Rom. Der Kalender zeigt junge katholische Geistliche und ist Verkaufshit bei Touristen. Nach 20 Jahren kommt nun ein Geheimnis ans Licht.
Mit Fotomodels assoziieren wohl die wenigsten Menschen katholische Priester. Vielmehr hat man die Vorstellung von jemandem Konservativen, Bejahrten. Doch der Kalender, den der venezianische Fotograf Piero Pazzi auch dieses Jahr auf den Markt gebracht hat, hat viel dazu beigetragen, das verstaubte Image der katholischen Geistlichen aufzupolieren. Jeden Monat präsentiert sich dem Betrachter im „Calendario Romano“ ein anderer attraktiver Pfarrer in Kirchentracht.
Entstanden sind die Fotos in den Straßen von Rom, Sizilien und Sevilla. Bereits zum 20. Mal veröffentlicht Pazzi einen Kalender mit attraktiven jungen Geistlichen. Vom Deckblatt lächelt, wie all die Jahre zuvor auch, derselbe junge Mann mit Kollar und Soutane herab, ein überaus ansprechendes Gesicht der römisch-katholischen Kirche. Auch dank des Lächelns dieses anziehenden Pfarrers gehört der „Römische Kalender“ neben Papst-Porträts, Petersdom- und Kolosseum-Miniaturen zu den Kassenschlagern der Souvenirshops.
Italien: Kalender mit attraktiven Geistlichen begeistert Touristen
Der Kalender, der als Rom-Mitbringsel bei Touristen heiß begehrt ist, kostet acht Euro und enthält neben den Porträts in vier Sprachen auch historische und praktische Informationen über den Vatikan und seine Museen. Grund für den Verkaufserfolg dürfte sein, dass die Monatsmänner gern mit subtiler Erotik ins Bild gesetzt sind.
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Die prägnanten Schwarz-Weiß-Fotos der jungen Priester sind das Resultat einer mehrmonatigen Arbeit des Fotografen Pazzi. Zum 20-jährigen Bestehen wurde enthüllt, dass der bisher anonyme junge Mann auf dem Titelblatt überhaupt kein Kleriker ist. In Wahrheit handelt es sich um einen Sizilianer namens Giovanni Galizia. Als das Foto vor einer Kirche in Palermo aufgenommen wurde, war Galizia gerade mal 17 Jahre alt, inzwischen ist er 37. Einige der im Kalender porträtierten Männer sind keine Priester, wie Pazzi zugeben musste. Allerdings verteidigt der kreative Italiener sein Produkt.
„Wie oft haben denn Tizian und Tiepolo die Muttergottes gesehen – und wie viele Madonnen haben sie gemalt?“, fragte der 65-Jährige in der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Von echten Geistlichen habe er jedenfalls nie Kritik erhalten. Der Kalender sei sehr beliebt. Die Frau eines protestantischen Pastors habe ihn jedes Jahr als Geschenk für ihren Mann besorgt, sagte der Fotograf.
Italiener selbst kaum interessiert am schlüpfrigen Priester-Kalender
Es würden nur junge Männer in dem Kalender abgebildet, weil diese eine Präsenz ausstrahlten, die zukunftsweisend sei. „Würde man ältere Priester abbilden, könnte man meinen, es handle sich um etwas, das im Niedergang begriffen ist“, konstatierte der Künstler.
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Für das Motiv des katholischen Priesters habe er sich entschieden, weil Touristinnen und Touristen die Geistlichen mit dem barocken Rom verbänden, erklärte Pazzi: „Die Italiener selbst interessieren sich kaum für sie: Sie sind die vielen Priester zu sehr gewohnt.“ Der Kalender sei ein kommerzielles Produkt – kirchliche Einrichtungen seien nicht daran beteiligt, betonte Pazzi. Er selbst arbeite heute nicht mehr als Fotograf, sondern betreibe zwei Katzen-Museen in Venedig. „Ich bin zwar katholisch, würde mich aber nicht als eifrigen Anhänger der Kirche bezeichnen.“
Priester-Kalender: Wo der Erlös hingeht
Der Erlös aus dem Verkauf des Kalenders – man kann sie unter www.calendarioromano.org bestellen – geht auch nicht an wohltätige Einrichtungen, „der fließt in meine Tasche“, erklärte der Fotograf. Der Vatikan hatte bislang all die Jahre hindurch nichts gegen den „Calendario Romano“ einzuwenden. Von Seiten der Kirche wird allenfalls betont, dass es sich um eine „individuelle Initiative“ handle.
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Trotz der Diskussion um seine attraktiven Männermodels will Pazzi mit den Kalendern weitermachen. Auf seiner Website hatte er junge Kirchenleute dazu aufgerufen, sich bei ihm zu melden – die Reaktionen fielen allerdings nur spärlich aus. Pazzi erklärte, es sei ihm bewusst, dass die meisten Kunden Frauen aus dem lateinamerikanischen Raum und Homosexuelle seien. „Darauf ziele ich aber keineswegs ab. Meine Fotos sind frei von solcher Intention, es hängt vom Auge des Betrachters ab, was er darin sieht. Und das kann ich ja schlecht beeinflussen“, scherzt Pazzi.