Santa Cruz de Tenerife. Auf der Kanarischen Insel Teneriffa kämpft die Feuerwehr gegen einen großen Waldbrand. Einige Dörfer mussten bereits evakuiert werden.
Die Waldbrände auf der beliebten Urlaubsinsel Teneriffa sind weiter außer Kontrolle. Zwar breiten sich die Flammen langsamer aus als zuvor. Dennoch sind bisher circa 5000 Hektar Natur verbrannt, teilte der kanarische Regierungschef Fernando Clavijo am späten Freitagabend mit. Das entspricht ungefähr der Fläche von 7000 Fußballfeldern.
Aufgrund der langsameren Ausbreitung des Feuers sei das Ausgangsverbot für mehrere tausend Menschen in der Gemeinde El Rosario aufgehoben worden. Die seit dem späten Dienstagabend im Nordosten der Insel wütenden Flammen wurden auch in der Nacht zum Samstag den amtlichen Angaben zufolge von rund 300 Einsatzkräften bekämpft.
Nach Tagesanbruch wolle man am Samstag wieder insgesamt 18 Lösch-Flugzeuge und Hubschrauber einsetzen, hieß es. Gut 4000 Menschen wurden seit Beginn der Brände aus ihren Häusern evakuiert. In Turnhallen wurden Notunterkünfte eingerichtet. Die Ursache des nahe der Gemeinde Arafo ausgebrochenen Brandes war weiter unklar.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte für Montag einen Besuch der Insel an. Nach Angaben von Regierungschef Clavijo handelt es sich wohl um einen der schwersten Brände auf Teneriffa in den vergangenen 40 Jahren. Die Löscharbeiten wurden nach amtlichen Angaben von Anfang an vom schwer zugänglichen Gelände und den widrigen Wetterbedingungen erschwert. Die Winde seien inzwischen aber zum Glück deutlich schwächer geworden, hieß es.
Riesige Rauchwolken über Teneriffa: So ist die Lage
Von seinem Wohnort in Los Realejos im Norden Teneriffas kann Philipp Kaffke den Kampf gegen die Flammen beobachten. An der Bergkuppe toben die Flammen, die sich durch die Kiefern fressen. Die Feuerwalze war Donnerstag derzeit noch rund zehn Kilometer Luftlinie von Kaffkes Haus entfernt.
Eine riesige Rauchwolke steht über der Insel, auf der sich jetzt im August Zehntausende Urlauber aus dem deutschsprachigen Raum aufhalten. Sogar im Süden Teneriffas, im bekannten Badeort Los Cristianos, ist der Rauchpilz sichtbar. Im Norden und Osten der Insel verdunkelt der Qualm die Sonne.
Waldbrand auf Teneriffa: "Unser Dorf ist schwarz"
Asche regnet vielerorts über Straßen, Autos und Swimmingpools herunter. "Unser Dorf ist schwarz“, berichtet María Brito, die Bürgermeisterin des Ortes Candelaria, der nahe am Brandort liegt. Man hört das Brummen der Löschhubschrauber und -flugzeuge, die auf dem Meer ihre Wassertanks füllen und dann ins brennende Bergland fliegen. Lesen Sie auch: Nicht nur der Klimawandel: Das begünstigt Feuer in Südeuropa
Der Wind habe das Feuer bisher von seinem Wohnort Los Realejos, der westlich des Brandherdes liegt, weggetrieben, erzählt Philipp Kaffke dieser Zeitung. Die Flammen bewegten sich am Donnerstag vom Gebirge den Hang hinunter in die entgegengesetzte Richtung.
Waldbrand auf Teneriffa: Mehrere Dörfer evakuiert
In seinem Dorf Los Realojos sei die Lage deswegen derzeit noch relativ ruhig, berichtet der 44-Jährige. "Aber auf der anderen Seite der Berge sieht es schlimm aus“, sagt der gebürtige Saarländer Kaffke. Er lebt und arbeitet als Informatiker auf der spanischen Kanareninsel.
Das Feuer auf den Kanaren war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nordwestlich der Ortschaften Arafo und Candelaria ausgebrochen. Auch 48 Stunden später war der Waldbrand noch immer außer Kontrolle und breitete sich mit großer Schnelligkeit vor allem Richtung Nordosten aus. Die Flammenfront hatte am Donnerstagnachmittag eine Länge von 31 Kilometern.
Auch die Gemeindegebiete von Santa Úrsula, La Victoria de Acentejo, El Rosario und La Orotova waren betroffen. Mehrere in den Bergen liegende Siedlungen wurden vorsorglich evakuiert. In weiteren Ortschaften, wie etwa in La Esperanza, wurden die Bewohner aufgefordert, wegen der starken Rauchentwicklung ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen.
Urlauber sollten jetzt die Ruhe bewahren
"Bitte schließen Sie Türen und Fenster“, wurden die Menschen dort über Lautsprecher aufgefordert. Wer aus wichtigem Grund hinausgehen müsse, soll eine Schutzmaske vom Typ FFP2 tragen
In der betroffenen Region befinden sich zahlreiche Landhotels und private Touristenunterkünfte. Auch viele europäische Residenten haben hier ihren Erst- oder Zweitwohnsitz. Das nördliche und sehr grüne Bergland am Rand des berühmten Teide-Nationalparks ist ein beliebtes Wandergebiet. Die Zufahrten zu dem bei Touristen beliebten Vulkan Teide wurden vorsichtshalber gesperrt.
Touristische Ausflüge in das vom Großbrand betroffene Gebiet, das zum ökologisch wertvollen Naturpark Corona Forestal gehört, wurden abgesagt. Urlauber und Bewohner wurden aufgerufen, Ruhe zu bewahren und die Anweisungen der Behörden zu befolgen.
Trotzdem herrschte in den touristischen Gebieten weitgehend Normalität, wie die Reiseverkehrsbehörde Teneriffas betonte. Nach jüngsten Angaben des Reiseunternehmens Tui gab es bislang keine Beeinträchtigungen bei Reisen.
Etwa 500 Feuerwehrleute bekämpfen den Waldbrand
Am Donnerstag noch kämpften rund 500 Feuerwehrmänner, Soldaten und freiwillige Helfer gegen das Flammenmeer. 16 Flugzeuge und Hubschrauber versuchten aus der Luft, eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern.
"Wir können das gewaltige Feuer nicht löschen“, räumte ein Behördensprecher ein. Schluchten, dichter Baumbestand, große Trockenheit und eine explosive Brandausbreitung erschwerten die Arbeit der Wehrmänner und -frauen. Lesen Sie auch: Rettungsschwimmer mit Klartext – größte Gefahren der Ostsee
Hitze, starke Winde, große Trockenheit
Es gehe vor allem darum, durch Brandschneisen und kontrollierte Gegenfeuer die Flammenwände zu stoppen und ein Übergreifen auf Ortschaften zu verhindern. Fernando Clavijo, der regionale Regierungschef der Kanarischen Inseln, sagte: "Das ist wahrscheinlich der schlimmste Waldbrand auf Teneriffa in den letzten 40 Jahren.“
Auf Teneriffa wie auch auf den anderen Kanarischen Inseln herrscht seit Wochen maximale Waldbrandgefahr. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Immer neue Hitzewellen haben Böden und die Naturlandschaft ausgetrocknet. In den letzten Tagen waren auf den Kanaren örtlich Rekordtemperaturen von über 45 Grad im Schatten gemessen worden. Lesen Sie auch: Waldbrände auf Hawaii – Zahl der Toten steigt