Berlin. Schon seit längerem beobachten Forscher das veränderte Verhalten von Haien. Schuld daran, könnte unfreiwilliger Kokain-Konsum sein.
Haie auf Koks? Was wie ein Szenario aus einem schlechten US-Film klingt – man denke nur an „Sharknado“ oder ähnliche Meisterwerke – könnte tatsächlich Realität sein. Ein Drogenrausch würde zumindest das ungewöhnliche Verhalten erklären, das bei den Tieren in den vergangenen Jahren immer wieder beobachtet wurde.
Der Ort des Geschehens: der Atlantik vor den Küsten Floridas und Mexikos. Dort wurde bereits im Jahr 2023 beobachtet, dass sich Haie zu plötzlich ganz anders verhalten, als sie es sonst tun. Schnell kam die verrückte Theorie auf: Könnten die Tiere Kokain gefressen haben?
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Haie auf Koks? Dokumentation macht verrückte These bekannt
Einem größeren Publikum wurde der mutmaßliche Drogenrausch in der Tiefe erstmals durch die Dokumentation „Cocaine Sharks“ des britischen Discovery Channel bekannt. Dokumentarfilmer gingen darin der Frage nach, ob Haie im Golf von Mexiko tatsächlich die zahlreichen Kokainpakete konsumieren, die Drogenschmuggler unterwegs verlieren oder mit Absicht ins Meer werfen.
Bislang war es jedoch nicht gelungen, Blutproben von den Haien zu entnehmen. Der brasilianische Umwelttoxikologe Enrico Mendes Saggioro und sein Team konnten nun schließlich den ersten Beweis erbringen, dass Haie tatsächlich Kokain ausgesetzt sind. In einer neuen Studie, die im Magazin „Science of the total Environment“ veröffentlicht wurde, berichten die Forscher über Spuren der Droge in den Muskeln und Lebern von Scharfnasenhaien aus den Küstengewässern bei Rio de Janeiro.
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Brasilianische Haie stark mit Kokain belastet – Risiken für Mensch und Tier nicht absehbar
Saggioro und seine Kollegen kauften dafür 13 Haie von Fischern und analysierten deren Gewebe im Labor. Brasilianische Scharfnasenhaie (Rhizoprionodon lalandii) verbringen ihr ganzes Leben in Küstengewässern, was sie zu den idealen Testobjekten für die Studie machte. Die Forschenden verwendeten eine Technik namens Flüssigchromatographie mit Tandem-Massenspektrometrie, um Kokainspuren nachzuweisen. Das Ergebnis: in allen Fällen positiv– mit Kokain-Konzentrationen, die bis zu 100 Mal höher waren als bei anderen Wasserlebewesen.
Besonders besorgniserregend: Die Leber der Haie wird durch den Drogenkonsum möglicherweise in ihrer Funktion beeinträchtigt. Sie produziert Vitellogenin, ein Protein, das für die Dotterbildung in Eizellen notwendig ist. Alle weiblichen Haie in der Studie waren schwanger, doch die Folgen des Kokainkonsums für die Föten sind weiterhin unbekannt. Es ist ebenfalls unklar, ob das Medikament das Verhalten der Haie beeinflusst. Hinzu kommt, dass Haie in Brasilien und auch anderswo gern gegessen werden – auch Menschen könnten das Kokain so aufnehmen.
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Die Forscher betonten, dass es weitere Untersuchungen benötige, um die Risiken für die Tiere und Menschen klar bennenen zu können. Die Ergebnisse seien aber ein Beweis für die Kontamination der Meere durch Kokain. Insbesondere in den Gewässern vor Rio de Janeiro dürfte Kokain aus illegalen Drogenlaboren direkt über Abwasserkanäle im Ozean landen. Zusätzlich können dort teilweise über den Urin ausgeschiedene Rückstände ungefiltert ins Meer gelangen.