Rom. Seen schrumpfen, Hotels müssen Wasser sparen: Sizilien kämpft mit einer schweren Dürre. Nun bedroht die Trockenheit die Sommersaison.
Schon lange vor dem Sommer sorgte der warme Winter auf Sizilien für Dürrealarm. Nun wird die Wasserknappheit auf der italienischen Mittelmeerinsel durch brütende Hitze und Trockenheit noch verschärft. Besonders besorgniserregend ist das Verschwinden des Lago di Pergusa, eines kleinen Sees im Landesinneren zwischen Catania und Palermo.
Der Wasserstand des Sees, der seit jeher als Rastplatz für Zugvögel zwischen Südafrika und Nordeuropa dient, ist auf einem historischen Tiefstand. Er sei nur noch eine Schlammpfütze mit „unerträglichem“ Gestank, klagen Umweltschützer.
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Seit jeher wurde der Lago di Pergusa durch Regen- und Grundwasser gespeist. Ende des 20. Jahrhunderts war die Wassermenge jedoch stark zurückgegangen. Dann wurde beschlossen, Brunnen für die Landwirtschaft zu öffnen. Das Grundwasser des Sees wurde schleichend, aber unaufhaltsam aufgebraucht. Steigende Temperaturen und die Trockenheit der letzten Jahre ließen den See schließlich zu einer Lache schrumpfen.
Umweltschützer kritisieren „Unachtsamkeit und Trägheit der Behörden“
„Anstelle des Pergusa-Sees bleibt nur ein Fleck aus feuchtem Schlamm, der in der Sonne trocknet. Das Verschwinden des Sees, das sicherlich auf die schwere Klimakrise in Sizilien zurückzuführen ist, wurde jedoch durch die völlige Unachtsamkeit und Trägheit der Behörden beschleunigt, die eigentlich hätten eingreifen müssen, um ihn zu retten“, kritisiert Giuseppe Maria Amato, Sprecher des Umweltschutzverbandes Legambiente auf Sizilien.
Nach Angaben des italienischen Instituts für Umweltschutz und Forschung fiel im vergangenen Winter auf der ganzen Insel weniger als ein Viertel des üblichen Regens. Alarm herrscht vor allem in der sizilianischen Provinz Trapani. Der Pegel des dortigen Rubino-Sees hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert. Laut Daten der sizilianischen Wasserschutzbehörde vom Juni sank der Wasserstand des Sees von 4,86 Millionen Kubikmetern im Juni 2023 auf nunmehr 2,75 Millionen Kubikmeter. Auf Drohnenaufnahmen ist zu sehen, wie stark der Wasserspiegel des Sees gesunken ist.
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Bereits im Februar rief Sizilien wegen anhaltender Trockenheit den Notstand aus und verhängte Wasserrestriktionen. In diesen Sommerwochen hat sich die Situation verschärft. Einige Gemeinden müssen ihren Wasserverbrauch um bis zu 45 Prozent reduzieren.
Touristen von Wasserknappheit verunsichert
Schwierig ist die Lage auch in Agrigent im Süden der Insel. Die Region ist wegen des „Tals der Tempel“ eine internationale Touristenattraktion. Hier sind die Hotels verpflichtet, im Verhältnis zur Anzahl der Gäste eine bestimmte Menge an Wasserreserven anzulegen. „Jeden Tag müssen wir uns etwas einfallen lassen, um die Touristen nicht abzuschrecken“, erklärte Nicola Farruggio, Präsident des sizilianischen Hotelverbandes.
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Zahlreiche Anfragen und Stornierungen zeigen, wie groß die Verunsicherung unter den Touristen ist. Die Amerikanerin Maryse Deland kontaktierte dieser Tage den Betreiber der Ferienwohnung, bei dem sie im September gebucht hatte, um zu erfahren, wie es mit der Wasserversorgung aussehe. Sie ist nicht die Einzige, die wegen der anhaltenden Dürre ihren Urlaub auf Sizilien infrage stellt. Viele Einheimische fürchten nun um die lukrative Sommersaison.
Um der Wasserknappheit entgegenzuwirken, erwägt die Stadt Agrigent den Einsatz mobiler Entsalzungsanlagen. Hilfe soll auch ein Tankschiff der Marine bringen, das Agrigent mit bis zu 1200 Kubikmeter Wasser versorgen soll. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Gemeinde Agrigent umgehend handelt, um die Wasserkrise zu beheben, indem sie konkrete Maßnahmen ergreift und eine angemessene Wasserversorgung sicherstellt“, meinen die Hoteliers. Nur so könnten die Touristen beruhigt und die Attraktivität der Stadt als Reiseziel aufrechterhalten werden.
Wassernot in Sizilien: So will die Regierung gegensteuern
Anfang Mai stellte Italiens Regierung 20 Millionen Euro zur Verfügung – nur ein kleiner Teil dessen, was die Region als Hilfe beantragt hatte. Mit dem Geld soll die seit Jahren vernachlässigte und teilweise defekte Wasserinfrastruktur auf der Insel repariert werden.
Der sizilianische Zivilschutz hat den Gemeinden 1,5 Millionen Euro für den Kauf von Tankwagen zur Verfügung gestellt, um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Die Regionalregierung der Insel hat einen kürzlich eingerichteten Krisenstab damit beauftragt, strukturelle Maßnahmen zur Bewältigung der Wasserknappheit zu identifizieren. Ziel ist es, ausreichend Wasser für die Viehzucht und die landwirtschaftliche Produktion zu sichern. Sizilien ist einer der größten Produzenten von Zitrusfrüchten, Oliven und Weizen in Europa.
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