Berlin. Eine Rufmord-Kampagne schockiert Frankreich: Es geht um Bettwanzen und Ukraine-Flüchtlinge. Putins Wille und das Werk seiner Trolle.
Die Bettwanzen-Plage in Frankreich war womöglich Teil einer russischen Rufmord-Kampagne. Diesen Verdacht hat Europaminister Jean-Noël Barrot am Freitag im Sender TF1 geäußert. Er sieht drei Anhaltspunkte: Akteure, Zeitpunkt, Motive.
- Die „Panik“ wurde in Netz von Akteuren geschürt, die mit Russland und dem Kreml in Verbindung stehen;
- die Stimmungsmache erreichte ihren Höhepunkt im Zuge des Ukraine-Konfliktes und
- zeitgleich mit der Ankunft der ersten Kriegsflüchtlinge.
Frankreich: Sorge um Imageschaden zu den Olympischen Spielen
Die Schädlinge hatten im vergangenen Herbst weltweit Schlagzeilen gemacht. Die „New York Times“ bescheinigte den Franzosen wegen ihrer Bettwanzen-Panik eine „kollektive Post-Covid-Psychose“.
Experten wunderten sich damals, als die vermeintliche Explosion von Fällen nicht nach Deutschland überschwappte. Hinzu kam, dass große Schädlingsbekämpfer in Frankreich „keine signifikanten Steigerungen“ feststellen konnten.
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Nun scheint das Rätsel geklärt. Minister Barrot sagte, das Thema sei „in den Onlinediensten aufgeblasen worden durch Konten, die mit Russland in Verbindung stehen“. Ganz konkret: Zum Kreml – und damit zumindest mittelbar zu Wladimir Putin.
Leimspur gelegt: Sie führte zur ukrainischen Flüchtlingen
Barrot: „Es wurde sogar fälschlicherweise eine Verbindung gezogen zwischen der Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge und der Ausbreitung von Bettwanzen.“ Er vermutet Destabilisierungsversuche mit dem Ziel, die öffentliche Unterstützung für die Ukraine zu untergraben.
Der Höhepunkt der damaligen Kampagne: Ein verwackeltes Video eines nicht identifizierbaren Insekts, das am helllichten Tag über den Sitz eines Zugs krabbelte. Daraufhin wurden vielfach Klassenräume und Kinosäle vorsorglich geräumt und gesäubert.
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Mit Blick auf die Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 nahm die Regierung das Thema sehr ernst. Eigens wurden sogar mehrere Krisentreffen auf Ministerebene einberufen.
Trollkampagnen und Cyberattacken aus Russland
Seit Beginn dieses Jahres sind die Bettwanzen aus der Aufmerksamkeit weitgehend verschwunden. Dafür nahm eine Behörde die Spurensuche auf, die 2021 eingerichtet worden war, um ausländische Versuche der Destabilisierung der öffentlichen Meinung aufzuspüren.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben derartige Aktionen aus Russland nach Ansicht der französischen Regierung massiv zugenommen. Derzeit ist die Sorge groß, dass solche Cyberangriffe mit Blick auf Olympia zunehmen könnten.
Als weiteres Beispiel eines Destabilisierungsversuchs nannte Minister Barrot das Besprühen von Pariser Gebäuden mit Davidsternen kurz nach dem Start des Gaza-Kriegs. Davon wurden Fotos über die sozialen Netzwerke verbreitet. Mitte Februar hatte Frankreich mit Deutschland und Polen vereinbart, gemeinsam gegen russische Trollkampagnen und Cyberattacken vorzugehen. (fmg(AFP)
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