Washington. Nationale Behörden haben ihre Sturm-Prognose für dieses Jahr vorgelegt: Die Zahlen sind extrem, die Aussichten extrem bitter.
Durch Tornados und Stürme in mehreren US-Bundesstaaten sind am Wochenende mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Die starken Unwetter betrafen unter anderem Texas, Arkansas und Oklahoma, wie die Behörden am Sonntag mitteilten. Die Suche nach Überlebenden in zerstörten Gebäuden dauerte demnach an, Hunderttausende Menschen waren ohne Strom.
Der US-Wetterdienst (NWS) zählte am Samstag insgesamt 25 Tornados. In Texas, Missouri, Oklahoma, Kansas, Tennessee und Arkansas waren am Sonntagmorgen fast 500.000 Haushalte ohne Strom, wie die Website poweroutage.us berichtete. Und die Saison der Hurricans und Tornados hat gerade erst begonnen.
„Außergewöhnliche“ Sturm-Saison droht
Es waren ausgesprochen beunruhigende Nachrichten, die die Meteorologen der National Oceanographic and Atmospheric Administration (NOAA) zuvor für die US-Amerikaner vermelden mussten: In den kommenden Wochen und Monaten könnte es an den Küsten der USA und mittelamerikanischen Staaten so stürmisch werden, wie selten zuvor in der amerikanischen Geschichte.
„Die Vorhersage für Unwetter, Hurrikane und größere Hurrikane ist die höchste, die die NOAA jemals für den Mai-Ausblick herausgegeben hat“, sagte Rick Spinrad, der Administrator der Behörde, in einer Pressekonferenz. „Diese Saison scheint in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich zu werden.“ Die NOAA sagt acht bis 13 Hurrikane und 17 bis 25 Stürme voraus.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser durch das Aufeinanderprallen von Luftschichten. Die zunehmende Erwärmung der Ozeane infolge des Klimawandels sorgt dafür, dass mehr Energie im System ist, die sich in Stürmen entlädt. Von einem Hurrikan spricht man ab einer Windgeschwindigkeit von 119 Kilometern pro Stunde.
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Alle Zutaten für eine extreme Saison vorhanden
Die Hurrikan-Saison beginnt im Pazifik am 15. Mai und im Atlantik am 1. Juni. Sie endet in beiden Regionen am 30. November. Angesichts der Lage und den Vorhersagen betonte Ken Graham, der Direktor des National Weather Service: „Alle Zutaten sind definitiv vorhanden, um eine extreme Saison zu erleben“. Den Höhepunkt erreicht die jährliche Hurrikan-Saison in den USA üblicherweise im Spätsommer, wenn auch die Aufheizung der Meeresoberfläche auf dem Zenit ist.
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Die Meere sind aufgeheizt wie nie
Allerdings erreichen infolge des Klimawandels weltweit die Temperaturen an der Meeresoberfläche seit mehr als einem Jahr Rekordwerte. Amerikanische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die Temperaturen in der Karibik bereits im Mai höher sind als zu den Spitzenzeiten in einem normalen Jahr. Das dürfte dafür sorgen, dass sich Stürme deutlicher verstärken.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich tropische Wirbelstürme im Atlantischen Ozean schnell verstärken, ist in den vergangenen Jahren um ein Drittel gestiegen - zudem haben sich diese Prozesse beschleunigt.
Hurrikan Idalia, der sich im vergangenen Jahr innerhalb von 24 Stunden von Kategorie 1 auf Kategorie 4 verstärkte, ist ein gutes Beispiel dafür. Diese Entwicklung verkürzt die Vorwarnzeiten für die Bevölkerung deutlich
Zudem sind die Landmassen durch den Klimawandel ebenfalls stärker aufgeheizt als normal - das sorgt dann beim Auftreffen der Stürme auf den Kontinent für heftigste Regenfälle und Überflutungen.
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Auch im Landesinneren wirken die Effekte des Klimawandels
Auch im Landesinnern wirken die Kräfte des Klimawandels: Unwetter toben sich derzeit beinahe täglich in den USA aus und richten Rekordschäden sowie Tragödien an. Der US-Wetterdienst zählte dieses Jahr bereits rund 860 Tornados. Das sei im Vergleich der zweithöchste Wert seit 2017 und fast ein Drittel mehr als im historischen Durchschnitt, berichtete der Sender CNN.
Über den großen Ebenen des Mittelwestens kommt es in den Sommermonaten ebenfalls regelmäßig zu heftigen Verwirbelungen großer Luftmassen, die sich in Stürmen entlang der Tornado-Alley entladen.