Berlin. Vom mysteriösen Lover bis zum kalten Killer – Alain Delon beherrschte alle Rollen. Jetzt ist der Schauspieler gestorben.

Die wichtigste Frage im Film „Der eiskalte Engel“ betraf die Schlussszene: Sollte die Hauptfigur mit einem Lächeln auf den Lippen sterben? Nach tagelangen Beratungen beschloss Regisseur Jean-Pierre Melville, dass Alain Delon keine Gefühlsregung zeigen sollte, wenn er in dem Thriller von Polizisten gestellt und erschossen wird.

„Alain Delon lächelt nie“, hätte der französische Schauspieler von sich sagen können. Delon sprach von sich gerne in der dritten Person. Er war sich seines Wertes bewusst: Er prägte von 1960 bis 1980 den französischen Film, der damals nicht nur wegen der Nouvelle Vague in Höchstform war.

Dabei war der charismatische und schöne Franzose überhaupt nicht für seine Lebensrolle prädestiniert gewesen. In einem Vorort von Paris in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen – sein Vater betrieb ein Dorfkino – , wurde er mehrfach der Schule verwiesen, bis er sie zuletzt selber abbrach. Er selbst wuchs nach der Trennung seiner Eltern bei einer Pflegemutter auf und verbrachte mehrere Jahre als Schüler in Internaten. Er arbeitete später in einer Metzgerei, nahm als Marinesoldat am Indochinakrieg teil, wo er sich mit dem französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen anfreundete. Zurück in Paris, kam er über eine Geliebte mit der Filmbranche in Berührung und wurde von einem Talentsucher entdeckt.

Alain Delon mit Romy Schneider im März 1959.
Alain Delon mit Romy Schneider im März 1959. © DPA Images | epa efe

Alain Delons Durchbruch: Von Tom Ripley zum internationalen Star

Mit 24 bekam er seine erste große Rolle: In „Nur die Sonne war Zeuge“ spielte er nach der Buchvorlage von Patricia Highsmith den talentierten Tom Ripley, der auf einer Segeljacht einen reichen Freund umbringt, um dann in seine Identität zu schlüpfen. Alles, was Delon ausmachte, war schon da: der magnetische Blick aus den blauen Augen, der Latin-Lover-Touch und ein wortscheuer Charakter, hinter dem sich eine bisweilen unheilvolle Leidenschaft erahnen ließ.

Der von René Clément verfilmte Thriller machte Delon über Frankreich hinaus bekannt. Noch im gleichen Jahr, 1960, drehte er für den italienischen Neorealisten Luchino Visconti das Schwarzweiß-Drama „Rocco und seine Brüder“, drei Jahre später für den gleichen Regisseur den Klassiker „Der Leopard“.

Der Frauenschwarm: Die Beziehungen von Alain Delon

Privat durchlebte der Frauenschwarm mit Romy Schneider eine vierjährige Glamour-Beziehung. Sie endete, heißt es in einer Romy Schneider-Biografie, als sie aus Hollywood zurückkehrt und einen Strauß roter Rosen mit einem Zettel in der von Delon bereits verlassenen gemeinsamen Wohnung vorfindet, auf dem gestanden haben soll: „Ich bin mit Nathalie nach Mexiko, alles Gute.“ Schneiders Biograf zitiert Romys Mutter Magda mit den Worten: „Delon war grausam und zärtlich in einem Atemzug. Darum liebte Romy ihn abgöttisch.“

Die französische Schauspielerin Nathalie Canovas heiratete Delon und sie bekamen Sohn Anthony (59), der auch Schauspieler ist. Romy Schneider und er blieben sich freundschaftlich verbunden und traten Jahre nach ihrer Trennung zusammen gemeinsam im Film „Der Swimmingpool“ auf – wobei Delon inmitten des Traumdekors von Saint-Tropez wieder einen Mörder in einem Dreiecksverhältnis gibt.

Delon mit Romy Schneider in „Der Swimmingpool“.
Delon mit Romy Schneider in „Der Swimmingpool“. © picture alliance/United Archives | United Archives / kpa Publicity

Zu jener Zeit hatte er mit der deutschen Sängerin Nico eine kurze Liaison, die in die Geburt eines unehelichen Sohnes mündete. Delon erkannte ihn nie an und verweigerte stur jede DNA-Probe, was ihn viel Sympathie kostete. Der Junge wurde trotz der verweigerten Anerkennung von Delons Mutter Edith Boulogne adoptiert und großgezogen.

Im Jahr 1990 kam seine Tochter Anouchka auf die Welt, vier Jahre später sein Sohn Alain-Fabien, ihre Mutter ist das ehemalige niederländische Model Rosalie van Breemen.

Delons Kinder (v.l.): Alain-Fabien, Anouchka und Anthony.
Delons Kinder (v.l.): Alain-Fabien, Anouchka und Anthony. © AFP | Valery Hache

Mit der Schauspielerin Mireille Darc lebte Delon 15 Jahre zusammen; auf der Leinwand verfestigte sich sein Image eines kalten Killers in Gangsterfilmen wie „Der Clan der Sizilianer“, „Borsalino“, „Vier im roten Kreis“ oder „Scorpio“. Delon war sich auch nicht zu schade, in den USA in internationalen Blockbustern wie „Zorro“ oder „Airport ’80 – Die Concorde“ zu spielen.

Alain Delons Rückkehr nach Paris: Sein schauspielerischer Höhepunkt in „Monsieur Klein“

Zurück aus Hollywood, bewies er in Paris, was in ihm als Charakterdarsteller steckte. In der Simenon-Adaptation „Der Sträfling und die Witwe“ zeigte sich 1971, dass die ungreifbaren, nur scheinbar gefühlskalten Delon-Figuren perfekt zum provinziellen Universum des Maigret-Schöpfers passen.

Seinen schauspielerischen Höhepunkt erreichte Delon wohl 1976 in „Monsieur Klein“ von Joseph Losey. Darin spielte er einen zynischen Elsässer, der unter der deutschen Besatzung des Zweiten Weltkriegs alles tut, um nicht als Jude zu gelten. Damit nährt er aber nur noch den Verdacht der Polizei. Seine letzte Fahrt führt ins Konzentrationslager. Der Film lebt ganz von der Figur Kleins, die in ihrer kleinbürgerlichen Banalität eine Lebensechtheit erhält, wie sie selten im Kino zu sehen ist.

Alain Delon mit Mireille Darc und Regisseur Sergio Leone.
Alain Delon mit Mireille Darc und Regisseur Sergio Leone. © AFP | -

Immerhin vermochte sich Delon in seinem Spätwerk auch über sich selbst lustig zu machen: In einer Asterix-Verfilmung parodierte er sich als Cäsar, indem er sich mit „Ave mich“ grüßte. Im richtigen Leben outete sich Delon als Anhänger eines anderen Kaisers – Napoleons – und sprach Marine Le Pen seine Unterstützung aus.

Streit in der Familie: Alains unwürdiger Abgang

1985 zog Delon in die Schweiz, wo er vierzehn Jahre später das Bürgerrecht erhielt. In seiner Seevilla bei Genf sprach er sich auch für die Sterbehilfe aus, die in Frankreich illegal ist. Später zog er sich in das französische Dorf Douchy südlich von Paris zurück. Dort lebte er mit mit einer unterirdischen Gemäldegalerie, 40 Hunden und einer Waffensammlung.

Alain Delon und sein Sohn Anthony.
Alain Delon und sein Sohn Anthony. © DPA Images | Michel Euler

Seine japanische Pflegerin behauptete, sie sei auch seine Liebhaberin; die drei anerkannten Kinder Delons zerrten sie aber 2023 wegen angeblicher Ausnutzung des greisen Schauspielers vor Gericht. Anfangs 2024 stritten sein Sohn Anthony und seine Tochter Anouchka über die Medien und vor Gericht um das Erbe. Der vielleicht größte französische Schauspieler stand unter vormundschaftlicher Aufsicht. Seine Angehörigen zufolge verstarb er „friedlich“ in seinem Bett.

Diese Prominenten sind 2024 gestorben

Der französische Schauspieler Alain Delon starb am 18. August 2024 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Douchy südlich von Paris.
Der französische Schauspieler Alain Delon starb am 18. August 2024 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Douchy südlich von Paris. © AFP | Valery Hache
Der österreichischer Bauunternehmer Richard Lugner starb am 12. August 2024 im Alter von 91 Jahren in seiner Villa in Wien. Der Society-Löwe war unter anderem durch seine Auftritte beim Wiener Opernball bekannt geworden.
Der österreichischer Bauunternehmer Richard Lugner starb am 12. August 2024 im Alter von 91 Jahren in seiner Villa in Wien. Der Society-Löwe war unter anderem durch seine Auftritte beim Wiener Opernball bekannt geworden. © DPA Images | Eva Manhart
Richard Rogler, eines der Urgesteine der politischen Kabarett-Szene in Deutschland, starb am 10. August.
Richard Rogler, eines der Urgesteine der politischen Kabarett-Szene in Deutschland, starb am 10. August. © DPA Images | Jörg Carstensen
Die Schauspielerin Shannen Doherty starb im Juli 2024 nach einer langen Krebserkrankung.
Die Schauspielerin Shannen Doherty starb im Juli 2024 nach einer langen Krebserkrankung. © DPA Images | John Salangsang
Donald Sutherland spielte im Lauf seine Karriere in über 150 Filmen mit und wurde vielfach ausgezeichnet. Mitte Juni starb er im Alter von 88 Jahren.
Donald Sutherland spielte im Lauf seine Karriere in über 150 Filmen mit und wurde vielfach ausgezeichnet. Mitte Juni starb er im Alter von 88 Jahren. © DPA Images | Raúl Terrel
Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister, ist am 8. Juni mit 85 Jahren gestorben. Bis ins hohe Alter setzte er sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein.
Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister, ist am 8. Juni mit 85 Jahren gestorben. Bis ins hohe Alter setzte er sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein. © DPA Images | Uwe Anspach
Ruth Maria Kubitschek, Grande Dame des deutschen Film- und Fernsehschauspiels, ist am 1. Juni im Alter von 92 Jahren in der Schweiz gestorben.
Ruth Maria Kubitschek, Grande Dame des deutschen Film- und Fernsehschauspiels, ist am 1. Juni im Alter von 92 Jahren in der Schweiz gestorben. © dpa | Fabian Bimmer
Er war als Kommissar Bruno Ehrlicher über Jahre das Gesicht des Dresdner und Leipziger „Tatort“. Am 5. April starb Peter Sodann im Alter von 87 Jahren.
Er war als Kommissar Bruno Ehrlicher über Jahre das Gesicht des Dresdner und Leipziger „Tatort“. Am 5. April starb Peter Sodann im Alter von 87 Jahren. © DPA Images | Arno Burgi
Der kanadische Schauspieler Kenneth Mitchell ist am 24. Februar im Alter von 49 Jahren an den Folgen seiner ALS-Erkrankung gestorben. Er spielte in „Captain Marvel“ und „Star Trek: Discovery“ mit.
Der kanadische Schauspieler Kenneth Mitchell ist am 24. Februar im Alter von 49 Jahren an den Folgen seiner ALS-Erkrankung gestorben. Er spielte in „Captain Marvel“ und „Star Trek: Discovery“ mit. © Getty Images | GABE GINSBERG
Der Schauspieler Horst Naumann, bekannt aus dem „Traumschiff“ und der „Schwarzwaldklinik“, starb am 19. Februar im Alter von 98 Jahren.
Der Schauspieler Horst Naumann, bekannt aus dem „Traumschiff“ und der „Schwarzwaldklinik“, starb am 19. Februar im Alter von 98 Jahren. © picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Der einstige Fußball-Weltmeister Andreas Brehme starb am 20. Februar im Alter von 63 Jahren.
Der einstige Fußball-Weltmeister Andreas Brehme starb am 20. Februar im Alter von 63 Jahren. © DPA Images | Tobias Hase
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist am 16. Februar in Haft in einem russischen Straflager gestorben.
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist am 16. Februar in Haft in einem russischen Straflager gestorben. © DPA Images | Pavel Golovkin
Die Schauspielerin und Sängerin Johanna von Koczian („Das bisschen Haushalt“) starb am 13. Februar in Berlin.
Die Schauspielerin und Sängerin Johanna von Koczian („Das bisschen Haushalt“) starb am 13. Februar in Berlin. © picture alliance / rtn - radio tele nord | rtn, ulrike blitzner
Toby Keith, Sänger und Schauspieler aus den USA, bei der 46. Songwriters Hall of Fame Induction and Awards Gala im Marriott Marquis. Keith ist am 5. Februar im Kreise seiner Familie gestorben.
Toby Keith, Sänger und Schauspieler aus den USA, bei der 46. Songwriters Hall of Fame Induction and Awards Gala im Marriott Marquis. Keith ist am 5. Februar im Kreise seiner Familie gestorben. © DPA Images | Evan Agostini
Der deutsche Musikproduzent Frank Farian verstarb am 23. Januar 2024. Er wurde 82 Jahre alt.
Der deutsche Musikproduzent Frank Farian verstarb am 23. Januar 2024. Er wurde 82 Jahre alt. © picture alliance/dpa/Frank Farian | Milli Segieth
Shawn Barber ist am 17. Januar im Alter von 29 Jahren gestorben. Er war ein kanadischer Leichtathlet und wurde im Jahr 2015 Stabhochsprung-Weltmeister.
Shawn Barber ist am 17. Januar im Alter von 29 Jahren gestorben. Er war ein kanadischer Leichtathlet und wurde im Jahr 2015 Stabhochsprung-Weltmeister. © Christian Charisius/dpa | Unbekannt
Hertha Präsident Kay Bernstein verstarb am 16. Januar 2024 mit 43 Jahren.
Hertha Präsident Kay Bernstein verstarb am 16. Januar 2024 mit 43 Jahren. © Jean-Marc Wiesner/dpa | Unbekannt
James Kottak, Drummer bei den Scorpions, starb am 9. Januar 2024 im Alter von 61 Jahren.
James Kottak, Drummer bei den Scorpions, starb am 9. Januar 2024 im Alter von 61 Jahren. © Etienne Laurent/EPA/dpa | Unbekannt
Der mexikanisch-amerikanische Schauspieler Adan Canto ist am 8. Januar 2024 im Alter von 42 Jahren gestorben. Er spielte in Filmen wie „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit oder „The Following“ mit.
Der mexikanisch-amerikanische Schauspieler Adan Canto ist am 8. Januar 2024 im Alter von 42 Jahren gestorben. Er spielte in Filmen wie „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit oder „The Following“ mit. © dpa | Christopher Smith
Franz Beckenbauer war der „Kaiser“ des deutschen Fußballs. Am 7. Januar 2024 ist er im Alter von 78 Jahren gestorben.
Franz Beckenbauer war der „Kaiser“ des deutschen Fußballs. Am 7. Januar 2024 ist er im Alter von 78 Jahren gestorben. © AFP | Christof Stache
Mario Zagallo ist am 5. Januar 2024 verstorben. Er wurde 92 Jahre alt. Zagallo war ein brasilianischer Fußballspieler und Trainer. Mehrfach erlangte er im Laufe seiner Karriere den Weltmeistertitel.
Mario Zagallo ist am 5. Januar 2024 verstorben. Er wurde 92 Jahre alt. Zagallo war ein brasilianischer Fußballspieler und Trainer. Mehrfach erlangte er im Laufe seiner Karriere den Weltmeistertitel. © Hassan Ammar/AP/dpa | Unbekannt
Christian Oliver verstarb am 4. Januar 2024. Der Schauspieler wurde durch seine Rolle des Hauptkomissars Jan Richter in der Serie „Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei“ im Jahr 2002 berühmt.
Christian Oliver verstarb am 4. Januar 2024. Der Schauspieler wurde durch seine Rolle des Hauptkomissars Jan Richter in der Serie „Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei“ im Jahr 2002 berühmt. © Frank Rumpenhorst/dpa | Unbekannt
Die Schauspielerin Glynis Johns starb am 4. Januar 2024 im Alter von 100 Jahren. Johns wurde durch den Filmklassiker „Mary Poppins“ im Jahr 1964 weltberühmt.
Die Schauspielerin Glynis Johns starb am 4. Januar 2024 im Alter von 100 Jahren. Johns wurde durch den Filmklassiker „Mary Poppins“ im Jahr 1964 weltberühmt. © dpa | CARLOS RENE PEREZ
Der Gründer der nach ihm benannten Optikerkette Günther Fielmann starb am 3. Januar 2024.
Der Gründer der nach ihm benannten Optikerkette Günther Fielmann starb am 3. Januar 2024. © DPA Images | Kay Nietfeld
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