Berlin/Washington. Aus acht Tagen wurden zwei Monate: Noch immer sind die beiden Astronauten von Boeings „Starliner“ auf der ISS. Zuvor gab es Probleme.
Die „Starliner“-Mission des amerikanischen Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing steht unter keinem guten Stern: Nach jahrelangen Verzögerungen startete die Raumkapsel zwar Anfang Juni zur ISS, aber schnell trübten Meldungen von Heliumlecks und Triebwerksproblemen beim Andocken an die Raumstation die Euphorie. Für die Astronautin Suni Williams (58) und Raumfahrer Butch Wilmore (61) zieht sich die Mission in die Länge: Ursprünglich sollten sie nur acht Tage im All bleiben. Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen wurden Monate, inzwischen mehr als zwei.
Wann sie zur Erde zurückkehren, ist unklar. Zunächst müssten noch weitere Tests mit Blick auf die Probleme mit den Triebwerken und Heliumlecks durchgeführt werden, sagte Steve Stich, Manager bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa, bei einer Pressekonferenz Ende Juli. Diese Tests würden größtenteils auf der Erde mit baugleichen Triebwerken durchgeführt. „Wir werden zurück nach Hause kommen, wenn wir bereit sind.“
Boeing: „Starliner“-Besatzung könnte man SpaceX zurückkehren vc
Möglich sei sogar, dass die Astronautin Suni Williams und ihr Kollege Barry Wilmore noch den ganzen August über an Bord der ISS bleiben würden, sagte Stich weiter. Der Plan sei nach wie vor, sie mit dem „Starliner“ zurück zur Erde zu bringen, es gebe aber auch Ausweichmöglichkeiten. „Die Crew versteht das alles, sie nehmen all diese Informationen auf und scheinen guter Stimmung zu sein“, sagte Mark Nappi vom Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing, der den „Starliner“ für die Nasa entwickelt und gebaut hat.
Um Astronauten auf die ISS zu bringen und wieder zurück, gab es bislang nur zwei Möglichkeiten: mit den russischen Sojus-Kapseln oder den Dragon-Raumkapseln von SpaceX, dem Raumfahrunternehmen von Elon Musk. Boeings Starliner-Raumschiff soll das ändern. Wie das Portal „Ars Technica“ berichtet, gebe es Indizien dafür, dass ein „Crew Dragon“-Raumschiff von SpaceX die beiden Astronauten nach Hause zurückholt. Dem Bericht zufolge habe die Nasa Mitte Juli eine Studie für Notfalleinsätze an Musks Unternehmen vergeben: Getestet werden soll, ob Rückflüge der „Crew Dragon“ mit sechs anstatt regulär vier Passagieren möglich sind. (les)