Berlin. Echter Stimmungskiller: Mancher Weihnachtsmarkt wird dieses Jahr wohl ohne beliebte Lieder auskommen müssen. Was steckt dahinter?
Mit dem zweiten Glühwein in der Hand „Last Christmas“ trällern und zwischen den Holzhütten der Händler schunkeln – das wird es in diesem Jahr auf einigen Weihnachtsmärkten in Deutschland nicht geben. Grund dafür sind die erhöhten Gebühren für sogenannte Gema-Musik.
Gema, das ist die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Sie verwaltet in Deutschland die Nutzungsrechte von Menschen, die Musik komponiert haben – und sorgt dafür, dass Künstler Geld bekommen, wenn ihre Lieder öffentlich abgespielt oder aufgeführt werden. „Gema-frei“ sind Songs erst dann, wenn ihre Urheber seit mehr als 70 Jahren tot sind.
Künstler wie Mariah Carey oder Sinatra, die uns echte Christmas-Schlager beschert haben, sind allerdings quicklebendig (Carey) oder zumindest noch nicht lange verstorben (Sinatra). Dass die Kosten für Weihnachtsmarktbetreiber ausgerechnet in diesem Jahr explodieren, liegt jedoch am Vorgehen der Gema.
Weihnachtsmärkte: Kosten für Gema-Gebühren explodieren
Denn die Gema-Gebühren richten sich nach der angemeldeten Fläche einer Veranstaltung, auf der die Musik gespielt wird. Das ist zwar schon lange so geregelt, bislang war die Gema hier aber nachsichtig.
Auf ihrer Internetseite erklärt sie: „In der Vergangenheit haben wir auf Basis der gemeldeten Nutzungsflächen lizenziert. Wir haben uns auf korrekte Angaben der Veranstalterinnen und Veranstalter verlassen und keine Prüfung vorgenommen.“ Nach der Corona-Pandemie aber habe man begonnen, die angegebenen Flächen zu vermessen. „Wir haben dabei deutliche Diskrepanzen festgestellt.“
Neu ist auch: Die Gema achtet künftig darauf, dass sich die Fläche nicht nur auf den Bereich um die Lautsprecher bezieht – sondern auf den gesamten Raum, den der jeweilige Weihnachtsmarkt einnimmt. Für die Veranstalter bedeutet das immense Mehrkosten.
Weihnachtsmärkte ohne Musik? So reagieren die Marktbetreiber
„Wir werden aus Kostengründen nur Gema-freie Lieder spielen“, sagt Kim Dorn der „Rheinischen Post“. Sie ist bei dem städtischen Tochterunternehmen D.Live für die Organisation des Düsseldorfer Weihnachtsmarktes verantwortlich. Also keine Gema-lizenzierte Musik: „Für uns würden dadurch gigantische Kosten entstehen“, erklärt Kim Dorn. Nicht mehr im vierstelligen Bereich, sondern bis zu 80.000 Euro. „Bei Verstößen drohen hohe Strafen“, so Dorn. Dann lieber gar keine Weihnachtshits. „Wir wollen Händlern und Besuchern nicht noch höhere Preise zumuten.“
Auch in Halle und Magdeburg hatte es zuletzt Berichte über steigende Lizenzgebühren für Musik auf den Weihnachtsmärkten gegeben. So berichteten die Veranstalter des Weihnachtsmarktes in Magdeburg von einer Steigerung der Gema-Kosten von 1750 Euro vor der Corona-Pandemie auf jetzt mehr als 101.000 Euro. Auch in Halle seien die Kosten von 4800 auf 26.000 Euro gestiegen. In Berlin hatten mehrere Weihnachtsmarktbetreiber angekündigt, gar keine Musik spielen zu wollen, andere nur Gema-freie Musik.
Die Hoffnung auf eine Einigung stirbt jedoch zuletzt. Wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg jüngst berichtete, sei die Gema nach eigener Aussage mit 35 betroffenen Kommunen in Verhandlungen getreten. Dabei sei eine „angemessene Lösung“ gefunden worden, die nun auf den Weihnachtsmärkten Anwendung finden soll. Was das bedeutet – wir werden es bald hören.