Berlin. Katerina Jacob nimmt in ihren TV-Rollen kein Blatt vor den Mund. Das bekommen im echten Leben auch ihre Tochter und ihr Mann zu spüren.
Katerina Jacob (66) hat in ihrem Leben viele Herausforderungen bewältigt, Krebserkrankung inklusive. Doch es gibt Erfahrungen, die die Schauspielerin völlig aus der Fassung gebracht haben – so zum Beispiel die erste Begegnung mit dem Lebenspartner ihrer Tochter. Das passt auch zur Geschichte der neuesten Folge ihrer Reihe „Anna und der Untermieter“ (Freitag, 24.1., 20.15 Uhr, ARD).
Man hört, Sie haben ein „Stressschwein“ aus Stoff, an dem Sie Ihre Frustrationen abreagieren. Wie geht es dem?
Katerina Jacob: Bestens. Ich bin in einer guten Stimmung. Ich liebe die Jahreszeit, wenn es stürmt und schneit. Meine Magen-Darm-Spiegelung war okay. Und mein Mann ist gerade auf Gran Canaria. Wenn man sich jeden Tag 24 Stunden sieht, dann nutzt man sich ab. Und wenn der andere mal für ein paar Wochen weg ist, freut man sich umso mehr.
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Dass es mit „Anna und der Untermieter“ weitergeht, dürfte auch ein Grund zur Freude sein.
Jakob: Ja, und das nächste Buch ist auch wieder sehr gut. Wobei ich nicht weiß, wann die Geschichte auserzählt ist. Irgendwann ist mal Schluss. Und eines Tages will ich nur noch Rentner sein.
Wollen Schauspieler nicht ihren Beruf bis zum letzten Atemzug ausüben?
Jakob: Ich nicht. Ich möchte zum Beispiel wieder die Muße haben, ein neues Buch zu schreiben. Aber in meinem Leben ist es einfach zu unruhig.
Katerina Jacob: Bei dieser Sache steht ihr ihr Mann im Weg
Sie können doch die Unruhe abstellen.
Jakob: Aber dafür müsste ich meinen Mann eliminieren. Meine beiden bisherigen Bücher habe ich nur geschafft, weil ich mich an den Computer gesetzt und die ganze Nacht durchgeschrieben habe. Dann habe ich bis zwölf Uhr mittags geschlafen, und mein Schlaf ist meinem Mann heilig.
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Warum sind Sie mit ihm verheiratet, wenn er Sie von Ihren wichtigsten Aktivitäten abhält?
Jacob: Schreiben ist ja nicht so wichtig, das ist nur ein Hobby. Er ist ein toller Mann, den ich liebe, ich werde einen Teufel tun, ihn für ein Buch ins Jenseits zu schicken. Abgesehen davon könnte ich ja jetzt schreiben, weil er nicht da ist. Aber das geht auch nicht.
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Sicher, weil Sie jetzt ganz im Sog von „Anna und ihr Untermieter“ stecken. Da wird Ihre Film-Tochter vom Schwiegervater in spe recht erniedrigend behandelt. Mit dem Partner Ihrer eigenen Tochter sind Sie hoffentlich entspannter umgegangen.
Jacob: Als sie ihn mir vorgestellt hat, habe ich mich ziemlich überfahren gefühlt.
Wie kann man sich das vorstellen?
Jacob: Über ihr 20. Lebensjahr hinaus hatte sie nie einen festen Freund. Eines Tages rief sie mich an, sie hätte jetzt zwei Aspiranten. Aber wie sich herausstellte, waren das zwei Schauspieler. Ich dachte mir, oh Gott ich bin verloren. Sie hat sich dann für einen entschieden und mir gesagt, ich solle mir mal „Raumschiff Enterprise“ anschauen. Er würde darin den Kapitän eines Raumschiffs spielen. Ich habe das also gemacht und habe sie danach angerufen: „Wie alt ist der?“ – „Er ist zwölf Jahre älter als ich.“ – „Okay, ich darf nichts sagen, mein Mann ist 15 Jahre älter.“ – „Ist der fett?“ – „Nein, das sind alles Muskeln.“
Wie ging es dann weiter?
Jacob: Wir haben uns dann in einem Restaurant in Vancouver getroffen. Er war auch sehr lustig und intelligent und ganz toll.
TV-Star über das Schauspielen: „Das ist doch der dümmste Beruf, den es gibt“
Was ist denn an Schauspielern so Schlimmes?
Jacob: Das ist doch der dümmste Beruf, den es gibt. Dir wird gesagt, was du zu sagen und wie du zu handeln hast. Das Einzige, was du können musst, ist gut auswendig zu lernen. Ansonsten bastelt man das im Schnitt so hin, dass du immer grandios bist. Und alle, die intelligent sind, machen noch nebenher etwas Anderes – sie stehen auf der Bühne, führen Regie oder schreiben. Abgesehen davon gibt es kaum einen Beruf mit einer größeren Existenzangst.
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Das heißt, wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie nicht wieder Schauspielerin werden wollen?
Jacob: Nein, nein, nein.
Sondern?
Jacob: Tierpflegerin, weil ich auf einem Bauernhof groß geworden bin. Und ich hätte mit Tieren arbeiten können. Das hätte mir Spaß gemacht. Krankenschwester hätte ich mir auch gut vorstellen können. Auch Archäologin wäre ich gerne geworden, aber dazu zu gehört viel Chemie, und das war nicht so mein Ding.
Schauspieler stehen auch im Ruf, Narzissten zu sein. Hatten Sie mit vielen Menschen dieses Schlags zu tun?
Jacob: Zu vielen. Menschen, die sich selbst auf die Schulter klopfen, wenn sie spielen, sind für mich völlig uninteressant. Meistens sind das Männer. Und mit denen hatte ich auch diverse Kämpfe.
Katerina Jacobs: Beim „Hamlet“-Darsteller konnte sich nicht mehr an sich halten
Sie nehmen ja kein Blatt vor den Mund und kennen keine falsche Zurückhaltung.
Jacob: Das ist der Vorteil im Alter. Du sagst, was du denkst. Keiner muss dich mehr lieb haben. Leider haben wir momentan diese politische Korrektheit. In den 70er, 80er, 90er Jahren hat mich einen feuchten Kehricht interessiert, ob einer queer, blaugrün gestreift oder gepunktet war. Man hat leben und leben lassen, und jetzt wird ein Politikum daraus gemacht.
Dabei haben wir im Moment echt andere Sorgen. Einmal habe ich einen Schauspieler erlebt, der meinte, er würde zehn Minuten lang den Hamlet weiblich spielen und dann zehn Minuten männlich, weil er das als Fluktuider (fluktuieren: schwanken, fließen, veränderlich sein. Anm. d. Red.) nicht anders machen können. Ich habe ihm dann gesagt: „Junger Mann, kriegen Sie mal Krebs und haben ein halbes Jahr Chemo, dann sind Sie fluktuide.“
Und was gibt Ihnen gute Gefühle?
Jacob: Zum Beispiel, wenn mir ein lächelnder Mensch entgegenkommt. Ich lache ja auch sehr viel über mich selber oder wenn ich komische Sachen erlebe.
Wann haben Sie zum letzten Mal herzhaft gelacht?
Jacob: Vorgestern, als ich mein Auto zur Inspektion gebracht habe. Da war eine durchaus prominente Dame, die sich wahnsinnig aufgeregt hat, weil man angeblich die Winterreifen nicht richtig aufgezogen hatte. Ihr Auto würde ruckeln und das müsse sofort korrigiert werden.
Einer der Mechaniker fuhr dann mit ihr um den Block, es hat Ewigkeiten gedauert. Das Problem war dann behoben, und die Dame fuhr weg. Seine Kollegen haben ihn dann ganz interessiert gefragt: „Mensch, was war denn?“ Er meinte mit unbewegtem Gesicht: „Angezogene Handbremse.“ – Ich konnte mich nicht mehr beruhigen.
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