Berlin. Die Top-3-Kandidaten für das Jugendwort des Jahres 2024 stehen fest – aber an einem Begriff gibt es bereits reichlich Kritik.

Mit Spannung erwartet die Öffentlichkeit die Verkündung des Jugendworts des Jahres 2024. Bereits jetzt wirft die Wahl Fragen auf, denn einer der Begriffe sorgt für hitzige Debatten: „Talahon“. Zusammen mit „Aura“ und „Schere“ steht das Wort in der engeren Auswahl und spiegelt die komplexe Welt der Jugendkultur wider.

„Talahon“ ist mehr als nur ein Modewort, es symbolisiert eine ganz eigene gesellschaftliche Strömung. Abgeleitet vom arabischen „Tahal lahon“ („Komm her“) beschreibt der Begriff junge Männer mit bestimmten Eigenschaften. Sie tragen oft gefälschte Luxusartikel – typischerweise kombiniert mit Bauchtasche, Trainingshose und auffälligen Accessoires wie Goldketten, dazu haben sie meist einen Migrationshintergrund.

Nicht zuletzt deshalb wird der Begriff von vielen kritisiert. Viele Aktivisten sehen in „Talahon“ einen weiteren rassistischen Begriff für nicht-weiße Jugendliche, der vor allem abwertend verwendet wird. Vor allem männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund stehen im Mittelpunkt der Debatte, die nicht selten Vorurteile und Klischees bedient.

„Aura“ und „Schere“ – Jugendliche Ausdrucksweisen mit Tiefgang

Neben „Talahon“ stehen zwei weitere Begriffe im Finale der diesjährigen Wahl: „Aura“ und „Schere“. „Aura“ wird in der Jugendsprache verwendet, um die Ausstrahlung oder den besonderen Status einer Person – oft auch scherzhaft – zu beschreiben. In den sozialen Netzwerken gibt es dazu einen Trend: „Wie viele Aura-Punkte habe ich verloren als ...“ heißt es in den Videos. Dabei beschreiben die Ersteller der Beiträge eine Situation, in der sie sich oft in einer unangenehmen Lage befanden und „Aura-Punkte“ verloren haben.

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Der Begriff „Schere“ hingegen stammt aus der Gaming- und Streaming-Szene. Wenn jemand in einem Spiel einen Fehler macht oder einen Fauxpas begeht, „hebt er die Schere“, um dies anzuerkennen und einzugestehen. Diese Redewendung hat sich von einer reinen Gaming-Phrase zu einem Symbol für Verantwortungsbewusstsein entwickelt. In Zeiten, in denen Fehler oft online bloßgestellt und kritisiert werden, ist das „Schere heben“ ein Zeichen dafür, dass man Verantwortung übernimmt und öffentlich zu seinen Schwächen steht.

Online-Voting entscheidet über das Jugendwort des Jahres

Die endgültige Entscheidung, welches dieser drei Wörter den Titel „Jugendwort des Jahres“ tragen wird, fällt durch ein öffentliches Online-Voting. Jugendliche im Alter von 11 bis 20 Jahren können auf der Website „jugendwort.de“ für ihren Favoriten abstimmen.

Am 19. Oktober wird das Gewinnerwort live auf der Frankfurter Buchmesse bekanntgegeben. In die Wahl fließen ausschließlich die Stimmen junger Teilnehmer ein, um sicherzustellen, dass das Wort tatsächlich die Jugend widerspiegelt und nicht lediglich von Erwachsenen interpretiert wird.

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Die Tradition des Jugendworts – Ein Spiegel der Zeit

Seit 2008 gibt es das „Jugendwort des Jahres“, und jedes Jahr sorgt die Wahl für Gesprächsstoff. Die Tradition begann mit dem kuriosen Begriff „Gammelfleischparty“, der als ironische Bezeichnung für Ü-30-Partys diente. Seitdem folgten zahlreiche Worte, die mal mehr, mal weniger Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch hielten. Im vergangenen Jahr gewann „goofy“, ein Ausdruck für eine tollpatschige oder alberne Person, der vor allem in sozialen Medien populär ist.

Jugendwort des Jahres – Das sind die bisherigen Gewinner:

  • 2023 – „goofy: Das aus dem Englischen stammende Wort beschreibt eine ungeschickte oder alberne Person. Es wird vor allem ironisch verwendet.
  • 2022 – „smash“: Der Begriff beschreibt „mit jemandem etwas anfangen“. Er stammt aus dem Spiel „Smash or Pass“, bei dem Nutzer Prominente sehen und entscheiden, ob sie mit ihnen schlafen würden oder nicht.
  • 2021 – „cringe“: Bezeichnet eine Situation oder ein Verhalten, das peinlich oder unangenehm ist. Der Begriff wird oft verwendet, um Scham auszudrücken. 
  • 2020 – „lost“: Bedeutet wörtlich „verloren“ und wird im Jugendjargon verwendet, um jemanden zu beschreiben, der verwirrt, planlos oder ahnungslos ist.

Doch nicht immer stoßen die ausgewählten Begriffe auf ungeteilte Zustimmung. Kritiker bemängeln oft, dass die Siegerwörter nicht wirklich Teil des Sprachgebrauchs der Jugend seien oder dass sie zu stark von der Erwachsenenwelt beeinflusst würden.

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Trotz dieser Einwände hat die Wahl des Jugendworts ihren festen Platz im deutschen Kulturkalender. Besonders die humorvollen Präsentationen der Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner, die die Jugendwörter der vergangenen Jahre mit viel Witz vorstellte, sorgten für Aufsehen und schufen eine Brücke zwischen den Generationen.

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