Berlin. „Tatort“-Star Maria Furtwängler im Interview über Weihnachten in einer großen Familie und wie sie mit Streit an den Feiertagen umgeht.
Millionen Menschen ist Maria Furtwängler als „Tatort“-Kommissarin bekannt. Jetzt ist sie in einer turbulenten Weihnachtskomödie zu sehen: „Abenteuer Weihnachten“ (Freitag, 15. Dezember, ARD, 20.15 Uhr). Für die 57-Jährige ist Weihnachten nicht nur ein Fest der Tradition und der Familie, sondern auch Zeit der Kompromisse.
Der Untertitel Ihres Weihnachtsfilms lautet „Familie kann nie groß genug sein“. Können Sie das kurz erklären?
Maria Furtwängler: Ich mag diesen Ausdruck. Denn das Gefühl von Familie ist etwas ganz Spezielles. Man kennt seine Freunde viel besser und genauer, auch weil man sich häufig sieht, aber Familie lässt sich damit nicht vergleichen. Es hat etwas sehr Kraftvolles, wenn man weiß: Ich habe dich nicht ausgesucht, aber du gehörst zu mir. Deshalb mag ich diesen Untertitel. Je mehr Menschen, desto besser. Das gehört auch speziell zu Weihnachten dazu. Mir ist es viel lieber, wenn es nicht im ganz kleinen Kreis abläuft, sondern man so viele Leute wie möglich dazu holt.
Wobei es in einer Familie an Weihnachten auch krachen kann, wie man an dem Film sieht.
Maria Furtwängler: Natürlich. Es besteht immer die Gefahr, dass ein Fest wie Weihnachten in Streitigkeiten untergeht. Da hilft es nur, wenn man kompromissbereit ist, aufeinander zugeht und auf die Bedürfnisse der Kinder hört, was ja auch diese Geschichte zeigt.
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Allerdings sind die Verhältnisse in Familien heutzutage komplizierter als früher.
Maria Furtwängler: Natürlich. Der Film zeigt einerseits die Wichtigkeit von Tradition und Ritualen. Ich bin persönlich der Meinung, dass die uns guttun. Aber es gibt eben auch eine Modernität. Es muss nicht so sein, wie es immer war. Deshalb haben wir in unserem Patchwork-Verbund ein queeres Pärchen oder einen Ex-Mann. Aber die Sehnsucht nach Familienverbund und Harmonie teilen wir alle, egal wo wir herkommen. Das ist das Versöhnliche, aber auch eine Herausforderung.
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Nun beschränken sich die Erfahrungen mit einer Patchwork-Familie nicht nur auf Weihnachten, wie Sie selbst wissen. Wie erleben Sie das Leben im großen Verbund im Rest des Jahres?
Maria Furtwängler: Es ist auf jeden Fall bereichernd, weil es einen als Menschen wachsen lässt. Denn es lässt einfache Lösungen nicht zu, sondern zwingt einen über Dinge zu reden und Kompromisse zu finden. Das dürfen wir nicht verlieren.
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Ein großer Familienverbund kann aber auch für das einzelne Individuum beengend sein, finden Sie nicht?
Maria Furtwängler: Als beengend würde ich es nicht bezeichnen. Aber speziell an Weihnachten sitzt man sich natürlich nah und zu lang auf der Pelle. Das geht nicht ohne Konflikte ab. Das beginnt ja schon mit der Vorbereitung, man muss so viel besorgen, von den Geschenken bis zum Essen. Das macht Weihnachten eben zum Abenteuer.
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Wie werden Sie dieses Abenteuer 2023 überstehen?
Maria Furtwängler: Ehrlich gesagt habe ich mir da noch keine Gedanken gemacht. Jetzt schauen wir uns erst mal den Film am 15. an, und dann wissen wir, wie wir das verbringen.
Haben Sie den Wunsch nach einem idealen Weihnachten, so wie es die Figur der Oma in dem Film verkörpert?
Maria Furtwängler: Durchaus. Wir brauchen so eine Verklärung und Überhöhung. Deshalb sollten wir dieser Sehnsucht Raum geben und sie zulassen, anstatt das Ganze so pragmatisch anzugehen nach dem Motto: Wer braucht Geschenke? Wer kauft den Baum? Diesem Wunsch wollte ich mit dem Film sozusagen Zucker geben und sagen: Aber jetzt erst richtig!
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Kann denn der Film in den Zuschauern etwas auslösen?
Maria Furtwängler: Ich hoffe schon, sonst würde ich ihn nicht machen – auch nicht als Produzentin. Ich habe ihn mit unserer Firma entwickelt, um zu unterhalten und den Leuten auch gleichzeitig Fantasien zu eröffnen – so in der Richtung: Vielleicht kann man so ein ideales Weihnachten ja doch hinkriegen. Das ist eine Wunschvorstellung, aber wir können damit inspirieren. Wir haben mit unserer malisa-Stiftung festgestellt, welche starke Wirkung Bilder haben. Damit haben wir mit unserer Fiktion eine große Chance, weil sie ans Herz geht und nicht nur im Kopf ist.
Maria Furtwängler über die Kraft der Tradition
Aber im digitalen Zeitalter beschleunigt sich unser Leben immer mehr. Kann es sein, dass da der Traum eines traditionellen Weihnachtens verloren geht?
Maria Furtwängler: Ich sehe eine Krise, die weit über das Thema Weihnachten hinausgeht. Denn wir laufen die Gefahr, unsere Umwelt, die ja unsere Lebensgrundlage ist, zu verlieren. Deshalb müssen wir mit dem, was uns umgeht, Verbindung aufnehmen. Es geht ums Bewahren und Innehalten. Und Tradition bedeutet eben auch, dass wir das bewahren, was uns mit unseren Vorfahren und unserer Geschichte verbindet. Da müssen wir wach bleiben. Insofern kommt der Film zur richtigen Zeit.
Was gibt Ihnen selbst die Energie, um sich mit all diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen?
Maria Furtwängler: Ich habe großen Spaß und Freunde an den beruflichen Herausforderungen – auch mit den Projekten, die ich als Produzentin entwickle. Davon abgesehen ist für mich die Natur das A und O. Ich brauche das sehr stark als Ausgleich. Ich bin froh, dass ich meine Hunde und Hühner habe und meine Pflänzchen ziehen kann. Letzteres mache ich zunehmend selbst. Das alles erdet mich sehr.