Aschaffenburg/Berlin. In einem Park in Aschaffenburg tötet ein Mann zwei Personen. Der Tatverdächtige stammt aus Afghanistan und war ausreisepflichtig.
- In einem Park in Aschaffenburg ist es am Mittwoch zu einer Gewalttat gekommen
- Ein zwei Jahre altes Kind und ein 41 Jahre alter Mann kamen ums Leben
- Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 28-Jährigen aus Afghanistan
Bei einer Gewalttat am späten Mittwochvormittag in einem Park in Aschaffenburg, im Nordwesten von Bayern, sind zwei Menschen im Park Schöntal mutmaßlich durch eine Stichwaffe getötet worden. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, handelt es sich bei den Toten um ein Kind und einen Mann, im Alter von zwei und 41 Jahren. Außerdem sind nach Angaben der Polizei ein Mann, eine Frau und ein zweijähriges Kind verletzt worden. Die Verletzten seien ein 72-jähriger Deutscher, eine 59-jährige Deutsche sowie ein zweijähriger syrischer Junge, teilte das zuständige Polizeipräsidium Unterfranken am Mittwochabend mit.
Ein Tatverdächtiger wurde in der Nähe des Tatorts festgenommen, wie die Polizei in Würzburg mitteilte. Der Tatablauf ist auch Stunden nach der Messerattacke nicht gesichert. Ob der Festgenommene sich schon zu der Tat geäußert hat, bleibt ungewiss. Er wird wahrscheinlich an diesem Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt.
Gewalttat von Aschaffenburg: Keine Hinweise auf Terror-Hintergrund
Bei dem festgenommenen Mann handelt es sich um einen 28 Jahre alten Menschen aus Afghanistan. Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) trat am späten Mittwochnachmittag vor die Presse. Hermann sprach dabei mehrfach von einer „schrecklichen Gewalttat“. Sichtlich angefasst bestätigte Hermann, dass der mutmaßliche Täter aus Afghanistan stammte, in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte, im Dezember 2024 aber selbst den Willen zur Ausreise bekundet habe. Er sei dann zur Ausreise aufgefordert worden
Der mutmaßliche Täter war Informationen unserer Redaktion zufolge als Asylsuchender in Bulgarien als Erstes in der EU registriert. Ein sogenanntes Dublin-Verfahren zur Überstellung des Afghanen aus Deutschland nach Bulgarien scheiterte.
Der Mann habe „unvermittelt und gezielt“ eine Kindergartengruppe mit einem Küchenmesser angegriffen. Nach der Tat hätten Passanten den Angreifer verfolgt, die Festnahme sei zwölf Minuten später erfolgt.
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Laut Herrmann war der 28-Jährige in der Vergangenheit dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen. Deshalb sei er jeweils zur psychiatrischen Behandlung in Einrichtungen eingewiesen worden, dann aber wieder entlassen worden. Hinweise auf ein islamistisches Motiv gebe es bislang nicht, bei der Durchsuchung seines Wohnraums sei nichts gefunden worden, was in diese Richtung deutet. „Die Mutmaßung geht stark in Richtung einer psychischen Erkrankung“, sagte Hermann. Es seien Medikamente in der Wohnstätte gefunden worden. Die Hintergründe der Tat würden „in den nächsten Tagen“ ermittelt, so der Innenminister.
Angriff auf Kinder: Mann verhinderte wohl noch schlimmeres
Insgesamt sei der Verdächtige bereits dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen und in psychiatrischer Behandlung gewesen. Um welche Art von Gewaltdelikten es sich handelt, sagte Hermann nicht. Ein Amtsgericht habe dem 28-Jährigen eine psychische Betreuerin bestellt, so der Innenminister.
Hermann nannte zudem Details zu den Opfern der Tat. Bei dem toten Zweijährigen handelt es sich demnach um ein Kind marokkanischer Abstammung, der 41-Jährige stammt aus Deutschland. Er sei ein Passant gewesen, der „mutig zum Schutz der anderen Kinder“ eingeschritten sei und dabei vom Täter „tödlich verletzt“ wurde. Hermann dankte dem Verstorbenen für sein Eingreifen. „Der Mann hat mutig wahrscheinlich den Tod von weiteren Kindern verhindert“, so der Minister.
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Unter den Verletzten ist laut dem CSU-Politiker ein zweijähriges Mädchen aus Syrien. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) erklärte, die drei Verletzten befänden sich alle außer Lebensgefahr. Dabei handle es sich um ein weiteres Kind, einen 61-jährigen Mann sowie eine Erzieherin, die mit den Kindern unterwegs gewesen sei. Gerlach dankte den Einsatzkräften und sprach den Familien der Getöteten ihr Mitgefühl aus – auch wenn sie wisse, dass Worte den Schmerz nicht lindern könnten.
Aschaffenburg: Kanzler Scholz entrüstet
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach am Mittwoch in Paris von einer „unfassbaren Terror-Tat“. Er sei es leid, „wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen. Von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um hier Schutz zu finden“, sagte Scholz in einer ersten Reaktion.
„Die Behörden müssen mit Hochdruck aufklären, warum der Attentäter überhaupt noch in Deutschland war. Aus den gewonnenen Erkenntnissen müssen sofort Konsequenzen folgen - es reicht nicht zu reden“, sagte der Bundeskanzler. Falsch verstandene Toleranz sei völlig unangebracht. Laut Polizei waren die Hintergründe der Tat zunächst unklar. A
Scholz telefonierte aus Paris zweimal mit der Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Er überlegt offenbar, die Chefs der Sicherheitsbehörden am Abend zusammenzurufen, um sich die Lage zu der Gewalttat in Aschaffenburg persönlich schildern zu lassen. Mit dabei sind unseren Informationen zufolge die Spitzen des Bundeskriminalamts, des Bundesamts für Verfassungsschutz und des Bundesinnenministeriums.
Entsetzen über die Tat
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte sich entsetzt und versprach restlose Aufklärung dieser „feigen und niederträchtigen Tat“. Würzburgs katholischer Bischof Franz Jung sagte: „Ich bin zutiefst erschüttert über diese abscheuliche Gewalttat.“ Er sei im Gebet mit den Opfern und deren Angehörigen verbunden. Jung dankte Polizei und Rettungskräften für ihren Einsatz. „Bitten wir Gott um Frieden in der Stadt Aschaffenburg und in unserer Gesellschaft.“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, ihr Mitgefühl sei bei den Eltern des getöteten Kindes und ebenso der Familie des Mannes, „der durch diese brutale Tat sein Leben verloren hat“. Den Schwerverletzten wünsche sie „von ganzem Herzen, dass sie wieder genesen können“. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte, die Behörden müssten mit Hochdruck aufklären, warum der Mann überhaupt noch in Deutschland gewesen sei: „Aus den gewonnenen Erkenntnissen müssen sofort Konsequenzen folgen – es reicht nicht zu reden.“
CDU-Chef Friedrich Merz forderte „politische, klare Antworten“. „Wir werden darüber sprechen müssen, sobald die Umstände dieser schrecklichen Tat aufgeklärt sind“, sagte der Kanzlerkandidat der Union beim Jahresempfang der Wirtschaft in Mainz. Offensichtlich handele es sich bei dem Täter um einen ausreisepflichtigen Afghanen, sagte Merz und drückte den betroffenen Familien sein Mitgefühl aus.
Park in Aschaffenburg gilt als „gefährlicher Ort“
Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, hatte die Polizei den Park Schöntal im vergangenen November als „gefährlichen Ort“ eingestuft. Der Park gilt als Hotspot für Drogendelikte. Im Park sind regelmäßig Fußstreifen der Polizei unterwegs.
Aschaffenburg liegt im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken – nahe der Landesgrenze zu Hessen. Der historische Park im englischen Gartenstil ist nach Stadtangaben etwas mehr als neun Hektar groß.