Berlin/Florenz. Viele Urlaubsorte wehren sich gegen Massentourismus – auch Florenz. Ein 10-Punkte-Plan soll helfen. Was dieser für Touristen bedeutet.

Beliebte Urlaubsziele wehren sich immer vehementer gegen Massentourismus. Nach Städten in Italien wie Venedig, Rom oder der Insel Capri ergreift nun auch Florenz drastische Maßnahmen, um die Lebensqualität der Einheimischen zu schützen. Ein umfassender 10-Punkte-Plan der Stadtverwaltung soll den Weg zu einem nachhaltigeren Tourismus ebnen, wie die italienische Zeitung „La Stampa“ berichtet.

Konkret sieht der 10-Punkte-Plan ein Verbot von Keyboxen – kleinen Schlüsselsafes, die per Code geöffnet werden – an Gebäuden im UNESCO-Weltkulturerbe-Bereich vor. Auch die Nutzung von Lautsprechern durch Touristenführer, die sich mit Gruppen durch das historische Zentrum bewegen, soll eingeschränkt werden, um die Lärmbelastung zu reduzieren. Zusätzlich will die Stadt die Anzahl an kurzzeitigen Vermietungen begrenzen. Diese Apartments, die nur für wenige Tage an Touristen vermietet werden, tragen laut Bürgermeisterin Sara Funaro dazu bei, dass immer mehr Anwohner und Studierende das Zentrum verlassen.

Ein nationales Identifikationssystem für Vermietungsobjekte, mehr Kontrollen unter Einsatz von künstlicher Intelligenz und Kampagnen zur Förderung des respektvollen Umgangs mit der Stadt sind weitere zentrale Elemente des Plans. Außerdem sollen Absprachen mit großen Online-Tourismusplattformen und ein permanenter Arbeitskreis zur Tourismuspolitik eingesetzt werden.

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2023 zählte Florenz laut Bürgermeisterin Sara Funaro etwa 9 Millionen Übernachtungsgäste und 1,5 Millionen Tagesbesucher. Für 2024 rechnet die Stadt mit fast 15 Millionen Touristen, von denen sich ein Großteil auf das kleine historische Zentrum konzentriert. „Das historische Zentrum kann solche Zahlen nicht verkraften, ohne seinen kulturellen Wert zu verlieren und die Lebensqualität zu gefährden“, so Funaro gegenüber „La Stampa“. Besonders die zunehmende Konzentration rein touristischer Angebote verdränge die lokale Bevölkerung und bedrohe die Vielfalt der Stadt.

Ein G7-Gipfel der Tourismusvertreter aus Italien, Kanada, den USA, Japan, Frankreich, Deutschland und Großbritannien, der ab dem 13. November bis zum 15. November 2024 in Florenz stattfindet, wird unter anderem über Massentourismus debattieren. Bei dem G7-Gipfel soll es außerdem um wirtschaftliches Wachstum, den Einsatz von künstlicher Intelligenz sowie Kunst und Mode als Wirtschaftsfaktor gehen, wie die offizielle Website mitteilt.

Vor dem Treffen der Tourismusminister in Florenz forderte der ehemalige Bürgermeister und jetzige Europaabgeordnete Dario Nardella eine einheitliche EU-Regelung zur Regulierung von Massentourismus. Bei einem „Gegen-G7 des Tourismus“ versammelten sich Vertreter europäischer Städte wie Barcelona, die gegen den Massentourismus kämpfen. Nicht alle teilen diese Ansicht. Das Komitee „Rettet Florenz“ kritisierte Nardella und Funaro und bezeichnete das „Gegen-G7“ als lächerlich. Die Gruppe wirft den Stadtverwaltungen vor, durch Entscheidungen zugunsten internationaler Investoren die Probleme selbst verursacht zu haben.