Berlin. Nach einer Hitzewelle erlebte die Schweiz heftige Gewitter, die zu Schlammlawinen und Überschwemmungen in Brienz führten.
Die idyllische Ferienregion rund um den Brienzersee in der Schweiz steht nach einem verheerenden Unwetter vor einem riesigen Schuttberg. Am Montagabend führten gewaltige Gewitter zu dramatischen Überschwemmungen und Erdrutschen, die vor allem den Ort Brienz in Mitleidenschaft zogen.
Die heftigen Regenfälle, die in kurzer Zeit einen Großteil der üblichen August-Niederschlagsmenge brachten, sorgten für massive Schäden. In der Ortschaft Brienz türmen sich teils meterhohe Schuttberge in den Straßen.
Das Unwetter, das nach einer Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 35 Grad folgte, führte dazu, dass der Mühlebach durch Holz und Geröll verstopfte. Der Bach trat über die Ufer, und mit ihm kamen Felsbrocken und Baumstämme, die durch den Ort rollten.
Schlammlawinen verschütten Häuser und Straßen in Brienz
Besonders betroffen ist der Ortsteil Aenderdorf, wo Häuser von der Schlammlawine teilweise verschüttet wurden. Fenster und Türen wurden eingedrückt, und die unteren Geschosse vieler Gebäude liefen voll. Auch einige Autos wurden vom Schuttstrom fortgespült. Die rund 500 Einwohner von Brienz sind von den Ereignissen erschüttert. Glücklicherweise gab es keine Opfer.
Dank der rechtzeitigen Evakuierung durch die Behörden konnten rund 70 Bewohner in Sicherheit gebracht werden. „Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir die Hochwasserschutzmaßnahmen, die wir in den letzten Jahren gebaut haben, nicht gehabt hätten“, sagte Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn.
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Trotz Hochwasserschutzmaßnahmen: Straßen und Bahngleise verschüttet
Trotz der präventiven Maßnahmen, wie dem Bau eines Auffangbeckens für Geschiebe oberhalb des Dorfes, konnte das System die enormen Mengen an Schutt und Wasser nicht bewältigen. Innerhalb weniger Minuten fiel in der Region ein Drittel der Regenmenge, die normalerweise im gesamten August zu erwarten ist. Nach Radarschätzungen belief sich der Niederschlag lokal auf bis zu 80 Millimeter. Zum Vergleich: Ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter Wasser pro Quadratmeter.
Die Auswirkungen des Unwetters waren weitreichend: Schutt und Schlamm verschütteten Straßen und Bahngleise. Der Verkehr wurde durch Ersatzbusse aufrechterhalten, während die Hauptstraße und Bahngleise nur eingeschränkt passierbar waren. Die intensive Regenperiode ging mit über 70.000 Blitzen einher, die in der Schweiz niedergegangen sind. Die Gewitterzellen, die sich rund um den Brienzersee bildeten, sorgten für heftige Regenfälle und zogen nur langsam weiter.
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Schäden auch im Berner Oberland und am Vierwaldstättersee
Die Schäden beschränken sich jedoch nicht nur auf Brienz. Auch im Berner Oberland und am Vierwaldstättersee kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen. Im Grindelwaldtal führten Murgänge dazu, dass Straßen und Bahnlinien verschüttet wurden, was den Ferienort nur über Umwege erreichbar machte. Die Berner Gebäudeversicherung GVB schätzte die Gesamtschäden im Berner Oberland auf 25 bis 30 Millionen Franken (bis zu rund 31 Millionen Euro). Innerhalb weniger Stunden wurden etwa 200 Schadensmeldungen registriert.