Washington. Eine Passagiermaschine und ein Militär-Hubschrauber sind nahe dem Flughafen von Washington in der Luft kollidiert. Es läuft ein Großeinsatz.
Ein Flugzeug mit offenbar mehr als 60 Menschen an Bord ist am Mittwochabend (Ortszeit) nahe dem Ronald Reagan National Airport (DCA) abgestürzt. Es war zuvor mit einem Militär-Hubschrauber zusammengestoßen. Das Flugzeug sei in den benachbarten Fluss Potomac River gestürzt, schrieb die örtliche Feuerwehr auf X/Twitter, Feuerwehrboote seien im Einsatz.
Die nationale Flugbehörde schrieb in einem Beitrag auf X, dass es sich bei dem Flugzeug um eine Maschine vom Typ „Bombardier CRJ700“ handele. Das Modell hat Platz für 70 Passagiere. Mehrere US-Medien melden übereinstimmend, dass 60 Passagiere und vier Crew-Mitglieder an Bord gewesen seien. Das Flugzeug war für die Fluglinie American Airlines unterwegs und kam aus Wichita im US-Bundesstaat Kansas.
Laut US-Medien wurden bereits mehr als ein Dutzend Tote geborgen. Der Sender CBS berief sich auf einen Polizisten vor Ort und sprach von mindestens 18 geborgenen Leichen. Überlebende seien bisher nicht gefunden worden. Das Flugzeug sei in mehrere Teile zerbrochen und liege in dem Fluss. Das Wrack des Hubschraubers befinde sich in unmittelbarer Nähe.
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Unglück in Washington: Fluglotsen warnten Heli-Piloten noch
Wie die Polizei mitteilt, hätten mehrere Anrufer gegen 20.53 Uhr (Ortszeit) einen „Crash“ gemeldet. Bislang unverifizierte Video-Aufnahmen, die in Sozialen Medien kursieren, zeigen, wie ein kleines Flugobjekt – mutmaßlich der Hubschrauber – in ein größeres hineinfliegt. Es kommt zur Explosion und das Flugzeug stürzt ab. Der Flughafen schrieb auf der Plattform X, dass alle Starts und Landungen ausgesetzt seien.
Die Bundespolizei FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus.
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— The FAA ✈️ (@FAANews) 30. Januar 2025
Der verunglückte Hubschrauber ist ein Sikorsky H-60-Helikopter („Black Hawk“), eine Militärmaschine. Das US-Militär hat bestätigt, dass ein Armee-Hubschrauber in den Zusammenstoß verwickelt sei, der vom Stützpunkt Fort Belvoir in Virginia kam. Eine Sprecherin sagte dem Sender CNN, dass sich der Helikopter auf einem „Trainingsflug“ befunden habe. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, dass drei Personen an Bord gewesen seien. Darunter hätten sich keine „VIP“ befunden – Black Hawks werden gelegentlich auch von Politikern oder hochrangigen Militärs genutzt.
Flutlotsen sollen die Piloten des Hubschraubers noch auf die Maschine aufmerksam gemacht und angeordnet haben, „dahinter zu fliegen“. Ob sie noch antworteten, ist aktuell nicht bekannt.
Analysten wundern sich, warum der Militär-Helikopter das Flugzeug nicht rechtzeitig gesehen hat. Die Maschine hatte bereits das grelle Landungslicht an, wie auch auf dem kursierenden Video zu erkennen ist. Die Wetterverhältnisse vor Ort waren unserem Reporter zufolge optimal: ein klarer, trockener Winterabend, deutlich über dem Gefrierpunkt.
Unglück in Washington: Großeinsatz am Potomac River
Polizei, Feuerwehr und Küstenwache sind mit einem Großaufgebot vor Ort, suchen das Wasser ab. Noch gibt es keine Angaben über genaue Opferzahlen. Die Rettungsarbeiten werden durch Dunkelheit und niedrige Wassertemperaturen erschwert. Teile des Potomac waren wegen der extremen Kälte der vergangenen Wochen zugefroren.
Das Unglück hat die US-Hauptstadt aufgeschreckt. In der Washingtoner Innenstadt war der Lärm von Polizei-Sirenen teilweise ohrenbetäubend. Zusammenstöße am Himmel hat es in den USA lange nicht gegeben.
Zuletzt stürzte 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Bundesstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie eine Person am Boden ums Leben.
Über Washington DC, insbesondere im Regierungsviertel, das in der Nähe des Flughafens liegt, sind täglich Dutzende Helikopter von Polizei, Militär und privaten Anbietern unterwegs.
Trump: „Möge Gott ihre Seelen segnen“
US-Präsident Donald Trump sagte in einem Statement, dass er „umfassend über den furchtbaren Unfall informiert“ sei. Er dankte den Einsatzkräften für ihre „unglaubliche Arbeit“. Mit Hinblick auf mögliche Opfer sagte er: „Möge Gott ihre Seelen segnen.“ Vizepräsident JD Vance schrieb auf X: „Bitte betet für alle Beteiligten. Wir verfolgen die Situation genau, lasst uns für den Moment das Beste hoffen.“
Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser schrieb in einer ersten Reaktion: „Unsere Gebete sind mit allen Betroffenen. Wir werden die Öffentlichkeit weiter informieren, wenn wir mehr wissen.“
Our prayers are with everyone involved, and we will continue to keep the public updated as more information becomes available. https://t.co/vHDcaPQxQm
— Mayor Muriel Bowser (@MayorBowser) 30. Januar 2025
Die Katastrophe ereignete sich am Tag, als Sean Duffy (53), der neue Transport- und Verkehrsminister, im Senat bestätigt wurde. Am Abend war er an der Unglücksstelle.
Debatte über Kapazität des Flughafens
Abgesehen von den noch ungeklärten Hintergründen wird das Unglück die Debatte über die Sicherheits-Standards am „DCA“ neu befeuern. Im vergangenen Jahr hatte der US-Kongress gegen den Rat lokaler Akteure fünf weitere Flug-Slots genehmigt, obwohl seit langem die Meinung vorherrscht, dass der Hauptstadt-Flughafen am Rande der Kapazitätsgrenze arbeitet.
Laut einem Kongress-Bericht von 2023 haben über 50 Behörden, Agenturen, Firmen und Militär-Einrichtungen zwischen 2017 und 2019 fast 90.000 Helikopter-Flüge im Unglücksgebiet absolviert. Flug-Experten rätseln daher, warum ausgerechnet jetzt der „größte anzunehmende Unfall“ passiert ist.
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