Venedig. Mit der Gebühr für Tagesbesucher macht Venedig richtig Kasse. Nun wird die Testphase verlängert. So viel soll der Eintritt bald kosten.

Denkt man an „Overtourism“, kommt einem wohl zunächst Venedig in den Sinn. Die „Serenissima“ wird von Touristen geradezu gestürmt. Und nach Corona ist alles nur noch schlimmer geworden. Mit geschätzt etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr gehört Venedig zu den meistbesuchten Städten der Welt. Dabei leben in der eigentlichen Kernstadt, dem Centro Storico, nur noch knapp über 50.000 Einwohner.

Immer mehr Venezianer werden aus der Altstadt verdrängt und müssen aufs Festland, die Terraferma, übersiedeln. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen.

Venedig will Touristen durch höhere Gebühr „entmutigen“

Im Juni begann die Stadtverwaltung ihre Testphase und verlangte von Venedig-Tagesbesuchern als erste Stadt weltweit Eintrittsgeld. Fünf Euro werden derzeit fällig. Der Versuch geht an diesem Wochenende nach insgesamt 29 Tagen zu Ende und soll nun zu einer Dauerregelung werden. Vom nächsten Jahr an sollen dann bis zu zehn Euro bezahlt werden müssen, wenn es in der Lagunenstadt an der italienischen Adria besonders voll wird.

Sightseeing per Gondel: Die Eintrittsgebühr für Tagestouristen ist finanziell ein Erfolg für die Stadt.
Sightseeing per Gondel: Die Eintrittsgebühr für Tagestouristen ist finanziell ein Erfolg für die Stadt. © Andrea Warnecke/dpa-tmn | Unbekannt

Der für die Finanzen zuständige Stadtrat Michele Zuin kündigte in der Lokalzeitung „Il Gazzettino“ an, dass von 2025 an zu bestimmten Tagen ein „Grundtarif“ gelten soll. Zur genauen Höhe äußerte er sich noch nicht. An „kritischen Tagen“ soll jedoch sogar ein Höchsttarif von zehn Euro bezahlt werden müssen. „Auf diese Weise hoffen wir, die Anreisenden zu entmutigen“, sagte der Kommunalpolitiker.

Gelungen ist das nicht. Stadtkämmerer Zuin gab zu, dass es „keine großen Abschreckungseffekte“ gegeben habe. Das habe aber auch niemand erwartet. „Anders wird es sein, wenn die Zehn-Euro-Höchstgrenze gilt, an Tagen, an denen eine für die Stadt kritische Anwesenheitsschwelle erreicht wird.“ Tourismus-Stadtrat Simone Venutini meinte: „Venedig ist immer noch zu billig. Es ist keine Tragödie, wenn die Touristen mehr bezahlen.“

Die Sprecherin der Bürgerinitiative Assemblea per la casa Venezia (Versammlung des Hauses Venedig), Federica Toninello, hingegen sagte dem Fernsehsender Rai zu den bisherigen Erfahrungen: „Das hat der Kommune Geld in die Kasse gebracht, aber es hat nicht funktioniert.“ 

Touristen vor dem Dogenpalast
Touristen vor dem Dogenpalast © Christoph Sator/dpa | Unbekannt

Venedig hat mit Gebühr bereits zwei Millionen Euro eingenommen

Die US-Schriftstellerin Donna Leon, deren Venedig-Krimis zu Welterfolgen wurden, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Behörden wollen doch auch gar nicht, dass es funktioniert: Sie wollen den Tourismus nicht stoppen. Sie wollen mit den Besuchern Geld machen.“ Leon hat ihr Domizil in Venedig längst aufgegeben.

Die Regelung galt an insgesamt 29 Tagen. Grundsätzlich wurden in der Zeit zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr fünf Euro Eintritt fällig. Dazu konnte man sich übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden. Andernfalls drohten bis zu 300 Euro Strafe - tatsächlich bezahlen musste aber niemand so viel. 

Immerhin spült die Touristenschwemme ordentlich Geld in die Stadtkasse. Alles in allem nahm Venedig mit der neuen Gebühr mehr als zwei Millionen Euro ein. An manchen Tagen wurden mehr als 25.000 zahlende Gäste registriert. Zuverlässige Schätzungen, wie vielen Touristen es gelang, sich vor den fünf Euro zu drücken, gibt es nicht. Mit einer offiziellen Bilanz nach den letzten beiden Test-Tagen am Samstag und Sonntag will sich die Stadt noch Zeit lassen. Dazu sollen zunächst die gesammelten Daten ausgewertet werden.

tok/dpa

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