Sydney. Behörden in Australien suchen Kinder, die mit einem Flughund gespielt haben. Möglicherweise hat er ein gefährliches Virus übertragen.
Meist schaukeln sie in Bäumen hängend im Wind, weswegen Menschen eigentlich selten mit Fledermäusen oder Flughunden in Kontakt kommen. Doch aus der Nähe betrachtet, sehen die fliegenden Säugetiere manchmal aus wie kleine Kuscheltiere und verleiten dazu, sie anzufassen und zu streicheln.
Letzteres haben vier Kinder in Ipswich, einem Ort in der Nähe von Brisbane im Osten Australiens, Anfang Februar getan. Sie spielten mit einem Flughund, der in einem Park am Boden lag. Die Gesundheitsbehörden erfuhren von dem Fall und haben nun einen verzweifelten Aufruf gestartet, um die Kinder, die zwischen zwei und 13 Jahren alt gewesen sein sollen, aufzuspüren.
Denn in der Region sind inzwischen mehrere Fledermäuse positiv auf das Australian Bat Lyssavirus, abgekürzt auch ABLV genannt, getestet worden, und Zeugen berichten, dass sich die Fledermaus ungewöhnlich verhalten habe. Sie lag am Boden auf ihrem Bauch und hatte Probleme sich zu bewegen. Die Behörden befürchten deswegen, dass sie mit ABLV infiziert war, obwohl die Krankheit normalerweise nur bei einem Prozent aller Fledertiere vorkommt. Das Risiko einer Infektion steigt jedoch auf bis zu 30 Prozent, wenn die Tiere ungewöhnliches Verhalten zeigen.
Besonders heimtückisch: Symptome des Australian Bat Lyssavirus können erst Jahre später auftreten
ABLV ist ein schwerwiegendes Virus, das von Fledermäusen und Flughunden auf den Menschen übertragen werden kann. Es ist eng mit dem Tollwutvirus verwandt und kann unbehandelt tödlich sein. Hannah Bloch, die Leiterin der Behörde, bat Eltern, mit ihren Kindern zu sprechen und sie zu fragen, ob sie den Park besucht und dort mit einem Flughund gespielt hätten. „Es ist sehr wichtig, dass Eltern nicht auf Symptome warten, sondern sich frühzeitig melden“, sagte die Gesundheitsexpertin dem australischen Sender ABC. „Wir wollen keine Panik auslösen, aber es ist wirklich wichtig, dass wir diese Kinder identifizieren.“ Australische Medien haben den Fall deswegen publik gemacht und die Behörde hat einen Aufruf über die sozialen Medien gestartet.
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Die Kinder wurden am 3. Februar beim Spielen mit dem Flughund beobachtet. Es ist also bereits einige Zeit vergangen und die Suche wird damit immer mehr ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf einer Informationsseite der australischen Regierung heißt es: „Jede Fledermaus in Australien kann ABLV in sich tragen.“ Wer Kontakt mit einer Fledermaus gehabt habe, müsse sofort handeln, auch wenn er keine Symptome habe. Letztere können nach fünf Tagen, in manchen Fällen aber auch erst mehrere Jahre später auftreten. In den meisten Fällen treten sie nach fünf bis acht Wochen auf.
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Laut dem medizinischen Fachblatt AJGP sind seit 1996 drei Menschen in dem australischen Bundesstaat Queensland an der Viruserkrankung gestorben. Der bisher letzte Fall ereignete sich 2013, als ein Achtjähriger von einer Fledermaus gekratzt wurde und vier Monate später an den Folgen von ABLV starb.
Auch in Deutschland gab es bereits ABLV-Fälle
Kommt jemand mit dem Speichel der Tiere in Kontakt und gerät dieser in die Augen, die Nase oder den Mund oder wurde eine Person von einer Fledermaus gebissen oder gekratzt, dann ist die Gefahr groß, dass das Virus übertragen wurde. Die Empfehlung der australischen Gesundheitsbehörde lautet, die Wunde vorsichtig auszuwaschen und rund fünf Minuten mit Seife und Wasser zu behandeln. Danach sollte man – wenn möglich – ein Antiseptikum mit antiviraler Wirkung, etwa eine Jodtinktur, auftragen. Sollte Fledermausspeichel in die Augen, die Nase oder den Mund gelangt sein, dann muss der Bereich gründlich mit Wasser ausgespült werden. Wichtig ist, auf alle Fälle einen Arzt aufzusuchen. Denn wenn die Krankheit nicht erkannt wird, bevor Symptome auftreten, ist sie im Normalfall tödlich.
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Bevor Symptome auftreten, kann noch eine Impfung verabreicht werden, doch diese ist nicht mehr wirksam, sobald der Patient Anzeichen der Krankheit zeigt. Zu diesen gehören Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich des Bisses oder Kratzers, grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, aber auch Lähmungserscheinungen, Delirium oder starke Krämpfe. Das Fledermaus-Virus ist nicht auf Australien beschränkt – auch in Deutschland wurden schon Fledermäuse mit dem tödlichen Virus identifiziert.
Unabhängig vom gefährlichen Lyssavirus gelten Fledermäuse laut einer Studie der Universität von Kalifornien als perfekte Wirtstiere für Viren. Coronaviren, SARS und Ebola hatten allesamt ihren Ursprung in Fledermäusen, bevor sie über einen weiteren tierischen Wirt auf den Menschen übersprangen. SARS gelangte über den Fleckenmusang, eine Schleickatzenart, auf den Menschen, MERS über Kamele und Ebola über Gorillas und Schimpansen.