Rom. An Italiens Stränden herrscht Rettungsschwimmermangel. Für die Sicherheit der Badegäste sorgen nun Tiere mit besonderer Ausbildung.
Am Strand von Chioggia bei Venedig tummeln sich die Badegäste schon zu früher Stunde. Während sich der Strand allmählich füllt, machen sich die Wasserretter für ihren Einsatz bereit: Rettungswesten werden angezogen, die ersten Aufwärmübungen im Wasser gemacht. Die Aufmerksamkeit der Badegäste ist ihnen sicher, vor allem die Kinder sind begeistert. Denn in Chioggia tragen manche Bademeister Fell und patrouillieren auf vier Beinen am Strand.
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Nicoletta Ferrulli hält ihren Labrador Ruby an der Leine. Ruby ist einer von 400 Wasserrettungshunden, die an Italiens Küsten und an den großen norditalienischen Seen für Sicherheit sorgen und den Bademeistermangel ausgleichen sollen. Nicoletta Ferrulli besuchte vor 20 Jahren mit ihrem damaligen Hund ihren ersten Wasserrettungskurs. Inzwischen bildet sie selbst Rettungshunde in der gesamten Region Venetien aus. Das sind meistens Labradore, Terranova und Golden Retriever. Die großen Hunde sind geborene Rettungsschwimmer, die im Wasser enormen Elan und Ausdauer zeigen und sich noch dazu durch ihren gutmütigen Charakter auszeichnen.
„Ihre Genetik prädestiniert sie für diese Rolle. Dank der Schwimmhäute zwischen den Zehen sind die Hunde effektive und schnelle Schwimmer. Ihren Schwanz benutzen sie wie ein Steuerruder“, erklärt Ausbilderin Nicoletta Ferrulli. Im Grunde könne aber jeder Hund ein Wasserrettungshund werden, solange er gewisse Voraussetzungen erfüllt: Mindestens 25 bis 30 Kilo müsse er wiegen, eine Leidenschaft fürs Wasser mitbringen und außerdem seinem Besitzer bedingungslos gehorchen – auch in gefährlichen Situationen.
Wasserrettungshunde: Deshalb sind sie gute Bademeister
„Vor kurzem mussten wir eingreifen, weil drei Kinder auf einer Gummimatratze von einer Strömung weit abgetrieben worden waren. Einer unserer Hunde hat sie in Sicherheit gebracht“, berichtet Ferruccio Pilenga, stolzer Besitzer von Reef, einer 45 Kilo schweren Terranova-Hündin, die ihm auf Schritt und Tritt folgt. Was Hunde zu idealen Bademeistern macht? „Sie reagieren sehr sensibel auf Gefahrensituationen und sind außerdem Kälte-unempfindlicher als Menschen.“ Im Notfall müssen ein Hund und sein Hundeführer sich blind vertrauen können – so sehr, dass der Hund seinem Menschen sogar beim Sprung aus dem Helikopter ins Wasser folgen würde.
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Das Potenzial der Vierbeiner als Rettungsschwimmer erkannte Ferruccio Pilenga schon vor 30 Jahren und gründete die Scuola Italiana Cani Salvataggio (SICS). Die Hundeschule ist inzwischen international bekannt, mit mehreren Niederlassungen im In- und Ausland. Auch in Augsburg werden Wasserhunderetter nach Pilengas Methode ausgebildet. In seiner Schule durchlaufen Hundebesitzer mit ihren Tieren eine intensive und anspruchsvolle Ausbildung, die ein Jahr dauert.
Am Ende des Trainings absolvieren die Hunde eine Prüfung. Um sicherzustellen, dass die ehrenamtlichen Retter ihr Engagement ernst nehmen und die Hunde voll einsatzfähig sind, muss die Prüfung jedes Jahr wiederholt werden. Es sei wichtig, dass die Hunde jeden Tag trainieren, damit sie im Ernstfall routiniert eingreifen können. Allerdings dürfe kein Tier gezwungen werden, für die Wasserrettung eingesetzt zu werden, wie Pilenga betont. „Es muss ganz in seiner Natur liegen.“
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Dank seiner langjährigen Erfahrung erkennt der gebürtige Lombarde sofort, ob ein Hund das Zeug hat, ein exzellenter Bademeister zu werden. Um die Hunde bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen, hat Pilenga eine spezielle Schwimmweste entwickelt. Mit ihr kann ein Rettungshund bis zu drei Menschen gleichzeitig aus dem Wasser ziehen.
Rettungshunde sind in Italien sehr gefragt
Die Arbeit mit den Hunden ist Ferruccio Pilengas Leidenschaft. Für die ehrenamtlichen Rettungsdienste am Strand verzichtet er gern auf Freizeit und Urlaub. Seine Teams aus Hundeführern und Rettungshunden arbeiten inzwischen auch mit der italienischen Küstenwache und den Hafenbehörden zusammen. Im Juli und August sind die Hunde im Dauereinsatz – auch wegen der Zahl tödlicher Badeunfälle, die jedes Jahr in Italien verzeichnet werden.
„Die Anfragen, die wir von Gemeinden aus ganz Italien erhalten, um die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten – insbesondere an freien Strandabschnitten – übersteigen unsere Möglichkeiten“, berichtet Roberto Gasbarri, Leiter der SICS-Schule für Mittel- und Süditalien. Die Wasserretter nehmen das auch als Zeichen, dass der Rettungshund immer beliebter und angesehener wird. „An allen Stränden, an denen wir präsent sind, werden unsere Hunde gestreichelt und die Badegäste fühlen sich mit ihnen auf dem Strand sicherer“, so Gasbarri weiter. „Die Hunde, die am Strand eingesetzt werden, sind die Besten in diesem Bereich.“
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