Berlin. Wer viel Fernsehen schaut und viel liest, hat ein geringeres Demenz-Risiko. So viel haben die Augen mit unserem Gedächtnis zu tun.
Wie gut ein Mensch sehen kann, sagt viel über seine Gesundheit aus. Insbesondere der Zustand des Gehirns könne bei bestimmten Krankheiten an den Augen abgelesen werden. Auch Demenz und deren häufigste Form, Alzheimer, können mit einer nachlassenden Sehkraft in Verbindung gebracht werden. Doch nicht nur wie scharf man sehen kann, zählt. Eine im Februar erschienene Studie macht andere Faktoren in den Augen als wichtiger aus.
Auch spannend: Dieses Sprechmerkmal ist ein frühes Anzeichen von Alzheimer
Wie schnell die Augen auf etwas reagieren, sei demnach ein viel genauerer Indikator für Demenz und Alzheimer. Der Verlust von „visueller Sensibilität“ könne eine Erkrankung bereits 12 Jahre vor einer Diagnose vorhersagen, heißt es in der im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlichten Untersuchung.
Für die Studie begleiteten Forscher der Universität von Loughborough 8623 gesunde Menschen aus der englischen Stadt Norfolk. Aus dieser Testgruppe entwickelten über die Jahre 537 Personen eine Form von Demenz. Zu Beginn der Studie mussten die Probanden Tests zu ihrer visuellen Sensibilität durchlaufen. Darin mussten sie einen Knopf drücken, sobald sie sahen, dass sich ein Dreieck aus einem Feld sich bewegender Punkte bildete. Menschen, die später dement wurden, erkannten das Dreieck sehr viel langsamer als später gesunde Menschen.
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Demenz: Wie hängen Sehkraft und Alzheimer zusammen?
Doch wieso ist die Sehkraft von dem kognitiven Verfall so früh betroffen? Das liegt vor allem an den giftigen Protein-Ablagerungen, die sich bei Demenz und Alzheimer im Gehirn bilden, fassen die Autoren der Studie in einem Gastbeitrag für „The Conversation“ zusammen. Denn sogenannte Amyloid-Plaques bilden sich zuerst in den Teilen des Gehirn, die für das Sehen zuständig sind. Erst danach greift die Krankheit auf die für Erinnerungen zuständige Bereiche über.
Auch andere Aspekte der visuellen Verarbeitung seien bei einer Alzheimer-Erkrankung betroffen, schreiben sie. Beispielsweise sind die Fähigkeiten, die Umrisse eines Objekts oder eine bestimmte Farbe zu erkennen, bereits früh in der Entwicklung einer Demenz-Erkrankung gestört. Eine Wahrnehmung des Blau-Grün-Spektrums sei besonders früh beeinträchtigt.
Ein weiteres frühes Anzeichen von Alzheimer ist ein Mangel in der „hemmenden Kontrolle“ der Augenbewegungen, wodurch ablenkende Reize die Aufmerksamkeit offenbar leichter fesseln. Menschen mit Alzheimer scheinen ein Problem damit zu haben, ablenkende Reize zu ignorieren, was sich in Problemen bei der Kontrolle der Augenbewegungen bemerkbar machen könne.
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Überraschende Behandlungsmethode: Augen-Training gegen Demenz
Weil visuelle Sensibilität mit der Gedächtnisleistung verbunden ist, halten die Forscher eine ungewöhnliche Behandlungsmethode gegen Demenz für vielversprechend. So deuten die Ergebnisse von Studien an, dass mehr Augenbewegung eine Demenz-Erkrankung vorbeugen könne.
Formen von Demenzerkrankungen
Alzheimer-Krankheit | Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form von Demenz und betrifft vor allem ältere Menschen. Sie tritt allmählich auf und beeinträchtigt Gedächtnis, Denken und Verhalten. |
Vaskuläre Demenz | Die vaskuläre Demenz entsteht durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn, beispielsweise durch Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen. Die Symptome können je nach betroffenem Bereich des Gehirns variieren. |
Lewy-Körper-Demenz | Bei der Lewy-Körper-Demenz sammeln sich sogenannte Lewy-Körper im Gehirn an, die zu Störungen in der Informationsverarbeitung führen. Die Symptome ähneln oft denen der Parkinson-Krankheit. |
Frontotemporale Demenz | Die frontotemporale Demenz betrifft vor allem die Bereiche des Gehirns, die für Verhalten, Persönlichkeit und Sprache zuständig sind. Die Symptome können je nach betroffenem Bereich sehr unterschiedlich sein. |
Gemischte Demenz | Bei der gemischten Demenz treten mehrere Formen von Demenz gleichzeitig auf, beispielsweise Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz. |
„Vielleicht erklärt das, warum wir herausgefunden haben, dass Menschen, die mehr fernsehen und lesen, ein besseres Gedächtnis und ein geringeres Demenz-Risiko haben als diejenigen, die dies nicht tun“, schreiben die Forscher in „The Conversation“.
Beim Lesen oder Fernsehschauen bewegen sich die Augen mit den Bildern oder Seiten. Allerdings sind Menschen, die häufig lesen, besser gebildet und haben dementsprechend eine höhere „Gehirnreservekapazität“. Bei einer Schädigung von Verbindungen im Gehirn fallen die negativen Folgen dadurch geringer aus.