Neapel. Forscher haben in der Region um den Supervulkan eine beunruhige Entdeckung gemacht. Sie könnte für die Anwohner eine neue Gefahr bedeuten.

Ein internationales Forscherteam hat vor der italienischen Insel Ischia einen 200 Meter breiten und 50 Meter tiefen Krater am Meeresboden entdeckt. Dieser Fund, der kürzlich in der Fachzeitschrift „Geomorphology“ veröffentlicht wurde, gibt neue Einblicke in die vulkanische Aktivität am Supervulkan. 

Besonders besorgniserregend ist der Fund eines riesigen unterseeischen Erdrutsches, der sich über 40 Kilometer erstreckt. Forschende warnen, dass solche Massenbewegungen Tsunamis auslösen könnten, die die italienischen Küsten bedrohen. Doch wie ernst ist die Lage wirklich?

Auch spannend: Erdöl bald überflüssig? Schatz unter der Erde könnte Lösung sein

Supervulkan bei Neapel: Ein Ausbruch wäre verheerend 

Die Phlegräischen Felder, zu denen auch Ischia gehört, sind ein sogenannter Supervulkan – einer der größten und gefährlichsten Vulkane der Welt. Im Gegensatz zu typischen Vulkanen bildet ein Supervulkan keine hohen Kegel, sondern hinterlässt riesige Einbruchskessel im Boden, sogenannte Calderas. 

Satellite Imagery Of The Gulf Of Naples
Der Supervulkan bei Neapel liegt zu weiten Teilen unter der Wasseroberfläche. Das macht seine Erforschung schwierig. © Gallo Images via Getty Images | Gallo Images

Zwei Drittel des Kraters der Phlegräischen Felder liegen unter Wasser, was die Forschung erschwert. Die Caldera der Phlegräischen Felder gehört zusammen mit dem Yellowstone-Vulkan in Wyoming (USA) und dem Tobasee auf Sumatra (Indonesien) zu den gefährlichsten aktiven vulkanischen Strukturen der Erde.

Nach einem ungewöhnlich starken Beben im vergangenen Mai, das in Neapel für Angst und Schrecken gesorgt hatte (4,4 auf der Richterskala), war es monatelang recht ruhig um den Supervulkan. Seit dem Jahreswechsel bebt in der Region jedoch immer wieder die Erde. Forschende haben festgestellt, dass Magma langsam durch die Erdkruste aufsteigt und die Oberfläche sich hebt. Dies lässt vermuten, dass der Vulkan wieder aktiv wird. Das Team des staatlichen geophysikalischen und vulkanologischen Instituts INGV und des Nationalen Forschungsrates CBR warnt davor, dass ein Ausbruch verheerend sein könnte. Rund 700.000 Menschen könnten davon betroffen sein. 

Geheimnisse aus der Tiefe: Ein verborgener Vulkan vor Ischia

Die neuen Untersuchungen, die mit modernen Magnetmessungen aus der Luft und von Schiffen durchgeführt wurden, brachten erstaunliche Erkenntnisse: Westlich von Ischia gibt es magnetische Auffälligkeiten, die auf einen bisher unbekannten Vulkan unter der Wasseroberfläche hindeuten. Forschende entdeckten eine kreisförmige Struktur, die sich mehrere Hundert Meter über den Meeresboden erhebt. Mit einem Durchmesser von 12 Kilometern ist sie fast so groß wie der Hauptkrater der Phlegräischen Felder.

Diese Entdeckung könnte helfen, die vulkanische Geschichte der Region besser zu verstehen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass die vulkanische Aktivität langsam nach Osten wandert.

Erdrutsche unter Wasser: Eine unterschätzte Bedrohung

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist die Entdeckung eines gigantischen Unterwasser-Erdrutsches. Laut den Forschenden könnten Erschütterungen oder vulkanische Aktivitäten zu dieser Massenbewegung geführt haben. Erdrutsche dieser Größe sind besonders gefährlich, da sie Tsunamis auslösen können. Ischia ist eine Insel, die durch einen unterirdischen Vulkan entstanden und damit besonders anfällig für Erdrutsche, die durch Erdbeben oder starke Regenfälle begünstigt werden. 

Neapel Italien Phlegräische Felder
Ein Ausbruch des Supervulkans könnte für rund 700.000 Menschen verheerende Folgen haben. © Unsplash | Zsolt Cserna

Die neuen Entdeckungen zeigen, dass das Gebiet weiterhin genau überwacht werden muss. Besonders die südlichen Hänge von Ischia gelten als gefährdet und sollten intensiver beobachtet werden. Die Forschenden betonen, dass die neu entdeckte Kraterstruktur wertvolle Hinweise auf die zukünftige Entwicklung des Vulkans geben könnte.

Auch interessant

In den nächsten Jahren sind weitere Untersuchungen geplant, um die geologischen Risiken besser zu verstehen. Dazu gehören zusätzliche Messungen und Probenentnahmen am Meeresboden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, bessere Frühwarnsysteme zu entwickeln und die Sicherheitsmaßnahmen für die Region anzupassen.