Berlin. Das Sturmtief “Daniel“ hat dutzende Dörfer und Regionen in Griechenland verwüstet. Wie es in den Katastrophengebieten aussieht.
Seit dem Unwetter „Daniel“ stehen in Griechenland 72.000 Hektar unter Wasser. Die Bilder aus dem Katastrophengebiet erschüttern. Ganze Dörfer scheinen plötzlich ausgelöscht. Eine Karte des Wetterdienstes Meteo zeigt, wie dramatisch die Lage ist.
In den betroffenen Gebieten versuchen Rettungskräfte weiterhin Menschen aus den Dörfern zu retten. Bisher konnten insgesamt fast 2000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie der Feuerwehrsprecher Vasilios Vathrakogiannis mitteilte. Die Zahl der Todesopfer stieg am Freitag auf sieben.
Die Regenmengen des Unwetters übertreffen alles, was griechische Meteorologen bislang gemessen hatten. So fielen in bestimmten Orten zwischenzeitlich mehr als 700 Liter Wasser pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.
Mehr dazu: Warum die Unwetter im Mittelmeerraum gerade so schlimm sind
Griechenland: Stadt Volos von Wasser und Matsch begraben
Besonders hart hat es die Stadt Volos getroffen. In der Hafenstadt mit rund 150.000 Einwohnern wurden tonnenweise Matsch in die Straßen gespült. Innerhalb kürzester Zeit stieg das braune Wasser in der Stadt an und verschluckte ganze Autos, wie Videos zeigen.
Der Autoverkehr ist weiterhin verboten, um den Rettungskräften den Weg freizuhalten. Die Strom- und die Wasserversorgung konnten bis Donnerstagabend nicht wieder hergestellt werden. In den Supermärkten sind die Trinkwasservorräte allmählich aufgebraucht. Auch bei der Lebensmittelversorgung wird es langsam knapp, wie die Tageszeitung „Kathimerini“ berichtet.
Griechenland: Gemeinde Larisa stundenlang von Außenwelt abgekapselt
Ebenso stark traf es die Gemeinde Larisa. Nach den extremen Regenfällen waren etwa 80 Menschen über 24 Stunden ohne Essen und Trinken, eingekesselt von den Wassermassen, wie die Zeitung „To Proto Thema“ berichtete. Mittlerweile konnten sie von einem Anwohner mit Traktor und Anhänger gerettet worden. Ein Facebook-User zeigt, wie hoch das Wasser stand.
Am Freitagmorgen wurde in der Gemeinde Alarm ausgelöst – der Fluss Pinios erreichte einen Pegelstand von 9,5 Metern. Normalerweise ist der Pegel bei etwa vier Metern, wie die Tageszeitung „Kathimerini“ schrieb. Die Feuerwehr evakuierte mehrere Stadtteile, die von einem Übertreten des Flusses betroffen wären.
Griechenland: Evakuierung in Karditsa mit Hubschraubern
In die Stadt Karditsa in der Region Thessalien konnten am Donnerstagnachmittag erstmals Hubschrauber fliegen, um dort Menschen von Häuserdächern zu retten. Ein Video zeigt einen Hund, der sich gerade so auf einem Hausdach retten konnte. Der Hund sowie ein Vater und seine zwei Söhne konnten der Instagram-Seite „greekreporter“ zufolge gerettet werden.
Teilweise stieg das Wasser so hoch, dass ganze Häuser wurden verschluckt, wie Luftaufnahmen zeigen.
Griechenland: Hunderte Touristen in Pilio betroffen
Insgesamt ist die ganze Region Thessalien in der Mitte des Landes von dem Extremwetter betroffen. Sie gilt als die „Kornkammer“ Griechenlands, doch stehen die meisten Felder teils meterhoch unter Wasser. Experten gehen davon aus, dass es mindestens fünf Jahre dauern könnte, bis die Region wieder für den Anbau genutzt werden kann, wie CNN Greek berichtet.
Während die meisten touristischen Orte vom Unwetter verschont blieben, hat es die Ferienregion Pilio besonders hart getroffen. Hier sollen rund 500 Urlaubsfamilien vom Wasser eingeschlossen sein, wie der stellvertretende Bürgermeister von Süd-Pilio, Dimitris Parrisiadis, der „Kathimerini“ sagte.
Die Zerstörung sei riesig und die meisten Dörfer noch vom Wasser abgeschnitten. „Ich schätze, dass sich im Süden von Pilio noch rund 500 Familien griechischer und ausländischer Touristen aufhalten und nicht wegkönnen.“ Am Freitag konnten neun deutsche Touristen gerettet werden, wie die Hellenische Küstenwache auf X (ehemals Twitter) verkündete.
Griechenland: Auch Hauptstadt Athen von Unwetter betroffen
Und auch die griechische Hauptstadt Athen hat es getroffen. Das Unwetter hatte hier für überflutete Straßen gesorgt. Eine U-Bahnstation musste vorläufig gesperrt werden. Die zentralen Verkehrsadern konnten nicht befahren werden.
Videos zeigen Menschen, die von der starken Strömung mitgerissen werden. Die Personen versuchen sich gegenseitig zu helfen.
In einigen Stadtteilen und Vororten standen die Keller unter Wasser. Auch die Hafenstadt Piräus, knapp acht Kilometer südwestlich des Athener Zentrums entfernt war vom Unwetter betroffen.
Die griechische Wetterbehörde EMY erklärte am Freitag, das Sturmtief „Daniel“ sei abgeklungen. Wie viele Menschen noch vermisst werden, ist unklar. Angaben seien nicht möglich, weil die Rettungskräfte noch gar nicht zu den eingeschlossenen Ortschaften vorgedrungen sei, hieß es von Feuerwehr und Polizei.
Die Menschen sind teilweise von der Außenwelt abgeschnitten und harren ohne Strom und mittlerweile auch ohne Handy-Akku aus. Die Evakuierungen halten an.