Rom. Auf Italiens Strandbäder kommt ab Sommer 2024 eine wichtige Änderung zu. Sie soll Touristen zugutekommen, verärgert aber Betreiber.
Das Wetter ist zwar noch regnerisch und kühl, in den italienischen Badeortschaften laufen die Vorbereitungen auf den Frühling jedoch bereits auf Hochtouren. Die Duschen werden renoviert, die Umkleidekabinen neu gestrichen. In Cerenova, einem beliebten Badeort 40 Kilometer nordwestlich von Rom, kann man es kaum erwarten, dass sonnenhungrige Hauptstädter an den Strand kommen, um sich unter einem der vielen bunten Sonnenschirme auszubreiten.
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Nach Ostern beginnt wieder das Leben an den „Stabilimenti balneari“: Die kostenpflichtigen Badestellen sind typisch für Italiens Strandkultur, es gibt sie nicht nur in Cerenova, sondern fast überall entlang der 7550 Kilometer langen Küste. Doch nun wird das Sonnenbaden zum Zankapfel. Die Regierung in Rom hat neue Vorschriften verabschiedet, die sich an die Betreiber der kostenpflichtigen Badestellen richten: Sie sind gezwungen, ihren Gästen ab dem kommenden Sommer Duschen mit trinkbarem Wasser zu garantieren.
Italien: Strandbad-Betreiber verärgert über neue Maßnahme
Klare Vorschriften zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Badenden treten im Sommer in Kraft. Kurz gesagt: Wasser, das in irgendeiner Form mit Menschen in Berührung kommt, muss trinkbar sein, auch das der Duschen am Meer und in Schwimmbädern. Viele Strandbäder sind aber nicht an das Netz der Aquädukte angeschlossen, sondern schöpfen das Wasser für Duschen und Swimmingpools aus zugelassenen Brunnen.
Der Regierungsbeschluss treibt die Strandbad-Betreiber auf die Barrikaden. Sie befürchten jetzt erhebliche Ausgaben, um das Duschen mit trinkbarem Wasser zu gewährleisten. Zudem warnen sie davor, dass im Sommer die Wasserleitungen mit Trinkwasser vor allem in Badeortschaften mit vielen Touristen stark belastet würden. Die Gefahr sei, dass Hotels und Ferienwohnungen das Wasser ausgehen könnte.
Duschen mit Trinkwasser könnte Versorgung gefährden
In Italien gibt es heute 7173 Badeanstalten. Die Adria-Region Emilia-Romagna ist mit beliebten Badeortschaften wie Rimini, Riccione und Cesenatico die Gegend mit der größten Anzahl (1063), gefolgt von der Toskana (914) und Ligurien (807).
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„Nicht alle Badeanstalten sind in der Lage, Duschen mit Trinkwasser in Ufernähe rechtzeitig für die nächste Saison zu installieren. Sollten sich alle Strandbad-Betreiber an die neue Vorschrift anpassen, wäre ein übermäßiger Wasserverbrauch im Sommer die Folge“, warnt der Handelsverband Confesercenti, in dem viele italienische Strandbad-Betreiber organisiert sind.
Das gelte vor allem in Gemeinden, in denen sich die Bevölkerungszahl in den Sommermonaten gegenüber dem Winter vervierfache. Versorgungsengpässe vor allem in den heißen Sommermonaten wären eine konkrete Gefahr, so Confesercenti.
Maßnahme würde bessere Infrastruktur erfordern
In der Toskana haben die für die öffentliche Gesundheit zuständigen Behörden die Strandbad-Betreiber bereits aufgefordert, sich bis Sommer den neuen Vorschriften anzupassen. Nicht jeder ist aber bereit, dies zu tun. „Hier verwenden fast alle Badeanstalten Wasser aus Brunnen. Sich an die Aquädukte anzuschliessen, erfordert komplexe Infrastrukturarbeiten und hohe Investitionen“, moniert Carlo Ricci, Sprecher des Verbands Confartigianato balneari, im Gespräch. Er vertritt Betreiber von Badeanstalten im Süden der Toskana, zu der renommierte Badeortschaften wie Follonica und Capalbio gehören.
In Gemeinden mit Dutzenden Badeanstalten bestehe die konkrete Gefahr, dass das gesamte Trinkwasser für die Strände genutzt wird und es in den Hotels und Ferienwohnungen sowie in den Küchen knapp wird. Laut Ricci sei die neue Verordnung auch aus ökologischen und ethischen Gründen anfechtbar. „Um sich die Füße nach einem Strandbesuch zu waschen, sollte man nicht Trinkwasser verschwenden“, meint der Sprecher. In mehreren Teilen Italiens, auch in der Toskana, sei Trinkwasser kostbar und vor allem in Dürrezeiten knapp.
Widerstand gegen neue Vorschrift wächst
Um Trinkwasser zum Ufer zu leiten, müssten Wasserleitungen gelegt werden, die die Strände verunstalten könnten. Das Wasser der Brunnen, das für Duschen und Schwimmbäder verwendet wird, werde ständig in Labors untersucht und erfülle geltende Hygienestandards.
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Die Strandbad-Betreiber in der Toskana greifen jetzt zur Gegenwehr und haben im Regionalparlament die Aufhebung der neuen Vorschriften beantragt. „Die Sorge ist groß: Wer sich nicht an die Vorschriften hält, heißt es, muss mit hohen Strafen und sogar mit der Schließung der Badeanstalt rechnen“, sagt Carlo Ricci. „Das dürfen wir nicht zulassen.“
Valentina Mercanti, oppositionelles Mitglied im Regionalparlament der Toskana, hat eine entsprechende Anfrage an den Präsidenten des Regionalrats, Eugenio Giani, gerichtet. Sie fordert einen runden Tisch mit den lokalen Gesundheitsbehörden und den Betreibern der Badeanstalten, um gemeinsame Lösungen zu diskutieren. Ziel sei es auch, Druck auf die Regierung in Rom auszuüben, damit die umstrittene Vorschrift abgeschafft wird.