Rom. . Weil sie Wildkirsche so mochte, wurde sie von Anwohnern “Amarena“ getauft. Jetzt ist die berüchtigte Bärin Italiens erschossen worden.
Wegen ihrer Vorliebe für Wildkirsche war sie von den Wächtern des Naturschutzparks der mittelitalienischen Bergregion Abruzzen "Amarena" (Schwarzkirsche) getauft worden: Die fast zehn Jahre alte Bärin war für ihre Streifzüge durch die Gemeinde San Sebastiano dei Marsi im Herzen der Apenninenregion bekannt, oft in Begleitung ihrer Jungen.
Im Naturschutzpark galt Amarena als Attraktion, oft wurde sie von Touristen fotografiert, während sie sich Obst von den Bäumen holte. Amarenas Streifzüge durch Wälder und Felder wurden ihr nun zum Verhängnis. In der Nacht auf Freitag wurde die Braunbärin erschossen.
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Bärin "Amarena" erschossen: Verantwortlicher gefunden
Der Mann, der die Bärin tötete, wurde inzwischen identifiziert, teilte die Leitung des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise mit. Er rechtfertigte sich damit, dass er von der Bärin überrascht worden sei, nachdem sie in sein Grundstück eingedrungen war. "Ich habe aus Angst geschossen, ich wollte sie nur erschrecken und nicht töten", berichtete der Mann. Die Untersuchungen zum Fall sind im Gange. Gesucht wird derzeit noch nach den beiden Jungen der getöteten Bärin.
"Es gibt keine Rechtfertigung für die Tötung der Bärin. Obwohl Amarena in der Landwirtschaft und Viehzucht Schäden verursacht hatte, wurden diese vom Park immer entschädigt. Die Bärin, die mit ihren Jungen unterwegs war, war nie ein Problem für den Menschen. Sie hat niemandem etwas getan", klagt Parkdirektor Luciano Sammarone. Im Park leben etwa 60 Braunbären.
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Kaum noch Marsische Braunbären wie "Amarena" in Italien
Für Sammarone ist die Tötung der Bärin ein harter Schlag. Im Januar wurde der "Juan Carrito" genannte Braunbär, der mit seinen Streifzügen in der Bergortschaft Roccaraso in den Abruzzen zum Star in den sozialen Netzwerken geworden war, von einem Auto angefahren und tödlich verletzt. Der 150 Kilo schwere Bär war vier Jahre alt und dafür bekannt, dass er in Roccaraso in eine Konditorei und in die Küche eines bekannten Drei-Sterne-Restaurants eingedrungen war, um sich Futter zu beschaffen.
"Juan Carrito" und "Amarena" waren Marsische Braunbären. Dabei handelt es sich um eine Unterart, von der es nur noch etwa 50 Tiere gibt, während es 1980 noch rund 100 waren. Die Art lebt im mittelitalienischen Apennin. Der WWF hofft, dass sich die Zahl der Marsischen Braunbären bis 2050 verdoppeln wird.
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Die lokale Bevölkerung sieht die Lage anders. Denn das Zusammenleben der Bären mit den Bewohnern der Berggemeinden ist oft problematisch. Seit 2010 sind in Mittelitalien 15 Bären getötet worden, drei davon in den Parks der Abruzzen.
Erschießung der Bärin ruft Trauer und Wut in der Gegend hervor
"Die Nachricht der Erschießung der Bärin "Amarena" ist eine gravierende Geste gegen die gesamte Region Abruzzen, die Trauer und Wut hervorruft. In all den Jahren haben die Gemeinden außerhalb und innerhalb der Parks immer bewiesen, dass ein Zusammenleben mit den Bären möglich ist", kommentierte der Präsident der Bergregion Abruzzen, Marco Marsilio, verbittert.
Der Tierschutzverband OIPA forderte eine harte Strafe für den Mann, der Amarena getötet hat. "Amarena ist das Opfer einer Hetzkampagne gegen Raubtiere, die seit Monaten in Italien im Gange ist", klagte der Verband.
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Bären sollten in Dolomiten wieder heimisch werden
Die größte Bärenpopulation Italiens lebt im norditalienischen Trentino, etwa 120 Kilometer von Bayern entfernt. Im Jahr 1999 hatte die EU das Projekt "Life Ursus" angestoßen, um Bären zunächst im Naturpark Adamello-Brenta in den Dolomiten und später im gesamten Alpenraum wieder heimisch zu machen. Zehn Jungbären aus Slowenien und Kroatien wurden in Italien ausgesetzt, angestrebt war eine stabile Population von 50 bis 60 Tieren. Dieses Ziel wurde schon vor Jahren übertroffen. Seither tobt der Streit darüber, wie mit den "überzähligen" Bären zu verfahren sei.
Bauern aus Südtirol, Trentino und dem österreichischen Tirol sehen die heimische Alm- und Berglandwirtschaft durch das Eindringen von Wolf und Bär gefährdet. Sie fordern effiziente gesetzliche Grundlagen, die den Abschuss von sogenannten Problem- und Schadtieren ermöglichen. Ihre Forderung ist umstritten.
Die Diskussion um das Zusammenleben mit Braunbären tobt vor allem seitdem eine Problembärin im April im Trentino einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt hat. Die Bärin wurde eingefangen und befindet sich in einem Tierschutzzentrum in Casteller bei Trient. Über ihr Schicksal wird noch gestritten.
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