Berlin. Forscher warnen vor einer „Tropikalisierung“. Die Wassertemperaturen sind extrem hoch – mit Folgen, etwa für Urlauber und Fischerei.

  • Die Hitze in Südosteuropa hat Auswirkungen auf das Mittelmeer
  • In der Adria wurden knapp 30 Grad gemessen
  • Forscher warnen vor eine „Tropikalisierung

Südeuropa wird bereits seit Beginn des Monats von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. Das hat auch gravierende Auswirkungen auf das Mittelmeer. Derzeit werden in manchen Regionen bis zu 30 Grad Wassertemperatur gemeldet. Abkühlung ist da kaum noch möglich. Algen breiten sich aus – und belasten die Fischerei. Zudem begünstigen die Temperaturen Quallen-Invasionen. Experten sprachen nun gegenüber der italienischen Zeitung „La Repubblica“ von einer drohenden „Tropikalisierung“. Wegen der Hitzewelle seien die Lebensbedingungen für tropische Fische ideal, die sich in der Adria immer mehr ausbreiten, erklärte der Meeresbiologe Roberto Danovaro gegenüber dem Blatt.

Am heißesten ist es derzeit im östlichen Mittelmeerraum. Im Süden der Türkei, vor der Küste des Libanons und Israels beträgt die Wassertemperatur laut dem Deutschen Wetterdienst etwa 30 Grad. Nur etwas weniger warm ist die Adria. Das Seitenbecken, das vor allem bei Italien-Urlaubern beliebt ist, misst derzeit eine Wassertemperatur von bis zu 29 Grad. Immerhin noch 24 bis 26 Grad warm ist das Wasser im westlichen Mittelmeer und rund um die Balearen.

Mittelmeer: Temperaturen laut Meteorologen viel zu hoch

Viel zu warm, meinen Meteorologen. Kachelmannwetter, das Wetterportal des ehemaligen Wetter-Moderators Jörg Kachelmann, schreibt auf dem Kurznachrichtendienst X: „Das zentrale Mittelmeer ist derzeit deutlich zu warm, vor allem die Adria, wo die Abweichung zum Klimamittel bei 4 bis 5 Grad und die Wassertemperatur bei rund 30 Grad liegt.“

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Die steigenden Temperaturen haben längst auch Auswirkungen auf das Ökosystem. Die Hitzewellen in den vergangenen zwei bis drei Jahren sollen etwa dazu geführt haben, dass sich Feuerwürmer im Mittelmeer vor Italien immer wohler fühlen und sich rasant verbreiten.

Besonders betroffen sind die Küsten im Süden: Sizilien, Kampanien, Apulien und Kalabrien. Kürzlich warnte das Nationale Institut für Ozeanografie und Geophysik (OGS) in Triest Einheimische und Touristen vor den bis zu 30 Zentimeter langen Vielborstern. Badegäste sollen den Feuerwurm im Falle einer Sichtung etwa auf keinen Fall berühren und beim Betreten des Wassers vorsichtiger sein, sagte Michela D‘Alessandro vom OGS.

Wassertemperatur der Meere stieg zuletzt schneller

Auch an der Ostsee sind die Wassertemperaturen derzeit relativ hoch. In einigen Badeorten werden bis zu 21 Grad gemessen. Zwar werden damit noch keine Rekordtemperaturen erreicht, allerdings liegt die durchschnittliche Wassertemperatur der Ostsee im Juli bei rund 17 Grad.

Langzeitbeobachtungen zeigen, dass die Meerestemperaturen zuletzt stark gestiegen sind. Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) belegen, dass zwischen 1850 und 2022 die Oberflächentemperatur der Ozeane rund 0,04 Grad Celsius pro Jahrzehnt anstieg. Allerdings hat sich der Anstieg in den letzten Jahren beschleunigt. 2016 war ein Rekordjahr: Die gemessene Oberflächentemperatur der Weltmeere lag damals um 0,79 Grad Celsius über dem Durchschnitt.

mit dpa

Dieser Artikel wurde aktualisiert und ursprünglich am 18.7. veröffentlicht.