Berlin. In den Abruzzen bediente sich eine Bärin an Torte und Kuchen in einer Hotelküche. Zuvor erschreckte sie Kinder auf einem Spielplatz.
Eine unerwartete Begegnung mit einer Bärin in einem italienischen Bergdorf sorgt für Aufsehen. In Scanno, einem malerischen Ort in den Abruzzen, tauchte kürzlich die Bärin namens Gemma auf und machte sich in einer Hotelküche bemerkbar. Doch das war nicht ihr einziger Auftritt.
Das vermehrte Vorkommen von Bären in Italien hat seit dem tragischen Vorfall im April, bei dem ein 26-jähriger Jogger von einem Bären getötet wurde, an Spannung gewonnen. Seitdem gibt es Diskussionen über den Umgang mit den Raubtieren in den bergigen Regionen des Landes.
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Scanno, mit seinen rund 1800 Einwohnern und seiner Lage am Lago di Scanno östlich von Rom, ist eigentlich ein Idyll. Der Ort gehört zur touristischen Vereinigung "I borghi più belli d’Italia", zu Deutsch: Die schönsten Orte Italiens. Doch nun sorgt Bärin Gemma für Unruhe. Ungewöhnlicherweise taucht sie tagsüber im Dorf auf, was für die typischerweise nachtaktiven Marsischen Braunbären untypisch ist.
Bären in Italien: Gemma gönnte sich Torte in einer Hotelküche
Gemma soll mitten in der Urlaubssaison in der Küche des Hotels Mille Pini an einer Torte und einem Kuchen bedient haben. Zuvor wurde sie auf einem örtlichen Spielplatz gesichtet, wo sie spielende Kinder verschreckte.Ein Hotelangestellter beobachtete die Bärin und informierte die örtlichen Behörden. Der Vorfall verlief ohne weitere Zwischenfälle.
Einen anderen Ausgang hatte ein Vorfall in der Region Ende August. In einem italienischen Nationalpark, in der Nähe von Scanno, wurde die Braunbärin Amarena erschossen. Ein Jäger gab zu, das Tier erschossen zu haben, als es in seinen Garten eindrang. Der Jäger, der Amarena erschoss, erhält sogar Drohungen aus der Bevölkerung – auch, weil sie Mutter von zwei Jungen war. Die beiden wurden mittlerweile im Nationalpark beobachtet und sollen wohlauf sein.
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Bären in Italien: Fall Amarena sorgt für Empörung
Dass Bärin Gemma nun friedlich durch das Dörfchen Scanno läuft, befeuert die Diskussion um Amarenas Abschuss erneut. Der Nationalpark nahm es zum Anlass, im nun den Vorfall in San Benedetto dei Marsi scharf zu verurteilen.
Luciano Sammarone, Direktor des Nationalparks der Abruzzen, sagte: "Es gibt Orte, an denen Bären sogar in die Küchen kommen und Kuchen essen, ohne dass sie jemand anrührt. Und es gibt Orte, an denen Bären in Gärten gelangen und jemand sie erschießt."
Italien: Marsischen Braunbären werden immer seltener
Amarena und Gemma gehören beide zur Unterart der Marsischen Braunbären. Diese Unterart ist im mittelitalienischen Apennin beheimatet. Mit nur noch etwa 50 Exemplaren, verglichen mit rund 100 im Jahr 1980 sind sie extrem selten geworden.
Der Tod von Amarena wirft erneut Fragen zur angespannten Beziehung zwischen Bären und Berggemeinden auf. Dieses Problem betrifft auch Trentino-Südtirol und hat in den letzten elf Jahren zu 15 getöteten Bären geführt, davon drei in den Abruzzen-Parks.
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Seit dem tödlichen Vorfall im April kursieren immer wieder Videos in sozialen Netzwerken, die Braunbären zeigen, wie sie durch italienische Dörfer streifen und nach Essen suchen. In Italien gibt es vor allem im Norden des Landes Bären. Allein in der Region Trentino sollen rund 100 der Tiere zuhause sein. (ari)