Berlin. Eine Pizzeria im englischen Norwich setzt ein Zeichen: Ananas auf Pizza für knapp 120 Euro. Ein neuer Höhepunkt der ewigen Diskussion.

In der Geschichte des Essens gibt es nur wenige Momente, die so leidenschaftliche Diskussionen ausgelöst haben, wie die Erfindung der Pizza Hawaii. Für den Aufschrei sorgte in den 60er Jahren der kanadische Koch Sam Panapoulos, als er beschloss, eine Pizza mit Ananas und Schinken zu belegen. Damit brach er mit den traditionellen Regeln der italienischen Küche. Seitdem hat die Frage, ob Ananas auf eine Pizza gehört, Nationen, Gemeinschaften und sogar Familien gespalten. Auch rund sechs Jahrzehnte später bleibt es ein umstrittenes Thema.

Hawaii-Pizza für 120 Euro? Britische Pizzeria provoziert

Mitten in der seit Jahren anhaltenden Debatte, trifft eine englische Pizzeria in Norwich, eine provokante Entscheidung: Sie bietet ihren Kunden eine Ananas-Pizza für stolze 100 Pfund (rund 120 Euro) an. Überraschenderweise ist der Preis nicht der höchste, der je für eine Ananas-Pizza verlangt wurde. Im Mai 2024 wurde sie in Kalifornien für knapp 395,99 Dollar (rund 385 Euro) verkauft. Dennoch liegt der Preis der Norwich-Pizza weit über dem üblichen Preis für eine Dose Ananas in einem britischen Supermarkt.

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Die Erfindung der Tiefkühlpizza

Familienpackung

Chefkoch: „Ich sage ‚Nein‘ zu Ananas“

Die Ablehnung von Ananas auf Pizza ist für viele ein starkes Statement. Quin Jianoran, Chefkoch bei Lupa Pizza, ist ein klarer Gegner dieser Kombination. „Ich sage ‚Nein‘ zu Ananas“, erklärt er gegenüber CNN Travel und verweist auf die ursprüngliche Idee hinter der Pizza Hawaii. „Die Panapoulous-Brüder mischten chinesische süß-saure Aromen mit einem traditionellen italienischen Produkt“, so Jianoran. Diese Mischung polarisiert, doch es ist klar: Die Pizzeria nimmt dabei eine klare Stellung ein.

Obwohl die Pizza mit dem hohen Preis bislang noch keine Bestellungen erhalten hat, gibt es eine bemerkenswerte Reaktion aus der Online-Community. „Es hat eine gewaltige Wende genommen“, kommentiert der Chefkoch überrascht.

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Tradition trifft Innovation: Ein Blick nach Neapel

Trotz des hohen Preises könnte sich die Einstellung der Pizzeria ändern, wenn eine Umfrage im „Norwich Evening News“ zugunsten von Ananas auf Pizza ausfällt. Derzeit führt der „gelbe Außenseiter“ mit satten 62 Prozent der Stimmen. Ob die Preisgestaltung dauerhaft übernommen wird und auf die monatliche Spezialkarte kommt, bleibt jedoch abzuwarten. „Meine Meinung könnte sich ändern!“, lacht Jianoran. „Es könnten 200 Pfund sein, es könnten 2 Pfund sein, wer weiß.“

Obwohl traditionelle italienische Pizzabäcker Ananas in der Regel meiden, gibt es immer wieder mutige Ausnahmen. Der neapolitanische Pizzameister Gino Sorbillo sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als er eine Ananaspizza in das Menü seiner Pizzeria in der Via dei Tribunali – der berühmtesten Pizzastraße im Neapel – aufnahm. Sorbillos Ziel war es, „Lebensmittelvorurteile zu bekämpfen“.

New York vs. Neapel: Die amerikanische Freiheit der Pizza

Auch wenn Quin Jianoran die traditionelle Pizza bevorzugt, sieht er die Freiheit, eine Pizza nach Belieben zu belegen, als wichtigen Teil der kulinarischen Vielfalt. „Meine Lieblingspizza ist die New Yorker Pizza, bei der sie keine Grenzen setzen, was sie auf ihre Pizza legen“, erklärt er.

Diese Freiheit hat sogar dazu geführt, dass eine New Yorker Pizzeria im Jahr 2024 zur besten der Welt gekürt wurde: Una Pizza Napoletana in Manhattans Lower East Side wurde bei den renommierten 50 Top Pizza Awards als Spitzenreiter ausgezeichnet.

Die Ananas-Pizza bleibt ein Streitpunkt

Die Ananas-Pizza wird weiterhin die Gemüter erhitzen und die Grenzen zwischen Tradition und Innovation verschwimmen lassen. Ob in Neapel, New York oder Norwich – die Frage bleibt, ob das exotische Früchtchen seinen Platz auf der Pizza verdient. Was jedoch unstrittig ist: Die Diskussion über Ananas auf Pizza ist noch lange nicht vorbei.