Sydney. Die Gefahr lauerte bei der Gartenarbeit: Eine Australierin hat als erster Mensch den Kontakt mit fleischfressenden Bakterien überlebt.
Eine Australierin hat als erste dokumentierte Person den Kontakt mit einem Erreger überlebt, der normalerweise eine tödliche Krankheit namens Schwarzbeinigkeit („Blackleg“) verursacht. Davon betroffen sind meist Rinder und Schafe. Über den Fall, den die Ärzte der Frau im „Medical Journal of Australia“ öffentlich gemacht hatten, berichtete zunächst die australische Ausgabe des „Guardian“. Vor der Australierin habe niemand die Krankheit überlebt, hieß es dort. Die einzigen zwei anderen bekannten Fälle von Infektionen – einer in den USA, der andere in Japan – verliefen tödlich.
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Die 48-jährige Frau aus Australien war im vergangenen Jahr mit Multiorganversagen, darunter Leber- und Nierenversagen, sowie einem sehr niedrigen Blutdruck ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie litt an Bauchschmerzen, Durchfall, Schocksymptomen und Fieber und wurde sofort auf die Intensivstation gebracht. Die zuständige Ärztin entdeckte schließlich bei Bluttests, dass sich ein Bakterium im Blut der Patientin befand, von dem sie noch nie zuvor gehört hatte – Clostridium chauvoei.
Die Medizinerin fand heraus, dass die Frau ihre Pflanzen umgetopft hatte. Dabei sei das Bakterium vermutlich über Kratzer, die von der Katze der Patientin stammten, in ihren Blutkreislauf eingedrungen, erklärte die Ärztin Ria Ko, die auch die Hauptautorin des medizinischen Fachartikels ist, gegenüber dem „Guardian“.
Gefahr für Hobby-Gärtner: „Fleischfressendes Bakterium“ führt zu schwerem Durchfall
Ko gab bekannt, dass das Bakterium in der Veterinärwelt als Hauptursache für Schwarzbeinigkeit bei Rindern und Schafen gilt – eine Krankheit, die für die Tiere meistens tödlich endet. Im Falle der Hobby-Gärtnerin hatte der Erreger Toxine produziert, die eine nekrotisierende Enterokolitis verursachten. Bei der Erkrankung entzünden sich Teile des Darmgewebes und sterben ab. Diesen Prozess könne man als „fleischfressend“ bezeichnen, so die Spezialistin.
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Die australische Patientin erholte sich in der ersten Woche zunächst überraschend schnell. Ihre Leber- und Nierenfunktion verbesserte sich, nachdem sie Antibiotika und eine hyperbare Sauerstofftherapie erhalten hatte – ein Verfahren zur Erhöhung der Sauerstoffmenge, die das Körpergewebe erreicht. Bereits am vierten Tag durfte die Frau die Intensivstation verlassen.
Fleischfressende Bakterien: Schwerer Rückfall machte Ärzte große Sorgen
Doch am neunten Tag kehrten ihre Bauchschmerzen dann urplötzlich zurück und ein CT-Scan zeigte ein Loch in der Darmwand der Frau, das dringend operiert werden musste. Der Pathologe habe einen Bereich des Darms identifizieren können, der hauchdünn aussah und schließlich perforiert gewesen sei, so Ko.
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Die Frau wurde operiert und konnte letztendlich zweieinhalb Wochen später das Krankenhaus verlassen – etwas, das Anton Peleg, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Alfred Hospital und an der Monash University, dem „Guardian“ gegenüber als „Glück“ bezeichnete.
Spektakulärer Fall: Ärzte operieren Frau Wurm aus dem Gehirn
Erst Ende August war ein anderer ungewöhnlicher Fall in Australien bekannt geworden. Damals hatten Ärzte einen lebenden Wurm aus dem Gehirn einer Frau geholt. Auch diese Patientin hatte an Bauchschmerzen und Durchfall gelitten, später folgten Gedächtnislücken und Depressionen.
Für die rätselhafte Erkrankung war letztlich ein acht Zentimeter langer, lebender Wurm in ihrem Gehirn verantwortlich. Diesen konnten die Mediziner bei einer Gehirnoperation entfernen. Besagter Wurm, der als „Ophidascaris robertsi“ bekannt ist, kommt normalerweise in Teppichpythons vor. Die Patientin, eine 64-jährige Australierin, überlebte die Operation. Auch der etwa acht Zentimeter große Spulwurm habe bei der Entnahme erst noch gezappelt, hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Canberra Health Services und der Australian National University (ANU).
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Die Patientin hatte sich den Wrum vermutlich eingefangen, als sie an einem See in der Nähe ihres Wohnorts die einheimische Pflanze Warrigal Greens sammelte. Über deren Blätter könnte sie mit dem Kot des Pythons und damit dem Parasiten in Kontakt gekommen sein, hieß es.
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Ähnlich wie bei der Patientin mit dem Wurm im Hirn dürfte auch der Fall der Frau mit den fleischfressenden Bakterien eine Seltenheit sein. Zwar kommen die Erreger häufig in der Natur vor, es müssen aber eine ganze Reihe von Umständen zusammenkommen, damit sich Rinder oder Menschen mit ihnen infizieren. Laut der Forscher zeige der Fall, wie wichtig es ist, bei der Gartenarbeit Handschuhe zu tragen und sich danach die Hände zu waschen.