Berlin. Horst Janson wurde mit der „Sesamstraße“ zur Ikone. Mit anderen Rollen schuf er einen Typ Mann. Jetzt ist der Schauspieler mit 89 Jahren gestorben.
Die Fernsehwelt wird ihn vermissen. Der beliebte TV-Schauspieler Horst Janson ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Das bestätigte seine Ehefrau Hella gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Seine erste Ehefrau Monika Lundi sagte gegenüber „Bild“: „Der arme Schatz. Aber jetzt ist er wenigstens erlöst. Ich habe schon eine Kerze für ihn angezündet.“ Janson blickt auf über 50 Jahre Fernsehkarriere zurück. Seine Rolle in der „Sesamstraße“ machte ihn zur Ikone: von 1980 bis 1985 spielte er in der Kinder-Kultserie mit.
Doch zuletzt stand es schlecht um Janson, hatte er doch im vergangene Jahr schwere gesundheitliche Probleme zu bewältigen. Alles begann mit einem Schlaganfall im Frühsommer 2024. Der Schauspieler kam per Notarzt in die Klinik, absolvierte danach eine Reha in Bad Heilbrunn in Bayern. Dank der Pflege dort ging es ihm zunächst wieder besser. Seinen Auftritt bei den Bad Hersfeldern Festspielen musste er aber absagen. Sein Kurzzeitgedächtnis sei beeinträchtigt gewesen.
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Seine Frau Helgardt Hella Ruthardt (71), die seit fast 40 Jahren mit Janson verheiratet war, zeigte sich im Gespräch mit der „Freizeit Revue“ zuversichtlich. „Das kriegen wir wieder hin.“ Im August kam es dann noch schlimmer: Horst Janson hatte sich nach einem Treppensturz eine Hirnblutung zugezogen. Er wurde in einer Münchener Klinik behandelt. Auch hatte er sich einen gefährlichen Krankenhauskeim eingefangen. Die Weihnachtsfeiertage verbrachte der TV-Liebling noch in der Klinik, weil sein Gesundheitszustand eine Entlassung nicht zuließ. Seine Familie war die ganze Zeit bei ihm.
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Horst Janson schuf mit dem „Bastian“ einen neuen Männertypus
Seine Rollen machen Janson unvergesslich: Es ist schon so lange her, doch viele Ältere erinnern sich noch gut an ihn, an Horst Janson als „Der Bastian“. In seiner Paraderolle hatte der Schauspieler ein Millionenpublikum begeistert und damals, 1973, gleich ein neues Männerbild entworfen – freiheitsliebend, ein bisschen verwegen und irgendwie ein früher Frauenversteher.
Mit dem ZDF-Dreizehnteiler aus dem Jahr 1973 über einen jungen Lehrer, der lieber die Freiheit genießen möchte, als den Schuldienst anzutreten, gelang es ihm sogar, ein Stück weit den familiären Frieden wieder herzustellen: So hat er es mit seinen blauen Augen, der blonden Flattermähne und Lausbubencharme geschafft, den Hippietypen salonfähig zu machen. Vor allem Mütter und Töchter hockten sich zusammen aufs Sofa, und es gab endlich einmal keinen Streit über den neuen Männertypus, der nicht mehr ins Muster „Hart wie Kruppstahl“ passte.
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In den 1980er-Jahren wurde Janson dann zum Liebling der Kinder: Er spielte vier Jahre lang in der „Sesamstraße“ mit. Als „Horst“ wurde er zur Kultfigur, die Mädchen und Jungen begeisterte. Erst kürzlich sagte er in einem Interview, darauf werde er immer noch „regelmäßig auf der Straße oder im Supermarkt“ angesprochen.
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Janson, in der Nähe von Wiesbaden geboren, hatte im Leben nur einen Wunsch: „Ich wollte immer Schauspieler werden“, sagte er in Interviews. Als er es schließlich als junger Mann nach Berlin auf die Ufa-Schule geschafft hatte, ging es bergauf. „Mein zweiter Film war ,Die Buddenbrooks‘, und das war natürlich ein guter Start.“ Das war 1959. Janson gehörte sofort zu den Großen. In der Literaturverfilmung nach dem Roman von Thomas Mann spielte er neben Stars wie Hans Jörg Felmy und Nadja Tiller, Lieselotte Pulver, Lil Dagover oder Gustav Knuth.
Auch mit Weltstars stand er vor der Kamera. Vor allem mit dem legendären Briten Peter O‘ Toole, zum Beispiel im „Wiegenlied der Verdammten“ von 1970. Im Gespräch mit dem Journalisten Jörg van Hooven erinnerte sich Janson neulich zwar an die Zeit, aber so präsent war sie ihm dann doch nicht mehr: „Ach ja, mit Tony Curtis war ich in der Türkei, und mit Richard Burton, ja wo war ich noch mal mit Burton?“
Janson begeisterte Millionen – von „Salto Mortale“ bis „Sturm der Liebe“
Es ist eben lange her. Janson hat neben den Kinofilmen auch etliche TV-Filme gedreht, so viele, dass man sie kaum auflisten kann. Im Geschäft war er seit den späten 1960er-Jahren: 1967 im „Landarzt“, dann „Salto Mortale“ (1969-1972), schließlich „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ (1974). Später war er im Abend- wie Vorabendprogramm vertreten: im „Großstadtrevier“, bei Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, war „Unter weißen Segeln“ (2005) zu sehen, im „Traumhotel“, auch in „Sturm der Liebe“ (2008-2009) und immer wieder in „In aller Freundschaft“.
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Um alt zu werden, habe er einiges getan, so ist auch in dem Buch „Das Dreieck des Lebens“ von 2004 zu lesen. Er versuche, so viel wie möglich für seine Gesundheit zu tun: „Ich schütze Herz, Gefäße und Gehirn. Ich turne eisern jeden Tag mein Zehn-Minuten-Programm. Ich trinke drei Liter Flüssigkeit pro Tag.“ Sein Vater ist mit 78 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, „in einer Diagnostik-Klinik in der Nacht nach einem Belastungs-EKG. Ein unnötig früher Tod.“
Für Horst Janson gab es kein Rentenalter
Seine Turnübungen haben ihn bis ins hohe Alter begleitet. Auch sein Drang zu arbeiten. „Solange ich fit bin und den Text behalten kann, möchte ich weiterarbeiten“, erzählte der Vater von zwei Töchtern, die er mit Ehefrau Hella bekam, im Interview mit „Bild“ und fügt an: „Das ist ja das Schöne am Schauspielerberuf: Da gibt es kein Rentenalter.“
Von den Schattenseiten des Alters wollte er aber nicht viel wissen, das wurde im Interview mit dem Journalisten Jörg van Hooven vor zwei Jahren klar. Hooven führte es anlässlich der Aufführung der Komödie „Bis zum Horizont und dann links“ im Bayerischen Hof in München: „Ich habe mir über das Thema Altersheim wirklich keine Gedanken gemacht“, gestand er und fügte hinzu, er und seine „liebe Frau“ seien eine gute Gemeinschaft. Dann lächelte er und sagte: „Meine Frau ist zehn Jahre jünger, ach sogar 13 Jahre jünger als ich.“
Janson sorgte mit Spendenaufruf für Wirbel
Da hatten er und seine Frau die wohl schwierigste Zeit in ihrem Leben hinter sich: Vor etwa zehn Jahren sorgte Janson mit einem Spendenaufruf für Wirbel. Er brauchte Geld, um seine Villa im Münchener Nobelviertel Grünwald behalten zu können, denn er saß auf einem Berg Schulden im höheren sechsstelligen Bereich. Das Paar hatte laut Medienberichten in Ost-Immobilien investiert und damit Schiffbruch erlitten. Von seiner Rente, die nach Zeitungsangaben knapp 1000 Euro im Monat betrug, hätte er den Schuldenberg nicht abbezahlen können. Doch dann sprangen Freunde ein und zahlten Geld auf das Konto der Familie ein.
Das Münchner Amtsgericht erklärte den damals 75-Jährigen für bankrott. Es habe einen Antrag auf Insolvenz abgewiesen, weil Janson nicht genug Geld habe, um das Verfahren zu bezahlen. Dennoch gaben Horst Janson und seine Frau Hella noch nicht auf. Der Schauspieler hoffte auf neue Aufträge. „Vielleicht übersehen die Fernsehbosse die vielen Zuschauer, die mich weiterhin gerne sehen würden. Das stimmt mich schon ein bisschen traurig“, erklärte er gegenüber der „Bunten“.
Horst Janson und die Frage nach der großen Wunschrolle
Dass Janson immer weiterarbeitete, hatte wohl auch etwas mit seiner finanziellen Situation zu tun. Ob er noch eine Wunschrolle hätte, wurde er einmal gefragt. „Och, lasse mich überraschen, was noch kommt. Oh nein, King, Lear, das ist so viel Text, weiß nicht, ob ich den noch in den Kopf reinbekomme. Den hätte ich gern vor zehn Jahren gespielt“
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Tatsächlich hatte er eine Menge Text im Kopf. Etwa den von Ernest Hemingways berühmter Novelle: „Der alte Mann und das Meer“. Seit 2010 spielte er in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Bühnenadaption die Rolle des Santiago. Er war mit ganzem Herzen der Fischer, der 84 Tage lang auf das Meer gefahren war, ohne einen Fisch gefangen zu haben. Santiagos Philosophie dahinter: „Ein Mann kann vernichtet werden, aber er darf nicht aufgeben!“