Rom. Auf dem „Prato della Valle“ in Padua stehen 78 Statuen – von Männern. Wieso der Vorschlag einer Frauenstatue jetzt für Streit sorgt.

Der „Prato della Valle“ gilt als das Wahrzeichen Paduas. Anders als sein Name – übersetzt „Wiese im Tal“ – vermuten lässt, wächst auf diesem Platz nur wenig Gras. Er zählt vielmehr zu den drei größten Plätzen Europa und ist ein beliebter Treffpunkt, Veranstaltungsort und Marktplatz. Sein Wahrzeichen: die 78 Statuen von Gelehrten, Intellektuellen und historischen Persönlichkeiten, deren Geschichte mit jener der Stadt Padua verbunden ist. Ausnahmslos Männer, wohlgemerkt.

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Daran soll sich auch vorerst nichts ändern, wenn es nach dem Denkmalschutzbeauftragten der Stadt, Vincenzo Tine, geht. Trotz einer Unterschriftensammlung und der Zustimmung des Gemeinderats darf keine Frauenstatue auf dem zentralen Platz aufgestellt werden.

Italien: Streit um Frauenstatuen schwelt schon lange

Das Thema sorgt seit Jahren für Debatten in der norditalienischen Stadt. Zuletzt machte der Gemeinderat den Vorstoß, Elena Lucrezia Cornaro Piscopia auf dem Platz ein Denkmal zu setzen – der ersten Frau in der Geschichte, die an einer Universität promoviert hat. Im Jahr 1646 geboren, studierte Piscopia später an der Universität von Padua, einer der ältesten Hochschulen ihrer Zeit. Und mehr noch: Am 25. Juni 1678 erlangte sie als weltweit erste weibliche Gelehrte einen Doktortitel, wurde kurz darauf Professorin für Mathematik.

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Der „Prato della Valle“ mit seinen 78 Statuen gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Paduas. © imago images/Eberhard Thonfeld | Eberhard Thonfeld via www.imago-images.de

Fast 350 Jahre später ist Elena Lucrezia Cornaro Piscopia in Padua unvergessen. Der Gemeinderat will ihre Rolle als Pionierin der weiblichen Bildung würdigen. Zwei Stadträte, Margherita Colonnello und Simone Pillitteri, hatten gefordert, eine Statue der Gelehrten Piscopia auf einem der beiden leeren Sockel im Prato della Valle zu installieren. Auch Statuen zu Ehren der Malerin Elisabetta Benato Beltrami (1812-1888) und der Schriftstellerin Gualberta Alaide Beccari (1842-1906) kämen für den Platz infrage.

Absage an die weibliche Statue löst heftige Kritik aus

Schon 2022 hatte der Gemeinderat für dieses Vorhaben grünes Licht gegeben. Das Anliegen war sogar von einer Unterschriftensammlung unterstützt worden. Der Denkmalschutzbeauftragte, Vincenzo Tine, legte nun jedoch sein Veto ein. Der Grund: Die beiden leeren Sockel seien von historischer Bedeutung. Die Statuen, die dort einst standen, wurden bei politischen Protesten während der Besatzung durch Napoleon zerstört. Die historische Relevanz der leeren Sockel dürfe nicht ignoriert werden. Eine Statue zu Ehren Piscopias könne man, so Tines Kompromiss, an einem anderen Ort in der Stadt aufstellen.

Mit diesem Beschluss zog sich der Experte herbe Kritik zu. „In Padua regiert weiterhin das Patriarchat“, kritisierte die Tageszeitung „La Repubblica“ scharf. Seit Jahren kämpfen italienische Frauenverbände dafür, dass Straßen und Plätze nach Frauen benannt werden und die in der Öffentlichkeit aufgestellten Statuen auch weibliche Persönlichkeiten berücksichtigen. Der Kulturverein „Mi Riconosci“ hat die Denkmäler in Italien gezählt, die Frauen gewidmet sind: 171 im gesamten Land. Die Stadträte in Padua geben sich nicht geschlagen und wollen ihre Kampagne für ein Denkmal Piscopias am Prato di Valle fortsetzen.

„Prato della Valle“: Diese anderen Denkmäler gibt es zu bewundern

Zu den Statuen gehört eine Skulptur des legendären Stadtgründers Antenor, der nach der Flucht aus dem brennenden Troja gegen 1185 vor Christus Padua am Fluss Brenta gründete. Die letzte der bisher aufgestellten Statuen war die von Francesco Luigi Fanzago, einem Mediziner der Universität Padua, die 1838 errichtet wurde. Auch Darstellungen von Italiens Nationalheiligem Dante und dem mittelalterlichen Maler Giotto sind hier zu bewundern. 1782 und 1834 wurden einige Statuen durch Hagelstürme und im Ersten Weltkrieg durch Soldaten beschädigt. Sie wurden 1895 und 1921 restauriert oder gänzlich neu geschaffen.

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Die auf dem Platz zu sehenden Statuen zeigen Persönlichkeiten, die mit der Geschichte Paduas verbunden sind. © imago images/Eberhard Thonfeld | Eberhard Thonfeld via www.imago-images.de

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Männer wie sie der Grund sind, warum Frauen erst so spät Zugang zu höherer Bildung fanden. Lange stemmte man sich hartnäckig gegen Frauen an Universitäten. Elena Lucrezia Cornaro Piscopia (1646-1684) hatte Glück: Ihr Vater, ein venezianischer Adliger, förderte ihre ausgeprägte intellektuelle Begabung und ließ sie von zahlreichen Lehrern unterrichten. Piscopia lernte acht Sprachen, darunter Latein, Hebräisch und Arabisch. Zudem interessierte sie sich für Mathematik, Philosophie und für Theologie. Als junge Frau trat sie dem Orden der Benediktinerinnen bei, bevor sie ihr Studium an der Universität Padua begann.