Berlin. Der neue „Krimi aus Brandenburg“ ist mystisch angehaucht. Für Hauptdarsteller Rubtsov weckt das Erinnerungen an seine bewegte Kindheit.
Mit „Der Krimi aus Brandenburg“ (am 30. Januar um 20.15 Uhr in der ARD) soll ein neues Format aus der Taufe gehoben werden. Einen der beiden Ermittler spielt Anton Rubtsov, der unter anderem schon mit „Die Toten von Marnow“ Krimi-Erfahrung sammelte. Im Interview erklärt der 37-jährige Schauspieler, was ihn persönlich mit der leicht mystischen Thematik der Geschichte verbindet und welcher Kinder-Bestseller ihm einst Schrecken einjagte.
Es gibt ja das ein oder andere Krimiformat im deutschen Fernsehen. Warum haben Sie für diese potenzielle neue Reihe zugesagt?
Anton Rubtsov: Es geht um ein Geschwisterpaar, das als Ermittler-Duo auftritt – eine Konstellation, die ich so in einem deutschen Krimi noch nicht gesehen habe. Besonders faszinierend fand ich den Aspekt, dass die Schwester über fast übersinnliche Fähigkeiten verfügt, was der Geschichte eine mystische Note verleiht. Diese Komponente, kombiniert mit der einzigartigen, fast geheimnisvollen Stimmung der Lausitz-Landschaft, macht das Projekt besonders reizvoll.
Haben Sie selbst ein Faible für Mystik? Sie stammen aus Russland, wo Aberglauben ein bisschen ausgeprägter ist als hier.
Rubtsov: Ich habe russisch-ukrainische-jüdische Wurzeln, und auf der Seite meiner Großmutter gab es schon viel. Zum Beispiel durfte man nicht im Haus pfeifen, weil das angeblich den Tod herbeirufen könnte. Oder man durfte keinen Schlüsselbund auf den Tisch legen, sonst drohte Geldverlust. Die meisten dieser Bräuche hatten interessanterweise mit Geld oder Tod zu tun.
Und Sie haben das übernommen?
Rubtsov: Nein, ich habe mich komplett davon freigemacht. Aber ich respektiere es, denn solche Eigenheiten sind es, die Menschen besonders machen.
Anton Rubtsov sieht schicksalhafte Verbindungen zwischen seinen Rollen
Sie haben sich in Ihrem Leben also niemals gefragt, ob alles mit rechten Dingen zugeht?
Rubtsov: Na ja, ich habe in „Krabat“ gespielt, wo sich meine Figur in einen Raben verwandelt. Jetzt spiele ich im „Krimi aus Brandenburg“ eine Figur namens Anton Raabe. In „Krabat“ werden Jungen geopfert, und im Krimi wiederum ist mein kleiner Bruder vor vielen Jahren verschwunden. Es scheint, als ob es zwischen diesen Geschichten schicksalhafte Verbindungen gibt.
Wie wohl fühlen Sie sich denn selbst im ländlichen Milieu dieser Krimis?
Rubtsov: Mit zunehmendem Alter ist das Thema, aufs Land zu ziehen, schon mal aufgekommen. Es wäre ein kleiner Traum, gleichzeitig die Ruhe des Landlebens zu genießen und dennoch eine Basis in der Stadt zu behalten.
Mit zunehmendem Alter? Sie sind gerade mal 37.
Rubtsov: Mit Anfang 30 hat sich der Gedanke eingestellt. Vorher habe ich nie einen Moment darüber nachgedacht. Mein Leben war bis dahin vollkommen ausgefüllt mit Schauspielerei, Musik und Bands.
Anton Rubtsov gruselte sich als Kind vor „Harry Potter“-Büchern
Auch wenn Sie nicht abergläubisch sind, haben Sie ein Faible für solche Geschichten zwischen Realität und Fantasie?
Rubtsov: „Harry Potter“ hat meine Jugend sehr beeinflusst. Ich habe die Bücher bis vier Uhr morgens unter der Decke gelesen. Dabei dachte ich jedes Mal: „Lass es bitte schnell vorbei sein, das ist alles so gruselig.“
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Aber wenn die so gruselig waren, hätten Sie sie nicht lesen müssen.
Rubtsov: Es war ein Trend, ich wollte einfach dazugehören.
Wer war Ihre Lieblingsfigur? Harry? Hermine? Ron?
Rubtsov: Nein, das war Lucius Malfoy.
Schauspieler Rubtsov: „Ich fand Bösewichte schon immer interessanter“
Einer der Bösewichte in der Geschichte...
Rubtsov: Ich fand Bösewichte schon immer interessanter. Ich fand es früher auch immer spannender, solche Rollen zu spielen, aber das hat sich inzwischen geändert. Heldenfiguren waren mir zu langweilig. Aber als ich im Internet einen Test gemacht habe, welches Hogwarts-Haus zu mir passt, kam heraus, dass ich ein Ravenclaw bin. Die ruhigen Intellektuellen also. Dabei wäre mir Haus Slytherin mit seinen Rocker-Typen viel lieber gewesen. Aber wahrscheinlich war ich dafür nicht egozentrisch genug, obwohl ich mit 18 davon träumte, mit meiner Band berühmt zu werden.
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Haben Sie eigentlich selbst als Jugendlicher was Schlimmes getan oder sind Sie zumindest über die Stränge geschlagen?
Rubtsov: Nein, ich war immer sehr angepasst. Vielleicht war es genau diese Anpassung, die mich so zu den Bösewichten hingezogen hat.
Woher kam der Wunsch, sich anzupassen?
Rubtsov: Als ich mit meinen Eltern 1998 nach Deutschland kam, musste ich erst Deutsch lernen. Dabei wurde ich immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass ich „anders“ sei. Das wiederum hat zu dieser Überangepasstheit geführt. Ich kenne Menschen, die früher mit dem Kopf durch die Wand wollten und erst später ruhiger wurden.
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Und bei Ihnen ist das andersherum?
Rubtsov: Ja, komplett. Je älter ich werde, desto freier und unangepasster fühle ich mich.
Anton Rubtsov über Schauspielerei: „Es liegt in der Familie“
Aber wenn Sie in Ihrer Jugend so brav waren, warum sind Sie dann nicht Banker oder Anwalt geworden, sondern Schauspieler?
Rubtsov: Ich komme aus einer sehr schauspiel- und theatergeprägten Familie. Meine Mutter ist Schauspielerin und Tänzerin, mein Vater Schauspieler und Puppenspieler. Mein Opa hat sein Leben lang im Stadttheater gearbeitet, mein Urgroßvater war sogar Intendant im St. Petersburger Theater. Es liegt also in der Familie, eine richtige Tradition. Als meine Eltern dann nach Deutschland kamen, haben sie als Schausteller am Hamburger Dom gearbeitet, wo ich meine Sommer verbrachte. Durch den Film konnte ich mich dann ein Stück weit von dieser Tradition abgrenzen.
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Im Film spielen Sie ja den Teil eines Geschwisterpaars. Kennen Sie diese Erfahrung auch aus Ihrer Familie?
Rubtsov: Nein, ich bin Einzelkind. Aber ich wäre schon gerne der große Bruder gewesen. Dann hätte ich eine eigene kleine Welt erschaffen können, in der ich der Chef gewesen wäre und gleichzeitig meine Empathie zeigen hätte können. Das hat zwar nicht geklappt, aber dafür habe ich drei Cousins und drei Cousinen, mit denen ich als Kind Zeit verbracht habe. In gewisser Weise bin ich also trotzdem auf meine Kosten gekommen.