Köln. Neun Acts kämpfen ums ESC-Ticket, eine Favoritin scheitert in der Raab-Show. Welche Songs haben das Potenzial, Deutschland zu vertreten?

 
Die Finalisten des diesjährigen Vorentscheids „Chefsache ESC 2025“ stehen fest. Neun Musikerinnen und Musiker werden am 1. März antreten, um sich das Ticket nach Basel zu sichern. Schon im Halbfinale sind alle mit ihren potenziellen ESC-Songs angetreten. Und genau das wird einer Kandidatin zum Verhängnis. 
 
Doch erst einmal beginnt der Samstagabend mit einer „feurigen“ Nummer der Band Feuerschwanz. Da sprüht Feuerwerk, und Rüstungen taugen als Kostüm. „Knightcub“ ist eine eingängige Nummer, allerdings erinnert die Band sowohl im Auftritt als auch dem Musikstil sehr an Lord Of The Lost – und 2023 reichte das für den letzten Platz. Auch Yvonne Catterfeld ist nicht ganz überzeugt: „Klar, das macht was her, man könnte das so auf die Bühne bringen, weil es so auffällig ist.“ Aber vielleicht sei es auch zu auffällig. Dennoch kommt die Band eine Runde weiter.

Die Band Feuerschwanz beim ESC-Vorentscheid.
Die Band Feuerschwanz beim ESC-Vorentscheid. © dpa | -

 
Neben „Chef“ Stefan Raab, der sich in entsprechender Manier präsentiert, sitzen Yvonne Catterfeld und Elton in der Jury. Als Gastjuror ist diesmal Max Giesinger dabei. Vom zweiten Final-Kandidaten ist er besonders begeistert: „Den Song würde ich mir direkt in die Playlist packen. Du singst es wunderschön, bist ein besonderer Typ. Mich hast du grad gekriegt!“ Mit „Like You Love Me“ überzeugt Benjamin Braatz wieder mit der Gitarre – sitzend inmitten des Publikums, das Lichter hochhält. Zum Finale stellt sich der junge Mann mit den wilden Locken auf einen übergroßen Stuhl. Hinter ihm Fotos, auf denen er dem jungen Olaf Scholz zum Verwechseln ähnlich sieht – wie er später selbst bestätigt. 

Junge Kandidatinnen mit guten Songs – doch etwas fehlt

 
Das womöglich größte Hitpotenzial liefern Abor & Tynna. „Ich ballerlalala Löcher in die Luft“, heißt es da etwa im Chorus. Dieses Balerlalala ist in jeder Sprache eingängig, die beiden als Geschwisterpaar interessant. Er am Cello, sie am Gesangsmikro. „Ich finde, es ein totaler Hit“, ist sich auch Yvonne Catterfeld sicher. „Und du bist eh eine wunderschöne Frau!“ „Aber Barbara sieht auch gut aus“, lobt Stefan Raab da blitzschnell auch Moderatorin Barbara Schöneberger. 

 Abor & Tynna beim ESC-Vorentscheid.
Abor & Tynna beim ESC-Vorentscheid. © dpa | -

 
Mindestens genauso eingängig ist die die Zeile der „Hook“, also des Chorus – wie Stefan Raab es Elton erklärt – von Leonoras Song „This Bliss“. Ein guter Song, dem es noch etwas an Inszenierung fehlt. Ähnlich ist es auch mit dem „Lovers On Mars“ von Lyza. Eine Nummer, die sich mit Country-Elementen schmückt, die im Gesamtpaket aber noch den letzten Feinschliff benötigt. Aber es ist auch erst der zweite Auftritt der 23-Jährigen.
 
Das weiblich besetzte Teilnehmerfeld des Finales wird ergänzt um Julika. In einem ESC-tauglichen Outfit mit dramatischem Kragen, breiten Schultern, einer einehmenden Ausstrahlung und einer warmen Stimme bringt sie alles mit. Aber man wartet bis zum Ende des Songs „Empress“ auf DEN Chorus. Trotzdem ist Elton ganz begeistert: „Kaiserinnen sind ja von Gott geschickt – und das erklärt vielleicht deine göttliche Stimme.“

Kandidat war bereits mit Rita Ora auf Tour

Der Favorit an diesem Abend ist eindeutig Moss Kena. „Das Gesicht geht mir nicht mehr aus dem Kopf“, erzählt Stefan Raab freimütig. „War da Bubatz im Spiel?“, fragt Barbara Schöneberger und spielt damit auf den neuesten Social-Media-Raab-Song an. Nein, es seien diese Wangenknochen. Es folgen Szenen von einem Raab, der diesen britischen Singer-Songwriter scheinbar anhimmelt. Bereits 2019 war Moss Kena mit Rita Ora auf Tour. Diese Erfahrung sieht und hört man ihm an. „Nothing Can Stop Love” soll um die Grenzen gehen, die überwunden werden müssen, durch Liebe. Mit Federboa, Glitzerhose und offenem Hemd trägt der Brite dieses Anliegen vor – und scheint damit wie der perfekte ESC-Kandidat.

Moss Kena beim ESC-Vorentscheid.
Moss Kena beim ESC-Vorentscheid. © dpa | -

 
Zwei Bands sind außerdem im Finale: Cosby mit „I’m Still Here“ und The Great Leslie mit „These Days“. Beides coole Gruppen, die mit viel Energie für Abwechslung sorgen, bei dem breiten Publikum aber eher weniger verfangen dürften – was auch an den im Vergleich etwas schwächeren Songs liegt.

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Überraschendes Aus: Cage

 
Und damit haben es fünf Kandidaten nicht ins Finale geschafft. Darunter auch ein Talent, das von Stefan Raab an diesem Abend als „beste Stimme Deutschlands“ bezeichnet wird: Cage. Ihr Song habe Momente, wo man nicht folgen könne, erklärt er. Sie vergaloppiere sich. Und auch Elton pflichtet ihm bei: „Ist nicht unbedingt meins.“ Aber die Ausstrahlung packe ihn. 

Cage aus Köln tritt in der ersten Show beim deutschen Vorentscheid des  Eurovision Song Contest (ESC) auf.
Cage aus Köln tritt in der ersten Show beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest (ESC) auf. © dpa | -

 
Damit durfte die Jury das letzte Mal entscheiden. Beim Finale am 1. März wird das Publikum abstimmen, wer zum ESC nach Basel reisen darf.