Berlin/Moskau. Ein Satanist tötet in Russland mehrere Jugendliche. 20 Jahre Haft lautet das Urteil. Doch dann kommt eine überraschende Kehrtwende.
Vom Mörder zum Soldaten zum Zivilisten. Um die Truppen an der Front in der Ukraine zu stärken, rekrutiert das russische VerteidigungsministeriumHäftlinge aus Gefängnissen, berichtet die „Moscow Times“. Im Austausch für ihren Dienst beim Militär erhalten die Verurteilten eine Begnadigung.
Erst Anfang des Monats ist einer dieser Häftlinge, Nikolai Ogolobyak, nach einem sechsmonatigen Kriegsdienst in der freigelassen worden. Der 33-Jährige, der laut einem Bericht der „Frankfurter Rundschau“ (FR) aus der Region Jaroslawl nördlich von Moskau stammt, hätte eigentlich noch weitere sechs Jahre seiner Strafe verbüßen müssen. Doch sein Dienst an der Front hat ihm eine frühzeitige Entlassung beschert.
Satanist und Mörder wird nach Kriegsdienst freigelassen
Ogolobyak ist ein bekennendes Mitglied einer satanistischen Sekte. 2008 haben er und seine minderjährigen Komplizen vier Teenager ermordet und ihre Leichen für ein Initiationsritual geschändet. Laut der „Moscow Times“ gab es einen weiteren Verdächtigen, Anton Makowkin, der jedoch in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde, nachdem er für unzurechnungsfähig erklärt worden war.
Der 33-Jährige wurde laut einem Bericht des russischen Nachrichtenportals „76.ru“ für folgende Verbrechen verurteilt:
- Laut den Akten haben Ogolobyak und seine Komplizen zwei Menschen ermordet, ihnen die Köpfe abgeschnitten, die Herzen sowie die Zunge entfernt, diese angebraten und anschließend verzehrt.
- Im zweiten Fall hat Ogolobyak zwei Menschen erstochen. Dabei hat er seinen Opfern genau 666 Stichwunden zugefügt.
Letzteres Verbrechen war für den Satanisten eine Anspielung auf die Zahl 666 – das Symbol für den Teufel. Ogolobyak wurde für seine Taten 2010 zur einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt, die er eigentlich noch bist 2030 hätte absitzen müssen. Doch das russische Militär hat ihm im Austausch für seinen Kriegsdienst eine Begnadigung angeboten.
Das Interessante dabei: Ogolobyak ist während seiner Zeit im Gefängnis erblindet und wurde dennoch von Russland für den Krieg rekrutiert, heißt es in dem Bericht der „FR“.
Freigelassener Mörder „erholt sich“ aktuell zu Hause
Russischen Medien zufolge habe Ogolobyak in einer der „Storm Z“-Einheiten gedient, berichtet „t-online“. Die Einheiten bestehen aus 100 bis 150 Mann, davon größtenteils rekrutierte Verbrecher aus russischen Gefängnissen. Die Sturmtruppen werden „in der Regel in die am stärksten gefährdeten Teile der Front geschickt“, da sie als entbehrlich gelten, berichtet die Agentur Reuters nach Gesprächen mit Betroffenen.
Während seiner Zeit an der Front in der Ukraine ist Ogolobyak schwer verletzt worden und kehrte nach Hause zurück. Der Vater des Verbrechers bestätigte gegenüber der „Moscow Times“, dass sich der russische Straftäter derzeit erhole und nicht arbeite. Zudem sei es unwahrscheinlich, dass er ein weiteres Mal für die „spezielle Militäroperation“ rekrutiert werde.
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Ogolobyak ist nicht der einzige Verbrecher, der frühzeitig entlassen wurde
Die Rekrutierung von Straftätern für den Krieg kann schwerwiegende Folgen für die Zivilgesellschaft haben. Berichten zufolge sollen einige der begnadigten Verbrecher nach ihrer Rückkehr aus der Ukraine erneut Straftaten begangen haben, heißt es in der „FR“. Bei den Verbrechern handelt es sich aber nicht um Steuerhinterzieher, sondern laut mehreren lokalen Medien um Schwerstkriminelle, heißt es in dem Bericht von „t-online“.
Nach Schätzungen der „Moscow Times“ habe Russland etwa 100.000 Häftlinge in den Krieg geschickt. Laut der führenden Aktivistin für die Rechte von Gefangenen, Olga Romanowa, sind inzwischen Tausende von ihnen ins zivile Leben zurückgekehrt.