Berlin. Luxemburgs Großherzog bereitet seinen Rücktritt vor. Sein Sohn Guillaume soll einmal den Titel erben. Warum er sich erst beweisen muss.
Glanz, Luxus, Reichtum: Wie im Märchen möchte man sich das Leben im Palast des Großherzogs und der Großherzogin von Luxemburg vorstellen. Doch was sich hinter der eindrucksvollen Fassade des Prunkbaus abspielte, war lange Zeit alles andere als das Paradies auf Erden. Die Großherzogin Maria Teresa herrschte dort zeitweise als äußerst strenge Chefin.
Nun überraschte ihr Gatte, Großherzog Henri (69), die Öffentlichkeit mit einer weitreichenden Ankündigung: Er will Sohn Guillaume (42) zu seinem offiziellen Stellvertreter erklären und damit zum Thronfolger. Ein Imagewechsel scheint programmiert.
Guillaume von Nassau: Er soll Luxemburgs neuer Großherzog werden
Die Bestellung von Erbgroßherzog Guillaume zum „Lieutenant-Représentant“ werde im Oktober erfolgen, so Henri. „Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, mit all meiner Liebe und all meinem Vertrauen, eine glückliche Hand“, sagte Großherzog Henri einer Mitteilung des Palasts zufolge.
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Es gebe in Luxemburg „eine Tradition der sanften Machtübergabe“, sagte Maria Teresa Anfang des Jahres in einem Doppelinterview mit ihrem Mann der „Paris Match“. „Das Thronfolgerpaar darf nicht zu lange im Wartesaal warten, das wäre kontraproduktiv für die monarchische Institution und für das Land.“ Bei aller Kritik an der Großherzogin – in Interviews zeigte sich Maria Teresa für den Wandel offen und als eine Frau der Macht, die aber nicht an der Macht klebte.
Nun also Guillaume. Der junge Mann ist das älteste der fünf Kinder. Guillaume von Nassau ist nicht nur der Erbgroßherzog von Luxemburg, sondern auch Familienvater. Zusammen mit seiner Frau, der belgischen Gräfin Stéphanie, ist er in dieser Rolle beim Volk äußerst beliebt.
Kennengelernt haben sich die beiden in Deutschland, wie das Royal-Portal „Adelswelt“ berichtet. „Wir haben gewisse Freunde, die haben eine Gruppe von jungen Leuten zusammengerufen, und Stéphanie war auch dabei“, so Guillaume. Das war 2004. Danach hätten sie sich erstmal aus den Augen verloren. Doch fünf Jahre danach soll es beim Wiedersehen richtig gefunkt haben.
Thronfolger gilt als bodenständiger Familienvater
Am 20. Oktober 2012 war es dann so weit: Erbgroßherzog Guillaume und seine Stéphanie gaben sich in der Cathédrale Notre-Dame das Jawort. Wobei die junge Frau mit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter in den Hochzeitsvorbereitungen einen schweren Schicksalsschlag hat wegstecken müssen. Die Braut ließ die Muttergottes-Statue in der Kathedrale mit einem Schal ihrer Mama schmücken.
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Die beiden, so ist zu lesen, waren immer ein glückliches Paar, doch perfekt war ihre Liebe lange nicht. Acht Jahre lang mussten sie auf ihr Baby warten. Und dann, am 10. Mai 2020, feierte die ganze Nation ausgelassen, als der kleine Prinz Charles das Licht der Welt erblickte.
„Sein Kind auf der Welt willkommen heißen zu können, ist wahrscheinlich das Magischste, was ein Paar gemeinsam erleben kann“, schwärmte Erbgroßherzog Guillaume nach der Geburt. Drei Jahre später wurde Prinz François Henri geboren. Der kleine Charles habe sich so über seinen Bruder gefreut. „Er war sehr warmherzig und hat sich sofort um ihn gekümmert“, so Guillaume, der immer mehr als Mann mit Herz wahrgenommen wurde.
Dabei galt Guillaume eher als Kopfmensch. Er studierte Politik in Großbritannien und in Frankreich Literatur- und Politikwissenschaften. Er absolvierte Firmen-Praktika und wurde im Jahr 2005 in die Aktivitäten der spanischen Niederlassung des Stahlkonzerns ArcelorMittal eingeführt, wie zu lesen ist. Klingt wenig auffällig.
Adelsexperte über Guillaume: „Unauffällig und zuverlässig“
„Guillaume wurde in den Medien oft als schüchtern, zurückhaltend, ja sogar als ‚Langweiler‘ tituliert“, so Adelsexperte Jürgen Worlitz gegenüber dieser Redaktion. „Das bedeutet ja, der Thronfolger arbeitet unauffällig und zuverlässig, er spielt sich also nicht in den Vordergrund. In diesem Fall ähnelt er vielleicht ein wenig Prinz William“, so Worlitz.
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Doch in jungen Jahren „galt Guillaume durchaus als ungestüm“, erinnert sich der Royal-Experte. „Man sagte ihm wilde Partys und übermäßigen Alkoholkonsum nach. Er verhielt sich also als Mitglied der ,Sorglos-Gesellschaft‘ normal.“
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Die Thronbesteigung könnte laut Worlitz schon im April 2025 erfolgen. „Dann nämlich wird Großherzog Henri 70.“ Es sei ein gutes Alter, um abzutreten. „Viel frischen Wind wird Guillaume dann sicher nicht Luxemburgs Monarchie bringen. Dazu fehlt ihm Beobachtern zufolge immer noch das erforderliche Temperament.“
Die Luxemburger erhofften sich laut Worlitz „eine skandalfreie großherzogliche Familie, und daran wird Guillaume noch etwas arbeiten müssen, hängen doch da immer noch ein paar Schatten über der Familie, ausgelöst durch seine Mutter Großherzogin Maria Teresa durch ihre einst selbstherrliche Art. Vieles hat der Hof längst ausgebügelt, über die ,Reste‘ müssen Guillaume und Stéphanie Gras wachsen lassen“. Der Adelsexperte ist überzeugt, dass ihnen das gelingen wird. „Jede neue Generation bekomme ihre Chance, sagen viele Luxemburger.“