicht den Mut gehabt, das zu tun, was getan werden sollte”, wütete Trump am Tag des Sturms auf Kapitol in Washington. Kurz danach mussten Bodyguards Pence im Kongress in Sicherheit bringen. „Hängt Mike Pence”, grölte draußen der Trump-Mob. Ein mobiler Galgen war bereits aufgebaut.
Als Trump von den existenziellen Gefahren informiert wurde, in denen sein Vize steckte, sagte er ungerührt: „Geschieht ihm wohl recht.” Trotzdem hat Pence seinen früheren Boss seither ausnehmend pfleglich behandelt. Seine Kritik an Trumps Berserkertum kleidet der dreifache Vater, der sich zu den wiedergeborenen Christen zählt, in wattige Sätze: „Ich habe das Gefühl, dass das amerikanische Volk einen neuen Führungsstil will, der von Respekt und Zivilität geprägt ist.”
Pence: Loyal bis zur Selbstverleugnung
Hinter der Fassade der Dezenz steckt jedoch ein frömmelnder Kulturkrieger. Pence, der 2016 als Brückenbauer zwischen dem gesellschaftspolitischen Hallodri Trump und der evangelikalen Kern-Wählscherschaft eingekauft worden war, strebt ein landesweites Abtreibungsverbot an – eine Position, gegen die sich über 70 Prozent der Amerikaner stellen.
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Wählerinnen und Wähler, die Trump verachten, haben Pence bis heute nicht verziehen, dass der frühere Radio-Moderator aus der Kleinstadt Columbus seine Loyalität zu Trump bis zur Selbstverleugnung trieb. Pence verteidigte ihn gegen jeden und jede Kritik. Auch dann, wenn es nichts mehr zu verteidigen gab. Man denke an den Tonband-Mitschnitt im Wahlkampf 2016, in dem Trump damit prahlt, man könne Frauen einfach mal so zwischen die Beine greifen. „Lackey-in-Chief”, nannten ihn Parteifreunde damals. Chef-Speichellecker.
Auch mit dem Abstand von Jahren mag Pence sich nicht unmissverständlich abgrenzen. Sein neues Buch mit dem Titel „So wahr mir Gott helfe” geriet zu einer Endlos-Eloge auf das, was parteiübergreifend als die „toxischste” Präsidentschaft in der Geschichte Amerikas bezeichnet wird. Wie irrelevant Pence’ Kandidatur voraussichtlich würde, kommentieren US-Medien, könne man daran erkennen, wie Trump bisher auf seinen ehemaligen Beifahrer reagiert: Er ignoriert ihn.
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