Madrid. Mallorca, Teneriffa, Barcelona – jetzt die Costa del Sol: Tausende protestieren in Malaga gegen die Touristen-„Invasion“ in Spanien.
Der Tourismusgroßmacht Spanien steht ein buchstäblich heißer Sommer bevor. In immer mehr Urlaubshochburgen gehen die Einwohner auf die Barrikaden. Sie demonstrieren gegen die „Touristifizierung” ihrer Städte – also dagegen, dass die einheimische Bevölkerung zunehmend unter dem Massentourismus leidet und aus ihren Wohnvierteln verdrängt wird.
Nach Mallorca, den Kanaren und Barcelona wächst der Unmut nun auch im südspanischen Andalusien. Dort protestierten am Wochenende in der Costa-del-Sol-Hauptstadt Malaga Tausende von Menschen und riefen: „Wir fühlen uns als Fremde in unserer Stadt.” Sie forderten die Politiker auf, die seit Jahren wachsenden Touristenströme endlich zu begrenzen und in verträgliche Bahnen zu lenken.
Die Plakate im Protestmarsch, der zwei Stunden lang durch die Innenstadt zog, trugen klare Botschaften: „Das ist kein Tourismus, sondern das ist eine Invasion!” Oder: „Dieser Tourismus ist nicht nachhaltig!“ Die Einwohner beklagen vor allem, dass das boomende Feriengeschäft die Immobilienspekulation anheize: „Malaga ist nicht zu verkaufen!”, prangte auf vielen Protestschildern.
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Spanien: Riesiger Massentourismus-Protest in Malaga
Es war die größte Kundgebung gegen die Folgen des Massentourismus, die es in der andalusischen Urlaubshochburg bisher gegeben hat. Die Organisatoren sprachen von 25.000 Teilnehmern, die Polizei von 5.500. Auch in der südspanischen Stadt Cádiz demonstrierten am Wochenende mehrere tausend Menschen gegen die „touristische Überfüllung” der Stadt.
Die größte Wut richtet sich in Malaga wir in anderen spanischen Tourismuszentren gegen die explosionsartige Ausbreitung der Ferienapartments, die über Airbnb, Booking oder andere Plattformen vermarktet werden. Nicht nur in Malaga, wo 590.000 Einwohner leben, werden immer mehr Wohnungen in Touristenunterkünfte verwandelt. Dies hat zur Folge, dass der Wohnraum für Einheimische immer knapper und dadurch zugleich immer teurer wird.
Nach Angaben der örtlichen Behörden hat sich die Zahl der touristischen Gästewohnungen in der Mittelmeerstadt seit 2016 mehr als verzehnfacht. Heute gibt es in Malaga über 12.000 offizielle Ferienapartments mit 63.500 Betten. Hinzu kommen Tausende illegale Touristenunterkünfte, deren Eigentümer nicht die vorgeschriebene Lizenz haben und somit meist auch keine Steuern für die Vermietungseinkünfte zahlen.
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Einheimische frustriert: „Früher wohnten hier Familien“
Die örtlichen Mietervereinigung Sindicato de Inquilinos weist darauf hin, dass es heute in manchen Innenstadtvierteln mehr Airbnb-Apartments gebe als normale Mietwohnungen. Etwa in der Umgebung von Malagas berühmten Marktplatzes, der Plaza de la Merced. Der Platz ist bei Urlaubern wie Einheimischen ein beliebter urbaner Treffpunkt, an dem sich das Geburtshaus des berühmten spanischen Malers Pablo Picasso befindet.
Die Plaza de la Merced war der Startpunkt der Demonstration. Einige Urlauber, die auf einer der vielen gastronomischen Terrassen des Platzes eine Sangria oder ein kühles Bier genossen, schauten verstört, als sie merkten, dass sich der Protest gegen die negativen Auswirkungen des Tourismus richtete. Zielscheibe der Parolen waren aber nicht die Urlauber, sondern die örtlichen Politiker. Den Regierenden wird vorgeworfen, dem Massentourismus keine Grenzen zu setzen.
Vor allem der konservative Bürgermeister Francisco de la Torre, der seit 24 Jahren in der Großstadt regiert, musste sich Kritik anhören. „Die Bewohner im Zentrum leiden seit Jahren darunter, dass sie aus ihrem Viertel verdrängt werden”, klagte die Bürgervereinigung der Altstadtbewohner. Und dies vor allem wegen der Flut der Ferienwohnungen. An vielen Gebäuden mit Airbnb-Apartments sieht man Protest-Aufkleber mit der Aufschrift: „Früher wohnten hier Familien.”
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Keine Lösung für Tourismus-Problem in Sicht
Der inzwischen 81 Jahre alte Bürgermeister Malagas hatte sich jahrelang geweigert, die Ausbreitung der Ferienwohnungen zu bremsen. Nun, nachdem die Proteste der frustrierten Bürger auch in seiner Stadt unüberhörbar sind, signalisierte er erstmals ein Umdenken: „Wir wollen nicht weiter wachsen”, sagte er dieser Tage. Er kündigte an, dass jetzt geprüft werde, wie der Markt der Touristenunterkünfte reguliert werden könne.
Andere spanische Reiseziele mit ähnlichen Problemen sind schon weiter: Auf der Urlaubsinsel Mallorca wie in der beliebten Mittelmeermetropole Barcelona wurde bereits vor Jahren die Zahl der Lizenzen für Touristenwohnungen begrenzt. Barcelonas sozialdemokratischer Bürgermeister Jaume Collboni kündigte vor Kurzem sogar an, dass Ende 2028 alle touristischen Vermietungslizenzen auslaufen und es dann keine Airbnb-Wohnungen in der Stadt mehr geben werde.
Doch für ein großes Problem haben weder Barcelona noch Mallorca bisher Abhilfe gefunden: Tausende von Wohnräumen werden illegal, also ohne die eigentlich notwendige behördliche Erlaubnis, an Urlauber vermietet – und dieses verbotene Geschäft blüht.
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