Athen. Das Urlaubsparadies Mykonos büßt an Beliebtheit ein. Neben der Kriminalität schreckt noch ein anderer Trend Griechenland-Touristen ab.
Ein Donnerstag im August am malerischen Hafen von Mykonos: Touristen schlendern die Promenade entlang. Andere nippen in den Cafés an teuren Cocktails. Plötzlich hebt sich wie von Geisterhand ein Kanaldeckel – und eine braune Brühe ergießt sich über das Pflaster. Überstürzt ergreifen Einheimische und Urlauber die Flucht vor der stinkenden Flut. Schon Anfang August hatte übel riechendes Abwasser aus der Kanalisation Restaurants und Geschäfte am Hafen geflutet.
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Etwa 10.000 ständige Bewohner hat die griechische Insel, aber in der Hochsaison drängen sich mehr als 50.000 Menschen gleichzeitig auf der 86 Quadratkilometer großen Insel. Das ist offensichtlich zu viel für das Abwassernetz. Die Exkremente auf der Hafenpromenade sind nur eines von vielen Problemen, mit denen Mykonos kämpft.
Griechenland: Mykonos immer unbeliebter – nicht nur Preise schrecken die Touristen ab
Einst galt die Kykladeninsel als Traumziel. Aber inzwischen macht das griechische Eiland mit Negativschlagzeilen von sich reden. Viele Prominente, die einst den Ruf der Insel begründeten, haben Mykonos den Rücken gekehrt. Jetzt werden auch die Pauschalurlauber weniger. Bandenkriminalität, Drogenhandel, Prostitution und Wucherpreise drohen den Ruf der Insel zu ruinieren.
Cocktails für 50 Euro, eine Liege am Strand für 250 Euro pro Tag, vier Portionen Calamari für 660 Euro – Reiseportale wie Tripadvisor und soziale Medien sind voll von Horrorgeschichten über die Abzocke in Bars und Restaurants. Jahrelang haben die Wirte auf Mykonos die Preisschraube immer weitergedreht. Jetzt reicht es vielen Gästen. In einer Umfrage des Verbrauchermagazin "Which?" landete Mykonos beim Preis-Leistungsverhältnis auf dem letzten Platz. Die Insel sei "unfreundlich und überteuert", hieß es.
Tourismus auf Mykonos: Einheimischer berichtet – "Erste Reiche und Schöne kommt nicht mehr"
"Nie wieder Mykonos" – immer öfter sind solche Kommentare in sozialen Netzwerken zu lesen. Während der Tourismus in Griechenland 2023 einen neuen Rekord ansteuert, gehen die Gästezahlen auf Mykonos zurück. Im ersten Halbjahr fiel die Zahl der ankommenden ausländischen Passagiere am Flughafen Mykonos um 3,1 Prozent. Noch in den 1950ern war Mykonos ein gut gehütetes Geheimnis. Prominente wie Aristoteles Onassis, Maria Callas, Grace Kelly und Sophia Loren machten Mykonos später zu einer der Inseln mit der höchsten Millionärs- und Promi-Dichte im Mittelmeer.
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"Die erste Garnitur der Reichen und Schönen kommt nicht mehr"“, berichtet der 62 Jahre alte Taxifahrer Petros. Er glaubt, dass vor allem die Kriminalität viele Promis vertreibt. Seinen vollen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Zu groß ist seine Sorge, sonst auf der Insel als Nestbeschmutzer geächtet oder gar bedroht zu werden.
Kriminalität schreckt Touristen ab: Kaum eine Nacht ohne Überfälle und Einbrüche
Bis Anfang der 1970er Jahre war Mykonos nur per Schiff von Piräus zu erreichen. Die fünfstündige Überfahrt war eine schöne Entschleunigung. 1971 bekam Mykonos einen Flugplatz und wurde für den Massentourismus erschlossen. Heute bestimmen neben Pauschalurlaubern und Kreuzfahrtgästen Möchtegern-Promis das Bild. Aber auch Drogendealer und kriminelle Banden haben die Insel entdeckt. Kaum eine Nacht vergeht ohne Überfälle und Einbrüche in Hotelzimmer und Villen.
Dass man vorsichtig sein muss auf Mykonos, erfuhr auch Manolis Psarros von der örtlichen Archäologie-Behörde. Jahrelang kämpfte er gegen Schwarzbauten, die überall auf der Insel aus dem Boden wachsen. Im März wurde Psarros von einem Schlägertrupp überfallen und bewusstlos geprügelt. Die brutale Attacke war ein Weckruf.
Mafia-Strukturen auf Mykonos – was die Regierung dagegen übernimmt
Die Regierung schickte Spezialermittler nach Mykonos. Nachforschungen brachten mafiöse Strukturen zutage, in die Hoteliers, Gastronomen, Bauunternehmer, Lokalpolitiker und Polizeibeamte verwickelt sind.
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Die Regierung hat jetzt 100 zusätzliche Polizisten nach Mykonos entsandt. Ob sich dadurch an den Wild-West-Verhältnissen auf der Insel etwas ändert, bleibt abzuwarten. Dass die bisher 20 auf Mykonos stationierten Beamten nicht ausreichten, liegt auch daran, dass einige Nebentätigkeiten nachgingen: Mindestens sechs Polizisten sollen sich während der Dienstzeit bei einem örtlichen Unternehmer zum Stundenlohn von zwölf Euro als Bodyguards und Wachmänner für seine Villa verdingt haben. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.