Berlin. René Weller wollte auffallen – nicht nur im Ring. Der „schöne René“ hat die meisten Kämpfe gewonnen. Nur in einem war er chancenlos.
Leise Töne kannte René Weller nicht. Flotte Sprüche und flinke Beine machten den Pforzheimer in den 70er- und 80er-Jahren zwar nicht zu einem der erfolgreichsten, aber immerhin einem der bekanntesten deutschen Boxer. Nach einer langen Demenzerkrankung ist René Weller am Dienstag im Alter von 69 Jahren verstorben. „Du hast gekämpft wie ein Löwe, aber leider deinen letzten Kampf verloren“, schrieb seine Ehefrau Maria am Dienstag bei Instagram.
Weller eiferte Größen wie Muhammad Ali nach
René Weller hatte kein Problem damit, wenn man ihn als Paradiesvogel bezeichnete. Im Gegenteil, der gelernte Goldschmied tat alles, um sich auch außerhalb des Rings ins Rampenlicht zu kämpfen. „Ich musste auffallen, um populär zu werden“, sagte Weller. „Wer interessierte sich in Deutschland schon für einen ganz normalen Leichtgewichtsboxer?“ Er liebte es, wenn man ihn „Mini-Ali“ nannte, obwohl ein Vergleich mit dem besten Boxers der Sportgeschichte, Muhammad Ali, als Majestätsbeleidigung gelten mag. Aber Weller war ein sehr guter Amateurboxer. Der Olympiateilnehmer von 1976 gewann 338 seiner insgesamt 355 Kämpfe.
Nach seinem Wechsel in die Profibox-Szene 1981 wurde René Weller Europameister. Zwei Jahre dauerte es noch bis zu seinem K.o.-Sieg über den US-Amerikaner James Ortega in der ersten Runde. Seit diesem 7. Oktober 1983 durfte sich Weller Weltmeister im Superfedergewicht nennen. Allerdings war der Titel sportlich nicht viel wert, weil er ihn in einem völlig unbedeutenden Box-Verband erkämpft hatte. Dennoch brachte ihm sein Sieg einige Bekanntheit ein.
Profi-Boxer: So sehr polarisierte der „schöne René“
Im Ring war er durchaus flink und leicht auf den Füßen, aber was ihn aus der Masse herausstechen ließ, war sein extrovertierter Charakter. Man nannte ihn den „schönen René“ – und er lebte den Namen. Im Seilgeviert trug er die wohl engsten Shorts der Boxgeschichte. Wenn er den Reißverschluss seines Blousons aufzog, dann immer so, dass man auf der behaarten Brust die Kette mit dem goldenen Handschuh und dem Brillanten sah. Am Arm funkelte die Rolex. Weller spielte im Kinofilm „Macho Man“. Kein großer Wurf, aber der Titel passte. In Playboy-Manier ließ er sich mit leicht bekleideten Frauen im Pool ablichten. „Ich bin der einzige deutsche Mann, der nackt besser aussieht als angezogen“, sagte er einmal.
Weller polarisierte, aber so, dass man ihm dabei zusehen wollte. Im Mai 1993 beendete Weller mit fast 40 Jahren seine Profi-Karriere. In 52 seiner 55 Kämpfe kletterte er als Sieger aus dem Ring. Seine größte Niederlage musste er 1999 einstecken, als er vom Leichtgewicht zum schweren Jungen wurde. Wegen Hehlerei und Kokainhandels verurteilte ihn das Gericht zu einer siebenjährigen Haftstrafe. Der Paradiesvogel kam in den Käfig, musste vier der sieben Jahre absitzen. Er sei reingelegt worden, sagte Weller damals.
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Bis zu seiner schweren Demenzerkrankung vor einigen Jahren versuchte er seinen Bekanntheitsgrad in verschiedensten Reality-Formaten hochzuhalten. Bei „Big Brother“ war er dabei, beim „Promi-Frauentausch“ und im „Sommerhaus der Stars“. „Ein Fighter im Ring wie im Leben, ein Kerl mit Ecken und Kanten. Er wusste zu kämpfen und sich zu inszenieren. “, sagt die Ex-Weltmeisterin Regina Halmich über Weller. „René war immer ein Garant für spannende Fights.“ Mit René Weller ist eine der schillerndsten Figuren der deutschen Boxgeschichte gestorben.