Rom. Blaukrabben sind zum Schrecken der Fischer geworden. Doch die Behörden hegen Hoffnung – aufgrund einer gefräßigen Eigenart der Krabben.
Sie sind aggressiv, anpassungsfähig und intelligent: Die Blaukrabben sind in den letzten Monaten zum Schrecken der italienischen Fischer geworden. Statt Brassen, Seebarsche und Aale landen immer häufiger die "Killer der Meere" in ihren Netzen. Tausende dieser fremden Krabbenart dringen in die Meere vor den Küsten Italiens ein und stören zunehmend das Meeresökosystem.
Italien kämpft gegen Blaukrabben: Einheimische Arten in Gefahr
Heimische Arten werden nicht nur verdrängt, die Blaukrabbe ernährt sich auch massenhaft von Muscheln, Austern und kleinen Fischen. Das Problem für die Fischerei ist enorm. 2,9 Millionen Euro hat die italienische Regierung für die Fischer locker gemacht, um sie im Kampf gegen die Blaukrabbe aktiv zu unterstützen. Ein Hoffnungsschimmer kommt von der Gefräßigkeit dieser Tiere. Weil ihre Nahrung geringer wird, fressen sich die Blaukrabben untereinander selbst auf.
"Wir sind Zeugen von Kannibalismus-Phänomenen, bei denen die größeren Exemplare die kleineren angreifen, um Platz und Nahrung zu ergattern", berichtet Mattia Lanzoni, Ökologe und Forscher an der Universität Ferrara. Die Populationsdichte sei so hoch, dass sie zu einem Problem für das Überleben der Blaukrabben selber geworden sei, die Schwierigkeiten haben, sich ausreichend zu ernähren.
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Kannibalismus: Warum große Blaukrabben die Kleinen fressen
Zwar ist Kannibalismus in der freien Natur nichts Neues, doch könnte man dieses Phänomen als angeborene Eigenschaft der blauen Krebse selbst bezeichnen. Wie in einer 2009 im "Journal of Experimental Marine Biology and Ecology" veröffentlichten Studie erläutert wurde, kann der Geruch verletzter Exemplare Artgenossen zu kannibalischen Handlungen verleiten.
Ein Szenario, das umso wahrscheinlicher ist, wenn die Protagonisten hungrig sind, was an den italienischen Küsten besonders häufig der Fall ist. Große Exemplare stellen eine Gefahr für kleinere dar. Nicht selten beobachten Forscher, wie große Blaukrabben ein junges Exemplar erbeuten.
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Blaukrabben: Italienische Restaurants und Supermärkte nutzen die Plage
2023 wurden mehr als 520 Tonnen blaue Krebse allein an der Küste Venetiens gefangen. Auch in anderen Regionen werden immer häufiger die "Killer der Meere" gesichtet. Besonders betroffen ist das Gebiet um das Delta des Flusses Po: Auf dem Fischmarkt der Lagunen in und um die Comacchio-Täler werden täglich etwa 20 Doppelzentner dieser Krustentiere verkauft. Aus diesem Grund wurde auch eine Kampagne gestartet, um die Verwendung dieser Krabbe in der Gastronomie zu fördern.
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So versuchen Restaurants aus der Plage Profit zu schlagen. Die Supermarktkette Spar hat jetzt begonnen, in mehreren italienischen Regionen Blaukrabben zu verkaufen. Das Fleisch ist reich an Vitamin B12 und aufgrund seines feinen Geschmacks in der Gastronomie vielfältig einsetzbar. Allein die amerikanische NATO-Basis in Aviano im Friaul bestellte zuletzt Tausende Kilo Blaukrabben, die in Italien gefangen wurden.
Egal ob als Krabbenragout zu den Spaghetti oder zuerst in Salzwasser mit Weißwein gekocht und dann mit etwas eingeweichtem Brot zu kleinen Knödeln verarbeitet serviert – die Blaukrabbe hält in Italien immer mehr Einzug in die Küche. Auch Starköche bieten inzwischen Speisen mit der Blaukrabbe an. In chinesischen Restaurants gelten sie längst als Delikatesse, während in Spanien Nahrungsmittelhersteller die Tiere industriell verarbeiten.
Häufige Fragen und Antworten zur Blaukrabbe
Wo ist der natürliche Lebensraum der Blaukrabbe?
Die Blaukrabbe findet man vornehmlich an der Atlantikküste Nordamerikas, von Neuengland bis hinunter nach Argentinien.
Wovon ernährt sich die Blaukrabbe hauptsächlich?
Die Blaukrabbe ist ein Allesfresser. Sie verzehrt kleine Fische, Algen, Mollusken und Detritus.
Warum wird die Krabbe als "Blaukrabbe" bezeichnet?
Dieser Name leitet sich von ihren charakteristischen blauen Scheren ab, die besonders bei lebenden Exemplaren auffällig sind.
Ist die Blaukrabbe für den Menschen von wirtschaftlichem Wert?
Ja, sie ist besonders in der Region Chesapeake Bay in den USA eine beliebte Speise und wird dort kommerziell gefischt.
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