Berlin. Kennen Sie Götene? Die schwedische Stadt verkauft Bauland zum Spottpreis. Und wird von der Nachfrage erschlagen. Götene hat die Krise.
Groß ist Götene wirklich nicht. Ein 5000-Seelen-Städtchen an der Europastraße 20 in der schwedischen Provinz. Hier am Ufer des Vänernsees werden trotzdem Träume wahr. Der Traum vom eigenen Häuschen.
Die Stadt bietet Grundstücke zum Quadratmeterpreis von einer Krone an. Das sind umgerechnet neun Cent. Die einzige Bedingung ist, dass der Käufer binnen zwei Jahre mit dem Hausbau beginnt. Sie wollen bloß keine Bodenspekulanten tolerieren.
Stadt im Krisenmodus
Die Aktion ist im Grunde ein Gag. Bürgermeister Johan Månsson wollte den Markt ankurbeln und dachte sich, „wir könnten froh sein, wenn wir ein oder zwei verkaufen könnten.“ Falsch gedacht.
Das Angebot für 29 Grundstücke ging viral, Tausende und Abertausende aus aller Welt klingelten an. „Wir haben zwei Leute in unserer Telefonzentrale im Rathaus, und die waren in den letzten Tagen sehr verschwitzt. Wir sind im Grunde im Krisenmodus“, so Månsson.
Vier Grundstücke wurden noch verkauft, je zwischen 700 und 1.200 Quadratmeter groß. Danach wurde das Bieterverfahren abgebrochen und bis August ausgesetzt. Die Schweden sind irritiert. Was war passiert?
Es handelte sich ausnahmslos um Grundstücke, die seit Jahren erfolglos angeboten wurden – Ladenhüter. Und nun das, ein Ansturm! Bis nach Amerika sprachen sich die Billigangebote herum, sogar CNN meldete sich neugierig bei Månsson. Früher oder später werden sie die Grundstücke wieder anbieten, aber dann wohl kaum noch zum Spottpreis.
Ist es wegen des Kliamwandels?
Skandinavien trendet als Reiseziel, nicht zuletzt eine Frage des Klimawandels. Das kühlere Schweden mag eine erfrischende Alternative zu Südeuropa mit seinen Hitzewellen sein. Aber die Haupterklärung für den Run nach Götene dürften die Preise sein.
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Land und Boden sind in Schweden traditionell günstig. Teuer ist nur der Hausbau. Zum 100-Euro-Grundstück gibt es kein 100-Euro-Haus. Jeder kann kaufen, wenn er legal eingereist ist. Niemand ist verpflichtet, dauerhaft in Götene zu leben. Ein Ferienhaus kommt infrage.
Bürgermeister: „Weiß nicht, was ich sagen soll.
Die Stadt hat einiges zu bieten, viel Natur, viel Ruhe, einen schönen See. Bis zur nächsten Großstadt, bis Göteborg, sind es weniger als 150 Kilometer. Und trotzdem kämpft Götene seit Langem gegen den Abwärtstrend an: niedrige Geburtenraten, alternde Bevölkerung, stagnierender Immobilienmarkt, hohe Zinsen, leichte Rezession. „Deshalb müssen wir etwas tun und mehr Menschen hierher bringen“, erläuterte der Bürgermeister dem US-Sender CNN.
Deshalb wollte er mit dem symbolischen Quadratmeterpreis dem Markt „eine Finanzspritze geben“, wie er dem Sender verriet. „Wir dachten, warum nicht, es ist eine außergewöhnliche Situation, die außergewöhnliche Maßnahmen erfordert.“ Jetzt ist Götene die Sensation. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Götene hat entweder ein Luxusproblem oder einen genialen Selbstvermarkter im Rathaus – oder beides.
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