Berlin. Die Tage der Zip-Beutel und Mini-Fläschchen beim Verreisen mit dem Flugzeug sind gezählt. Eine neue Technik macht es möglich.

Jeder Flugreisende kennt das Spiel. Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen kommt unweigerlich die Frage, ob man Flüssigkeiten im Handgepäck dabei habe. Schnell wird noch die Wasserflasche ausgetrunken oder die Waschlotion ins Mini-Fläschchen umgefüllt und in einen Zip-Beutel gepackt. Denn: Wer Flüssigkeiten im Handgepäck mitnimmt, muss sich an die 100-ml-Regel halten. Fläschchen müssen zudem in einem transparenten Plastikbeutel aufbewahrt werden. Grundlage dafür ist eine weltweite Richtlinie aus dem Jahr 2006. Britische Fahnder hatten damals einen Anschlag vereitelt, bei dem Terroristen auf Transatlantikflügen als Softdrinks getarnten Flüssigsprengstoff zünden wollten.

Nach 18 Jahren wird die 100-Milliliter-Regelung nun sukzessive abgeschafft. Mithilfe von neuartigen Scannern, in denen Computertomografie zum Einsatz kommt, kann das Handgepäck der Fluggäste genau durchleuchtet werden. Die Technik erlaubt erstmals 3-D-Bilder, die vergrößert und um 360 Grad gedreht werden können. Mittels KI-Technologie können die Scanner sogar Flüssigkeiten unterscheiden und beispielsweise erkennen, ob es sich um Wasser, Alkohol oder eine andere Flüssigkeit handelt. Auch Elektronikgeräte können erkannt werden, was dazu führt, dass etwa Laptops nicht mehr ausgepackt werden müssen. In einem weiteren Schritt soll die Behältergröße angepasst werden. Künftig können dann wohl auch Flüssigkeiten bis zwei Liter mitgenommen werden.

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Bis es so weit ist, müssen die pro Stück etwa 500.000 Euro teuren Scanner aber erst einmal angeschafft werden. An einigen Flughäfen ist das schon der Fall – zumindest teilweise. Wir geben einen Überblick über den aktuellen Stand in Deutschland sowie europaweit.

Deutschland

Frankfurt: Laut einer Mitteilung von Fraport ist die neue CT-Technik bereits an 20 Kontrollstellen in den Abflugbereichen A und Z des Terminals 1 im Einsatz. Bis zum Sommer 2024 sollen in beiden Terminals über 40 neue Geräte zur Verfügung stehen und die Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle verkürzen.

Berlin: Die Sicherheitskontrollen im Terminal 2 wurden komplett auf CT-Scanner umgestellt. Flüssigkeiten und elektronische Geräte können dort im Koffer bleiben. Im Terminal 1 will der Flughafen die ersten Spuren zum Jahresende umrüsten. Die 100 Milliliter-Regelung gilt dort weiterhin.

München: Am Flughafen München sind inzwischen sieben CT-Scanner in den Terminals 1 und 2 in Betrieb. In Bayern sollen bis 2026 alle relevanten Kontrollspuren mit CT-Scannern ausgestattet werden. Dies gilt auch für die Flughäfen Nürnberg und Memmingen.

Düsseldorf: Auch in Düsseldorf sind schon sieben Scanner im Einsatz, zwei am Flugsteig A und fünf am Flugsteig B. An den Kontrollstellen mit CT-Anlagen können elektronische Geräte und Flüssigkeiten im Handgepäck bleiben.

Stuttgart: Aktuell gibt es zwei CT-Scanner. Im Laufe des Jahres sollen drei weitere Geräte installiert und das Terminal 1 vollständig mit CT-Scannern ausgestattet werden.

Hamburg: Laut Christian Kunsch, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hamburg Airport, sind seit Mai sechs CT-Scanner am Flughafen im Einsatz. Alle zwölf Spuren der Sicherheitskontrolle sollen so schnell wie möglich nachgerüstet werden.

Köln/Bonn: Hier wurden zwei CT-Scanner getestet. Eine Umrüstung ist geplant. Im vergangenen Jahr gab es allerdings Meldungen, wonach Teile des Sicherheitspersonals wegen fehlender Qualifikationen nicht an den neuen Scannern eingesetzt werden konnten.

Europa

Irland: Am Flughafen Shannon ist man schon weiter. Dort wurde die 100 Milliliter-Flüssigkeitsregel 2022 abgeschafft. Der Flughafen Dublin wird gerade auf neue CT-Technik umgerüstet. Gleiches gilt für den Flughafen Cork.

Großbritannien: Der Londoner City Airport hat die CT-Geräte bereits installiert und die 100 Milliliter-Regel abgeschafft. In London-Heathrow soll die Umrüstung diesen Sommer abgeschlossen sein. Gatwick soll im März 2025 folgen. Die Umrüstung der Airports Manchester, Stansted und East Midlands wird sich voraussichtlich bis ins kommende Jahr hinziehen.

Niederlande: Am Flughafen Schiphol in Amsterdam werden CT-Scanner bereits eingesetzt. Reisende können eine gefüllte Wasserflasche aus Plastik durch die Sicherheitsschleuse mitnehmen.

Finnland: Auch am Flughafen Helsinki ist man dank neuer Technik schon weiter als in Deutschland. Seit Juni 2023 dürfen Reisende Flüssigkeiten bis zu zwei Litern im Handgepäck transportieren.

Spanien: Am Flughafen Barcelona sind CT-Scanner im Einsatz. Flüssigkeiten und Elektrogeräte können im Gepäck bleiben. Die Flughäfen Madrid und Palma de Mallorca werden aktuell umgerüstet. 2025 folgt der Airport von Malaga, 2026 sind die Airports auf den Kanaren sowie Ibiza, Alicante, Valencia. Bilbao und Menorca an der Reihe.

Schweiz: Am Flughafen Genf sind CT-Scanner im Einsatz, Zürich will die Umstellung bis 2025 abgeschlossen haben.

Italien: Die Flughäfen Fiumicino und Leonardo da Vinci in Rom haben CT-Scanner eingeführt. Am Mailänder Flughafen Malpensa sind die neuen Scanner ebenfalls im Einsatz.

Frankreich: Der Flughafen Paris-Orly testet die Technologie seit Oktober 2023 in seinem Terminal 3.