Neapel/Berlin. Vorerst soll die Warnstufe für den Supervulkan bei Neapel nicht erhöht werden. Eine Entwarnung ist das nicht. Die Lage ist dynamisch.

  • Die Millionenstadt Neapel in Italien wird gleich von mehreren Seiten bedroht
  • Denn gleich zwei Vulkane liegen in unmittelbarer Nähe zur Stadt: die Campi Flegrei und der Vesuv
  • Deutlich aktiver sind derzeit die Phlegräischen Felder. Die Sorge vor einem Ausbruch wächst. Kommt es zu einer Evakuierung?

In der vom Ausbruch eines Supervulkans bedrohten Gegend um Neapel in Italien soll die Warnstufe für die Phlegräischen Felder vorerst nicht von Gelb auf Orange erhöht werden. Allerdings verkündete Italiens Minister für Zivilschutz, Nello Musumeci, diese Woche in einer Anhörung im Umweltausschuss, dass man sich auf die Möglichkeit vorbereiten müsse, schnell zu einer höheren Alarmstufe überzugehen. Der Minister sagte aber auch: „Es gibt keinen Alarm, das muss klar gesagt werden“, wird er von „Il Messaggero“ zitiert.

Ein möglicher Übergang zur „Vorwarnphase“, wie die italienische Tageszeitung „Repubblica“ berichtet, hätte tiefgreifende Auswirkungen auf das Gebiet der „roten Zone“, das derzeit etwa 7 Gemeinden mit 480.000 Einwohnern umfasst. Die Jugendstrafanstalt von Nisida, das Frauengefängnis von Pozzuoli und vier Krankenhäuser, zu denen fünf Wohnanlagen und sechs private Pflegeheime hinzukommen – Tausende Menschen müssten evakuiert werden.

Die größten Vulkanausbrüche seit dem 19. Jahrhundert

April 2010: Der isländische Vulkan am Eyjafjallajökull -Gletscher bricht aus. Die Aschewolke legte tagelang den Flugverkehr lahm, Schmelzwasser des Gletschers sorgt für Überschwemmungen. Erst im Dezember 2010 erklärten die isländischen Behörden den Vulkan wieder für ungefährlich.
April 2010: Der isländische Vulkan am Eyjafjallajökull -Gletscher bricht aus. Die Aschewolke legte tagelang den Flugverkehr lahm, Schmelzwasser des Gletschers sorgt für Überschwemmungen. Erst im Dezember 2010 erklärten die isländischen Behörden den Vulkan wieder für ungefährlich. © dpa
Heute Idylle, 1991 Ursprungsort einer verheerenden Katastrophe: Die Erruption des Pinatubo auf den Philippinen im Juni 1991 war der stärkste Vulkanausbruch im 20 Jahrhundert. Die Temperaturen sanken in der Folge weltweit um circa 0,5 Grad Celsius. 1000 Menschen kamen ums Leben.
Heute Idylle, 1991 Ursprungsort einer verheerenden Katastrophe: Die Erruption des Pinatubo auf den Philippinen im Juni 1991 war der stärkste Vulkanausbruch im 20 Jahrhundert. Die Temperaturen sanken in der Folge weltweit um circa 0,5 Grad Celsius. 1000 Menschen kamen ums Leben. © Imago Images
Der Ausbruch vom St.-Helens-Vulkan im US-Bundesstaat Washington gilt als Meilenstein in der Vulkanologie, weil er zum ersten Mal frühzeitig vorausgesagt werden konnte. In Folge der Eruption am 18. Mai 1980 starben dennoch 62 Menschen. Die Explosion war so immens, dass die Spitze des Vulkans abbrach und einen 700 Meter tiefen Krater hinterließ.
Der Ausbruch vom St.-Helens-Vulkan im US-Bundesstaat Washington gilt als Meilenstein in der Vulkanologie, weil er zum ersten Mal frühzeitig vorausgesagt werden konnte. In Folge der Eruption am 18. Mai 1980 starben dennoch 62 Menschen. Die Explosion war so immens, dass die Spitze des Vulkans abbrach und einen 700 Meter tiefen Krater hinterließ. © Imago Images
Der Novarupt im US-Bundesstaat Alaska brach am 6. Juni 1912 aus. Der Vulkan stieß innerhalb von 60 Stunden rund 14 Kubikkilometer Magma aus - mehr als bei jedem anderen Vulkanausbruch in diesem Jahrhundert. Da das Gebiet so gut wie unbewohnt war, kamen nur wenige Menschen zu schaden.
Der Novarupt im US-Bundesstaat Alaska brach am 6. Juni 1912 aus. Der Vulkan stieß innerhalb von 60 Stunden rund 14 Kubikkilometer Magma aus - mehr als bei jedem anderen Vulkanausbruch in diesem Jahrhundert. Da das Gebiet so gut wie unbewohnt war, kamen nur wenige Menschen zu schaden. © Imago Images
Nach dem Ausbruch des Stratovulkan Montagne Pelée auf der französischen Insel Martinique in der Karibik brannte die naheliegende Hafenstadt St. Pierre im Jahr 1902 bis auf ihre Grundmauer nieder. Bis zu 40.000 Menschen sollen ums Leben gekommen sein, ganz genau konnte die Anzahl nie beziffert werden. Der Vulkan hatte explosionsartig tausende Grad heiße Gase, Magmen, Aschen und Gesteinsbrocken in einer Glutwolke ausgestoßen, die eine Geschwindigkeit von mehr als 650 Kilometern pro Stunde erreicht haben soll. Die Menschen kamen innerhalb von Sekunden ums Leben, selbst das Meer begann unter der Glutwolke zu kochen.
Nach dem Ausbruch des Stratovulkan Montagne Pelée auf der französischen Insel Martinique in der Karibik brannte die naheliegende Hafenstadt St. Pierre im Jahr 1902 bis auf ihre Grundmauer nieder. Bis zu 40.000 Menschen sollen ums Leben gekommen sein, ganz genau konnte die Anzahl nie beziffert werden. Der Vulkan hatte explosionsartig tausende Grad heiße Gase, Magmen, Aschen und Gesteinsbrocken in einer Glutwolke ausgestoßen, die eine Geschwindigkeit von mehr als 650 Kilometern pro Stunde erreicht haben soll. Die Menschen kamen innerhalb von Sekunden ums Leben, selbst das Meer begann unter der Glutwolke zu kochen. © iStock
Der Knall, den die Explosion des indonesischen Krakatau-Vulkans im Jahr 1883 verursachte, gilt als das lauteste Geräusch, dass die Menschheit je gehört hat. Die Druckwelle war so stark, dass sie auch nach sieben Erdumläufen noch messbar war. Die Gesteinsdecke des Vulkansystems brach zusammen. Dies führte zu 40 Meter hohen Tsunami-Wellen. Auf den indonesischen Inseln wurden 165 Städte und Dörfer zerstört, mindestens 36.417 Menschen verloren ihr Leben. Das Foto zeigt einen späteren schwächeren Ausbruch im Jahr 2012.
Der Knall, den die Explosion des indonesischen Krakatau-Vulkans im Jahr 1883 verursachte, gilt als das lauteste Geräusch, dass die Menschheit je gehört hat. Die Druckwelle war so stark, dass sie auch nach sieben Erdumläufen noch messbar war. Die Gesteinsdecke des Vulkansystems brach zusammen. Dies führte zu 40 Meter hohen Tsunami-Wellen. Auf den indonesischen Inseln wurden 165 Städte und Dörfer zerstört, mindestens 36.417 Menschen verloren ihr Leben. Das Foto zeigt einen späteren schwächeren Ausbruch im Jahr 2012. © iStock
Der Ausbruch des Tambora in Indonesien im Jahr 1815 gilt als die größte beobachtete Eruption der Geschichte. Sie soll etwa viermal stärker gewesen sein als die des Krakatau. Der Himmel verdunkelte sich in einem Radius von 600 Kilometern vollständig für zwei Tage. Mehr als 50.000 Menschen starben durch die Katastrophe, Hunderttausende durch ihre Folgen. Weltweit gab es Ernteausfälle, der kommender Sommer war der kälteste der je dokumentiert wurde. Der Tambora war vor seinem Ausbruch rund 4300 Meter hoch, heute sind es 2850 Meter.
Der Ausbruch des Tambora in Indonesien im Jahr 1815 gilt als die größte beobachtete Eruption der Geschichte. Sie soll etwa viermal stärker gewesen sein als die des Krakatau. Der Himmel verdunkelte sich in einem Radius von 600 Kilometern vollständig für zwei Tage. Mehr als 50.000 Menschen starben durch die Katastrophe, Hunderttausende durch ihre Folgen. Weltweit gab es Ernteausfälle, der kommender Sommer war der kälteste der je dokumentiert wurde. Der Tambora war vor seinem Ausbruch rund 4300 Meter hoch, heute sind es 2850 Meter. © iStock
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Supervulkan bei Neapel: Verschlechterung nicht ausgeschlossen

Am 27. November soll ein Kommunikationsplan für die Bürger fertiggestellt werden, der auch Schulen in der betroffenen Region einbezieht. Bereits definiert wurde der Umfang der roten Zone, ein Gebiet mit etwa 15.000 Gebäuden und rund 85.000 Einwohnern, das Teile der Gemeinden Bacoli, Pozzuoli und der Metropolregion Neapel umfasst.

NameCampi Flegrei (Phlegräische Felder)
LageWestlich von Neapel, Italien
TypSupervulkanische Caldera
Bedeutende EruptionenCampanian Ignimbrite (vor 39.000 Jahren), Neapolitan Yellow Tuff (vor 15.000 Jahren)
Größe13 km breit
Historische BedeutungZwei massive Eruptionen führten zum Kollaps der Caldera

Ob und wann es überhaupt zu einem Ausbruch der Phlegräischen Felder kommen könnte, ist unklar. Zuletzt hatte sich die Lage beruhigt. Allerdings kam eine neue Analyse zu dem Schluss, dass Magma doch an der Anhebung der Erde rund um die Gegend um Pozzuoli, unter der der Supervulkan liegt, beteiligt sein könnte. Eine plötzliche Verschlechterung der Lage könne jederzeit eintreffen, so der Tenor, dem sich viele Vulkanologen und auch die Experten vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) anschließen.

Die Unsicherheit ist groß. „Es ist schwer vorstellbar, dass die Erde nicht wieder anfängt, sich zu heben, aber im Moment gibt es keine Beweise für eine Zunahme der Gefahr“, sagte etwa Carlo Doglioni, Präsident des INGV. Fest steht: Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, droht die orange Warnstufe.

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Josi Della Ragione, Bürgermeister der unmittelbar von einer Evakuierung betroffenen Gemeinde Bacoli, warnt vor den Folgen einer solchen Entscheidung. Er verglich die Auswirkungen einer orangenen Warnstufe für die Menschen in den betroffenen Region mit einer zweiten Pandemie, die eine enorme wirtschaftliche und soziale Depression verursachen könnte. „Wir sollten Fluchtwege schaffen, anstatt die Bürger zur Flucht zu zwingen“, sagte er.

Wichtige Fragen und Antworten: Was sind die Campi Flegrei?

Die Campi Flegrei, auch bekannt als Phlegräische Felder, sind eine große Region von supervulkanischen Calderas westlich von Neapel, Italien.

Was macht die Phlegräischen Felder zu einem "Supervulkan"?

Ein Supervulkan hat eine Magmakammer, die tausendmal größer ist als die eines konventionellen Vulkans. Dies ermöglicht die größten und voluminösesten Eruptionen auf der Erde. Die Caldera der Phlegräischen Felder wurde vor 39.000 Jahren gebildet und gilt in der Geologie als eine der größten Eruptionen in der Geschichte.

Was ist das Besondere an der geologischen Aktivität der Campi Flegrei?

Die Phlegräischen Felder sind bekannt für ein Phänomen namens "Bradyseismus", bei dem es zu einem abwechselnden Anheben und Absinken des Bodens innerhalb der Caldera kommt. In den letzten 300 Jahren gab es mehrere dramatische Anhebungsphasen, von denen eine 1538 in einer Eruption gipfelte.

Welchen Status haben die Phlegräischen Felder heute?

Die Campi Flegrei wurden 2003 zum regionalen Park erklärt. Sie sind ein komplexes vulkanisches Gebiet, das aus einem Netzwerk von Kratern und hydrothermalen Merkmalen besteht.