Rom. Ein riesiger Felsbrocken ist auf die Uferstraße am Gardasee gestürzt. Nun nimmt dort die Sorge vor einer Gefahr für Radfahrer zu.
Rund 20 Kubikmeter Geröll lösten sich am Freitagabend zwischen Riva del Garda und Limone am Westufer des Gardasees. Große Gesteinsbrocken stürzten auf die Gardesana-Staatsstraße, die westseitige Uferstraße am Gardaseee in Italien. Einige am Straßenrand geparkte Autos wurden von Gesteinsbrocken getroffen und beschädigt.
Da sich zu diesem Zeitpunkt an der Stelle kein mit Menschen besetztes Fahrzeug befand, verletzte der massive Felssturz niemanden. Vorsorglich wurde jedoch ein angrenzendes Haus evakuiert. Der Bevölkerungsschutz führte einen Lokalaugenschein per Hubschrauber durch. Daraufhin sperrten die Einsatzkräfte die Uferstraße vorübergehend. Wie lange sie geschlossen bleibt, ist noch unklar. Eine Spezialfirma ist mit der Sprengung der Felsen und der Räumung des Hangs und der Fahrbahn beauftragt.
Erdrutsche sind in der Gegend um den Gardasee keine Seltenheit. Geologen beobachten daher die Felsbewegungen mithilfe technischer Instrumente. Die „Gardesana occidentale“ musste in den vergangenen Monaten immer wieder nach Felsstürzen gesperrt werden, einmal Mitte Dezember und ein anderes Mal Anfang Januar. Viele Experten machen den Klimawandel für die auffallend hohe Zahl an Felsstürzen verantwortlich. Der Wechsel zwischen Frost und Auftauen, sowie der Starkregen der letzten Wochen soll die Felsen freigespült haben.
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Italien: Neuer Radweg geplant – „Sicherheit nicht garantiert“
Umweltaktivisten sind besorgt. „Felsstürze hat es in der Gegend immer schon gegeben, doch ihre Zahl scheint jetzt zuzunehmen“, warnt Maurizio Maffi, Sprecher der Koordinierungsstelle zum Schutz des Gardasees, gegenüber unserer Redaktion. Er warnt, dass auf der „Gardesana occidentale“ ein Radweg entstehen soll, der sich auch wegen der Instabilität der Felsen gefährlich erweisen könnte. Der Radweg sieht unter anderem Stege über den See auf Mauern vor, die im Felsen verankert sind und den Zustand der Hänge irreversibel verändern würden.
„Die Hängebrücken über den See drohen die Falesie, die fragilen und wunderschönen Felsen, die die Landschaft des oberen Teils des Gardasees prägen, zu ruinieren. Angesichts der anhaltenden Erdrutsche an den Hängen ist die Sicherheit des Radweges nicht garantiert“, sagt Maffi.
Die Bürgermeisterin von Riva del Garda, Cristina Santi, sieht die Lage anders: „Erdrutsche in der Gegend hat es immer schon gegeben, man muss lernen, mit ihnen zusammenzuleben“. An dem bei Umweltschützern umstrittenen Projekt der Radumfahrung des Gardasees wird laut der Bürgermeisterin nicht gerüttelt. „Wäre die Straße so gefährlich, müsste sie auch für den Autoverkehr komplett geschlossen werden“, sagt sie. Umweltschützer erwidern, dass während Millionen in den Bau des Radwegs gesteckt werden, der auch mit EU-Geldern finanziert wird, kaum in hydrogeologischer Vorbeugung der Erdrutsche investiert werde. Die 500.000 Euro, die die Provinz vor zwei Jahren zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt habe, seien längst schon ausgegeben worden.
Radweg wäre bereits von mehreren Erdrutschen erfasst worden
Wäre der Radweg von Riva del Garda bis Gargnano nach Plan bereits gebaut worden, wäre er bereits von den drei Erdrutschen erfasst worden, die sich in den letzten Monaten in der Gegend ereignet haben und zum Glück keine Todesopfer erfordert haben, argumentieren die Gegner des Projekts. Eine ausführliche Studie von Geologen habe klar die Gefahren hervorgehoben, die mit dem Bau des Radwegs verbunden seien. „Unsere Studie hebt klar die Risiken des Projekts hervor. Jetzt müssen die Politiker entscheiden, ob sie die Verantwortung für den Bau des Radwegs mit den Hängebrücken über den See übernehmen wollen“, meint Mirko Demozzi.
Die hohen Kosten sind ein weiterer wunder Punkt, die mit dem Radweg-Projekt verbunden sind. Die 2021 auf 344 Millionen Euro veranschlagten Ausgaben haben sich inzwischen auf 1,3 Milliarden Euro vervierfacht. Dabei werden lediglich 46 Millionen Euro vom Staat zur Verfügung gestellt. Im April ist eine Protestkundgebung in Riva del Garda gegen das Projekt des Radwegs vorgesehen.
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