Paris. Paris erwartet dieses Jahr Athleten und Sportfans aus aller Welt. Doch die Stadt muss ein drängendes Problem in den Griff kriegen.
Sollte man von einem schlechten Omen sprechen? Als eine Abordnung des Olympischen Komitees im Frühjahr 2017 Paris besuchte, um sich vor Ort einen Eindruck über die Eignung der Seinemetropole als Ausrichter der Sommerspiele 2024 zu verschaffen, blieb ihr Bus gleich dreimal im Stau stecken.
Beinahe zwei Stunden gingen verloren, das gesamte Besichtigungsprogramm geriet durcheinander. Den ersehnten Zuschlag bekam die französische Hauptstadt trotzdem, was dem im Bus kredenzten Champagner zu verdanken sein mag, mit dem den hohen Gästen die Verzögerung versüßt worden ist.
Es stimmt: Staus gehören seit jeher zum Pariser Alltag. Bloß hat sich die Situation in den letzten Jahren nachhaltig verschlimmert. Seit 2017 hat die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo beinahe alle Hauptstraßen und als Knotenpunkte dienenden Plätze zu verkehrsberuhigten Zonen gemacht. Auf den zuvor vierspurigen Boulevards, von denen zwei Spuren für Fahrradwege und zusätzliche Busspuren abgezwackt wurden, ballen sich die Autos jetzt nicht mehr allein während der Stoßzeiten, sondern stehen von frühmorgens bis abends im Dauerstau.
Olympische Sommerspiele: Paris erwartet 15 Millionen Touristen
Paris hat knapp zwei Millionen Einwohner und auf die für eine Metropole vergleichsweise geringe Fläche drängen an Werktagen zusätzlich rund eine Million Pendler. Unter der Woche sorgt das neben beengten Platzverhältnissen für die völlige Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel. Diese werden schließlich auch eifrig von jenen 37 Millionen Touristen pro Jahr genutzt, die die Stadt zur meistbesuchten der Welt machen.
Ein Hintergrund, vor dem sich eine bange Frage aufdrängt: Wie soll Paris den Ansturm jener 15 Millionen Olympia-Touristen verkraften, die zwischen dem 26. Juli und dem 11. August erwartet werden?
Eine Antwort gibt es bestenfalls in verschämten Ansätzen. Zum einen wird angenommen, dass die Einwohner der Seinemetropole zur fraglichen Zeit massiv die Flucht in die Sommerferien ergreifen. Zum anderen bekniet die Regierung die Pariser Arbeitgeber, möglichst viele ihrer Angestellten ins Homeoffice zu schicken.
Und zum dritten ist da die vage Hoffnung, dass die Olympischen Spiele vielleicht doch weniger als die prognostizierten 15 Millionen Besucher anlocken, weil sich langsam herumspricht, wie groß die ihnen abverlangte Leidensfähigkeit sein müsste.
Wucherpreise: Hotels und ÖPNV in Paris werden teurer
Die in Paris ohnehin gepfefferten Hotelpreise zum Beispiel werden sich während der Spiele mindestens verdreifachen. Selbst bei Vermietungsagenturen für Privatwohnungen oder bei Airbnb kratzt der durchschnittliche Übernachtungspreis an der 1000-Euro-Marke. Doch damit nicht genug. Auch die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel werden erhöht.
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Ab dem 20. Juli und bis zum 8. September, dem Ende der Paralympics, wird eine einfache Fahrt mit dem im Zweifelsfall hoffnungslos überfüllten Bus oder in der nicht minder überfüllten Metro statt 2,15 Euro beinahe das Doppelte, nämlich vier Euro, kosten. Einzig im Gaststättengewerbe wurde die Devise ausgegeben, nicht oder nicht allzu heftig an der Preisschraube zu drehen.
Gut klingt dahingegen das weitestgehend eingehaltene Versprechen der Organisatoren, die Hälfte der zehn Millionen Tickets für die verschiedenen Wettkämpfe für 50 Euro oder weniger anzubieten. Allerdings sind die meisten der günstigen Plätze in mehreren Online-Verlosungen längst verkauft worden und sie betreffen die weniger populären Disziplinen. Für die beliebtesten Wettbewerbe wie das 100-Meter-Finale können die Ticketpreise bis über 900 Euro klettern.
Pariser Olympia-Touristen: Darauf müssen sie sich einstellen
Ein gewisses finanzielles Polster ist für den Pariser Olympia-Touristen also Voraussetzung. Geduld und, da die Bürgermeisterin auch die elektrischen Leihroller verbannen ließ, gutes Schuhwerk ebenso. Auch zeitlicher Vorlauf ist geboten, wenn es in den nördlichen Vorort Saint-Denis gehen soll, wo neben dem Olympischen Dorf auch das als Olympia-Stadion dienende Stade de France liegt.
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Theoretisch leichter erreichbar sind der Eiffelturm, wo die Beachvolleyballer um Medaillen ringen, die Fußballspiele im Stadium Parc des Princes, der Wettkampf der Breakdancer auf dem Place de la Concorde, die Duelle der Degen- und Florettfechter im Grand Palais oder die Tennis- und Boxkämpfe in der Anlage von Roland Garros.
Vor allem rings um die temporären Sportstätten sind weiträumige Sicherheitszonen vorgesehen, in die man nur zu Fuß und mit einem gültigen Ticket oder einem Anwohnerausweis gelangen kann. In den einen Großteil des Zentrums abriegelnden Sicherheitszonen bleiben die Metrostationen geschlossen und Busse dürfen nicht hereinfahren. Außerhalb droht derweil der definitive Verkehrskollaps.