Nordostsyrien. Deutschland steht vor einem politischen und rechtlichen Dilemma – sollten ehemalige deutsche IS-Anhänger ins Land zurückgeholt werden?
Wer trägt die Verantwortung für ehemalige IS-Anhänger aus Deutschland? Seit 2019 sitzen viele von ihnen in Gefangenenlagern in Syrien fest. Immer wieder stellt sich die Frage, ob diese Menschen nach Deutschland zurückgeholt und vor Gericht gestellt werden sollten. Die Diskussion darüber ist komplex und emotional aufgeladen, da es um Sicherheit, Gerechtigkeit und moralische Verantwortung geht.
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Eine der betroffenen Frauen, Zekija Kacar, sitzt seit Jahren in Nordsyrien fest und kämpft um ihre Rückkehr. „Ich hab doch das Recht. Ich hab doch meine Steuern bezahlt. Haben meine Kinder nicht das Recht, zurückzugehen?“, fragt sie. Ihre Worte verdeutlichen, wie tief der Konflikt zwischen individueller Verantwortung und staatlicher Verpflichtung ist. Besonders die Situation der Kinder, die keine eigene Schuld an den Taten ihrer Eltern tragen, wirft ethische Fragen auf.
Die deutsche Bundesregierung hat bereits mehrfach auf die Rückholung von mutmaßlichen IS-Anhängerinnen und ihren Kindern reagiert. Außenministerin Annalena Baerbock betonte 2022, dass fast alle bekannten Fälle abgeschlossen seien und hob die besondere Verantwortung für die Kinder hervor. „Sie sind letztlich auch Opfer des IS“, sagte Baerbock. Sie forderte, dass diese Kinder nicht perspektivlos in den Lagern zurückgelassen werden dürfen, da sie nicht für die Entscheidungen ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden können.
Deutsche IS-Anhänger in Syrien: Die Lage vor Ort
Kriegs- und Krisenreporter Jan Jessen kommt mit den deutschen Gefangenen in Nordsyrien ins Gespräch. Mit zwei Betroffenen spricht er über die Lage vor Ort und was sie sich von der Bundesrepublik nun wünschen.
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Hören Sie auch hier in die letzte Folge des Podcasts „Im Krisenmodus“ mit Kriegs- und Krisenreporter Jan Jessen, in der er in der Ukraine vor Ort ist und mit Helfern spricht, die in zerstörten Städten unterstützen.
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