Berlin. Singapur ist dicht besiedelt. Trotzdem fühlt man sich in diesem Luxus-Gebäude wie in der Natur. Jetzt wurde es ausgezeichnet.
Zugewucherte Wände, tropische Pflanzen an jeder Ecke und fast immer einen Blick ins Grüne: Was zunächst nach einem Hotel in abgelegenen Urwäldern klingt, ist tatsächlich die Beschreibung eines der außergewöhnlichsten Gebäude der Welt. Und entgegen der Erwartungen befindet sich das Hochhaus bei weitem nicht in der Natur, sondern mitten im Einkaufsviertel eines Stadtstaats mit knapp sechs Millionen Einwohnern: Singapur.
Die Architektur und pflanzliche Ausgestaltung des Hotels „Pan Pacific Orchard“ ist so besonders, dass das Gebäude jetzt sogar im Rahmen eines Wettbewerbs den Titel als „Bestes Hochhaus der Welt“ gewonnen hat. Vergeben wurde der Preis vom sogenannten „Council on Tall Buildings and Urban Habitat“ (CTBUH, zu Deutsch: Rat für große Gebäude und urbanen Lebensraum).
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In der Begründung der Preisverleihung erklärte die CTBUH, dass es sich bei dem Gebäude um ein „Hotel in der Natur“ handle und um einen „revolutionären Ansatz in dichtbesiedeltem Urbanismus“. Die Architekten sind auf jeden Fall von ihrem Werk überzeugt: „Man erlebt das Hotel nicht als ein sehr großes Gebäude, sondern eher als eine Art Nachbarschaft“, sagte Architekt Hong Wei Phua vom singapurischen Büro Woha gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender CNN.
Aufbau des Gebäudes: Neuartiges Konzept mit natürlichen Terrassen
Das Gebäude ist aus verschiedenen L-förmigen Gebäude-Bestandteilen „zusammengesetzt“. Diese Ls wurden dann übereinandergestapelt. In regelmäßigen Abständen gibt es riesige „Terrassen“, die luftoffen sind. Auf diesen Terrassen befinden sich Gärten oder Grünflächen, die von den Hotelgästen zur Erholung und Entspannung genutzt werden können. Jede Fläche präsentiert dabei ein anderes Thema, die der Natur Singapurs nachempfunden sind.
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Ganz unten liegt der „Wald“. Neben einem Wasserspiel gibt es hier mehrere Pflanzen, die in Singapur heimisch sind. Dieser Bereich ist sogar für Passanten zugänglich und dient somit als Naherholungsgebiet. Ein Stockwerk darüber liegt die „Strand-Terrasse“. Ein von Palmen umgebener Swimmingpool sorgt für das richtige Meeres-Gefühl samt Badespaß und Schwimmeinheiten. Gleich darüber folgt die sogenannte „Gartenterrasse“. Auf großzügigen Spazierwegen kann man eine Runde um eine rechteckige Grasfläche drehen.
Ganz oben liegt fast schon logischerweise das Wolken-Konzept. Ein begrünter Veranstaltungsraum mit bepflanzter Umgebung kann somit Konzerte genießen und Meetings abhalten und dabei den Blick über die Stadt genießen.
Eine eigene kleine Stadt in der Stadt
Da die Seiten der Terrassen offen sind, von oben aber jeweils von der nächsten Fläche überdacht sind, ist man zu fast jeder Zeit vor Sonne und Regen geschützt. Das Hotel verfügt insgesamt über 347 Zimmer. Fast jedes davon hat einen eigenen Balkon, von dem aus man auf die Grünanlage der jeweiligen dazugehörigen Terrasse blicken und die „Natur“ genießen kann. Mittlerweile wird das Hotel von der UOL-Group betrieben, einem Immobilien-Riesen in Asien. Die Preise für ein Deluxe-Zimmer für zwei Personen liegen bei etwa 280 Euro pro Nacht – Frühstück inklusive.
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Neben den Terrassen können sich die Hotelbewohner auch über einen Ballsaal für 400 Personen und zwei hoteleigenen Restaurants freuen. Weiterer Vorteil: Ein Vordach des Hotels ist mit Solaranlagen „zugepflastert“. Die benötigte Energie wird also zumindest teilweise klimaneutral gewonnen.
Grüne Architektur: Singapur macht es anders
Bereits seit Jahrzehnten gilt Singapur als Vorreiter in Sachen naturnaher Architektur. Schon in den 1960er-Jahren wurde der Stadtstaat vom ehemaligen Premierminister Lee Kuan Yew als „Gartenstadt“ bezeichnet. Und dieser Begriff hat durchaus seine Berechtigung: Viele Hochhäuser sind bepflanzt, auch die ein oder andere Fassade wurde mittlerweile begrünt. Das sorgt nicht nur für ein naturnahes Stadtbild, sondern verbessert auch das Klima. Da die Pflanzen Wasser abgeben, wird die Stadt automatisch etwas heruntergekühlt.
In einigen Viertel ist es sogar vorgeschrieben, dass Hochhäuser eine festgelegte Menge an Grünflächen einplanen müssen. In Orchard zum Beispiel, wo das „Pan Pacific Orchard“ liegt, müssen die Grünflächen (Dachterrassen, Pflanzkästen, Gärten und Fassaden) die gleiche Grundfläche haben wie das gesamte Grundstück.
Der Clou: Das „Pan Pacific Orchard“ pulverisiert diesen Wert und bietet sogar knapp die dreifache Fläche an Grünanlagen. Der Gründungsdirektor des Architekturbüros, Mun Summ Wong, sagte in einer Pressemitteilung des CTBUH: „Wolkenkratzer können als grüne Lungen in dichten städtischen Umgebungen dienen.“ Ein Vorbild also für andere Städte? Das wird sich zeigen.