Rom. Der warme Winter bringt Sizilien schon lange vor dem Sommer in Not. Können Touristen noch anreisen, obwohl es gerade kaum Wasser gibt?
Die Mimosen, die man in Italien gern zum Frauentag am 8. März verschenkt, blühen auf Sizilien schon seit mehr als einem Monat. Überall sind die prächtigen, gelben Mimosenbäume zu sehen. Grund für die frühe Blüte sind die hohen Temperaturen, die auf Sizilien bis zu 8 Grad über dem saisonalen Durchschnitt liegen.
Die Region, wo die Mimosen und Zitronen blühen, hat einen frühlingshaften Winter erlebt und ist schon jetzt mit einer schweren Dürre konfrontiert. Trotz einiger Regenfälle in den vergangenen Tagen ist die Mittelmeerinsel derzeit die einzige Region Italiens, die sich aufgrund von Wassermangel in der roten Zone befindet. Gleiches gilt für Marokko und Algerien. Ein Zustand, der den Landwirten und Viehzüchtern schadet, die noch immer durch die anormalen Wetterphänomene des Jahres 2023 belastet sind.
Sizilien: Landwirtschaft wegen Dürre unter Bedrängnis
Es gibt kaum Grünfutter und die Heubestände wurden durch starke Regenfälle im Mai des Vorjahres geschädigt. Die Regionalregierung hat daher einen kürzlich eingerichteten Krisenstab beauftragt, strukturelle Maßnahmen zu ermitteln, um die Wasserknappheit zu bewältigen und die Viehzucht und die landwirtschaftliche Produktion zu sichern. Die Insel zählt zu Europas größten Produzenten von Zitrusfrüchten und Oliven sowie von Weizen.
„Die Wetterlage der letzten Monate hat zu einem erheblichen Rückgang der Wassermenge in den Stauseen geführt, sodass eine regelmäßige Bewässerung der Böden zum Ausgleich der fehlenden Niederschläge nicht möglich ist. Wir sind uns der kritischen Situation bewusst und ergreifen alle notwendigen Maßnahmen, um die Land- und Viehwirtschaft und die Erzeugnisse unseres Landes zu unterstützen und zu schützen“, sagte der sizilianische Landwirtschaftsbeauftragte Luca Sammartino.
Sizilien: Rationierung des Trinkwassers wird dieses Jahr breitflächiger durchgeführt
„Die Wasserkrise trifft unser Gebiet hart. Das Ausbleiben des Regens in Verbindung mit dem akkumulierten Wasserdefizit führte zu einer beispiellosen Krise für die Landwirte, von der vor allem die Produktion von kleinen Zitrusfrüchten betroffen war“, sagt Federica Argentati, Präsidentin des Konsortiums der Zitrusfrüchte-Produzenten auf Sizilien.
Trockenheit ist für die Sizilianer nichts Neues. Viele von ihnen haben Zisternen aufgestellt, um Regenwasser zu sammeln. Der Ausnahmezustand ist nur der vorläufige Höhepunkt einer zunehmend kritischen Entwicklung der vergangene Jahre. Zum ersten Mal wird die obligatorische Rationierung des Trinkwassers nicht nur einige Städte betreffen.
Urlaub in Italien: Tourismusbranche bangt um ihre Sommersaison
„Ab Montag, den 4. März, werden in mehr als 93 Gemeinden Wasserrationierungen eingeführt, von denen 850.000 Einwohner betroffen sind“, erklärt Massimo Burruano, Direktor der Siciliacque, der Gesellschaft, die für die Wasserversorgung auf der Insel zuständig ist.
„Das Wasser auf Sizilien ist Gold wert“, sagt Antonio, ein Pensionist in der Stadt Agrigent, der regelmäßig Flaschen und Tanks am nächstgelegenen Stadtbrunnen auffüllt. Während die Lokalbevölkerung an Wasserprobleme gewöhnt ist, bangen die Touristiker um die Sommersaison. Sie befürchten, dass hohe Temperaturen und Wasserknappheit vor allem Ausländer abschrecken könnten. Im Sommer ist mit Wasserrationierung zu rechnen. Swimmingpools könnten leer bleiben, Gärten könnten vertrocknen.
Dürre in Süditalien: Umweltschützer fordern stärkere Maßnahmen
Von September bis Dezember 2023 betrug das Niederschlagsdefizit insgesamt 220 Millimeter, allein im Dezember mit Spitzenwerten von Minus 96 Prozent, in den Provinzen Enna und Catania (Minus 80 Prozent). Die Tendenz setzte sich im Januar fort und jetzt zwingt die Trockenheit Sizilien wie auch Sardinien, das wenige Wasser zu rationieren. Grund für die schwierige Lage ist der Winter, der kein Winter mehr ist. Die Wintersaison war ohne kalte Tage, wenn man von einem frühen Dezember mit unterdurchschnittlichen Temperaturen absieht.
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Doch die Gründe für diese Krise sind nicht nur klimatisch. Seit drei Jahrzehnten fehlt es der Region an einer adäquaten Wasserverwaltungsstruktur, es gibt keine Projekte für die Modernisierung der Wasserversorgung und die Instandhaltung der Wasserleitungen wird nicht angemessen durchgeführt. Wegen der defekten und löchrigen Leitungen geht viel Wasser auf dem Weg in die Haushalte verloren.
Umweltschützer drängen die Regierung in Rom Maßnahmen zur Instandsetzung des veralteten Wasserversorgungsnetzes umzusetzen. Außerdem fordern sie, dass die Strafen für Wasserverschwender und -verschmutzer verschärft werden. Zugleich will die Regionalregierung eine Kampagne zur Sensibilisierung der Bevölkerung für das Problem der Wassernot in die Wege leiten. TV-Spots sollen die Italiener auffordern, Wasser zu sparen.