Berlin. Bei „Hart aber fair“ geht es um den neuen und alten US-Präsidenten Donald Trump – und was seine zweite Amtszeit für Deutschland bedeuten könnte.
Eigentlich ist man sich an diesem Abend bei „Hart aber fair“ einig: Egal, ob einem die Tonalität oder die politischen Inhalte von Donald Trump gefallen und zusagen, „man darf nun nicht die Mitarbeit verweigern“, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) es sagt. Heißt: „Er wurde gewählt und das müssen wir anerkennen“, sagt die Unternehmerin Sarna Röser. „Wir müssen uns viel mehr darauf fokussieren, wie wir damit umgehen.“
„Hart aber fair“: Das waren die Gäste:
- Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister (SPD)
- Rüdiger Lucassen, Verteidigungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion (AfD)
- Thomas Hayo, Creative Director
- Juli Zeh, Schriftstellerin und SPD-Mitglied
- Markus Feldenkirchen, Autor „Der Spiegel“ und Podcaster
- Sarna Röser, Unternehmerin und Initiatorin von Unternehmer in Bewegung (UiB)
Doch wie umgehen mit einem, dessen Antrittsrede, der „Spiegel“-Journalist Markus Feldenkirchen als „aus dem Bilderbuch des Rechtspopulismus“ bezeichnet? Wenn es nach Rüdiger Lucassen, dem verteidigungspolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion geht, heißt das vor allem eins, wie er an diesem Abend mehrfach betont: Erstmal abwarten, was er macht, alles andere sei „ein Blick in die Glaskugel“ und sich dann „an den Zeichen, die er setzt, orientieren.“
Laut Feldenkirchen müsse man in der künftigen Zusammenarbeit mit Trump bedenken, dass er ein Narzist sei, einer, der die „Broculture” lebe und einer, bei dem sich Lob und Schmeicheleien verfangen. Hier sieht der Journalist ein Versäumnis beim aktuellen Bundeskanzler und lobt den Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz für seine bisherige Zurückhaltung in Sachen Trump.
Juli Zeh bei „Hart aber fair” in der ARD: „Rechtspopulismus kein Problem des Ostens”
Kurz vor dem Amtsantritt hatte sich der deutsche Botschafter in Washington in einer für Diplomaten ungewohnten Deutlichkeit zu Trump geäußert. Es drohe eine „maximale Disruption“ mit Angriffen auf Rechtsstaatlichkeit und politische Gegner, hieß es in einer vertraulichen Analyse für die Bundesregierung, aus der mehrere Medien zitieren.
Als das auch in der Runde diskutiert wird, meldet sich die Autorin Juli Zeh zu Wort und reicht bei Moderator Louis Klamroth eine Beschwerde ein: „Es geht um einen chauvinistischen Präsidenten und einen chauvinistischen Wahlkampf und Sie reden eine halbe Stunde lang nur mit Männern.“
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Doch dann wird sie sofort inhaltlich: In Deutschland schiebe man den Rechtspopulismus als Problem immer gerne in den Osten, doch nun zeige sich immer deutlicher, dass es sich dabei um ein viel größeres, wenn nicht gar weltweites Problem handle, argumentiert sie unter großem Applaus aus dem Publikum. Die Ursache dafür sieht sie in einer Gegenbewegung auf die Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte. „Es verfängt alles, was verspricht, eine Welt einfacher und geschlossener zu machen”, sagt sie. „Alles, was Ego, Stolz und Selbstbewusstsein zurückgibt.”
„Hart aber fair”: Trump ist „Produkt unserer Zeit“
Thomas Hayo ist Creative Director und lebt seit vielen Jahren in New York und sieht in Trump vor allem eins: „Ein Produkt unserer Zeit.“ Einer, der wisse, wie man die Massen anspreche und einer, der wisse, wie man Gefühle ausdrückt und so vieles anspreche, „was sich die amerikanische Seele wünsche.“ Und genau dafür bräuchte es hierzulande eine Gegenerzählung, die die Menschen emotional erreiche, findet die Autorin Juli Zeh. „Meine große Sorge ist: Wo ist das Gegengift?”
Zeh wünscht sich auf Trump bezogen, aber auch generell – und da ist sie sich an diesem Abend mit der Unternehmerin Sarna Röser einig – einen „sachlichen Umgang ohne moralische Degradierung.“ Denn das, so ihre Argumentation, würde die Menschen mitnehmen, ein Doppelstandard tue das nicht und sei durchschaubar.
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Die Kriege in Nahost und in der Ukraine, drohende Strafzölle, Inflation und Wirtschaftskrise: All diese Themen werden an diesem Abend gestreift, gehen aber nicht in die Tiefe. Was aber klar wird, ist – und das ist wahrlich auch keine Neuigkeit – der Vertrauensverlust in die Politik ist nicht nur in den USA und hierzulande real. Deutschland und ein starkes Europa brauchen eine Zukunftsvision, die auch ohne einen, wie Hayo ihn nennt, „unberechenbaren Präsidenten Trump“ und damit gegebenenfalls ohne Amerika auskommt. Denn, wie Markus Feldenkirchen urteilt: „Donald Trump hat bewiesen, dass er Grenzen verschieben kann.”