Berlin. Mittags ist es am heißesten, Zugluft führt zu Erkältungen: Es kursieren viele Irrtümer zum Wetter und Umgang mit Hitze. Ein Überblick.

  • Die Temperaturen in Deutschland steigen immer weiter
  • Je heißer der Sommer, desto häufiger werden vermeintliche Hitze-Verhaltensregeln diskutiert
  • Die größte Irrtümer im Überblick

Lieber kein Bier in der Mittagssonne? Stattdessen unter die eiskalte Dusche springen? Und dann soviel Wasser trinken, wie nur irgendwie möglich? Mit der Hitze kommen die Tipps der vermeintlichen Experten: Kollegen, Freunde, Verkäufer. Doch wie kühlt man sich wirklich bei den heißen Temperaturen eigentlich am besten ab?

Was echte Experten zu diversen Mythen zu sagen haben - und welche falschen Tipps sogar lebensgefährlich sein können.

Zu diesen Themen gibt es fast so viele Meinungen wie an einem Durchschnittswochenende im Biergarten Sonnenbrände.

  • So viel trinken wie es nur irgendwie geht?
  • Schön eiskalt den Schweiß vom Körper duschen?
  • Zur Mittagszeit die Sonne meiden?
  • Und bloß keinen Alkohol trinken?

Vielen Annahmen, wie man sich richtig verhält, sind Mythen. Wir haben die gängigen Behauptungen gecheckt.

1. Irrtum: Mittagshitze

Die Temperaturen klettern auch nach der Mittagszeit noch weiter in die Höhe. Wetter-Experte erklären, dass die Höchsttemperaturen im Hochsommer zwischen 17 und 18 Uhr erreicht werden - und es mittags 5 bis 10 Grad kühler sei.

„Das liegt zum einen daran, dass der Sonnenhöchststand in Mitteleuropa nicht mittags, sondern am frühen Nachmittag ist. Zum anderen heizt die Sonne auch nach dem Höchststand den Boden noch weiter auf – und damit kommen wir zum dritten Grund: Die Luft erwärmt sich immer vom Boden aus“, schrieb Wetter-Experte Jörg Kachelmann in einem Blogbeitrag.

2. Hitze-Irrtum: So viel trinken wie möglich

Bei großer Hitze kann ein halber Liter Wasser pro Stunde zusätzlich nötig sein.
Bei großer Hitze kann ein halber Liter Wasser pro Stunde zusätzlich nötig sein. © dpa | Oliver Berg

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät dazu, 1,5 Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt zu trinken – aber es ist nicht egal, was man trinkt. Ideale Durstlöscher sind laut DGE ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees und Saftschorlen. Bei großer Hitze kann ein halber Liter Wasser pro Stunde zusätzlich nötig sein. Das Deutsche Rote Kreuz ist etwas konservativer in seiner Aussage: Es rät, jeden Tag mindestens einen Liter mehr zu trinken als sonst.

3. Irrtum bei Hitze: Eiskalt duschen

Auch wenn es verlockend erscheint: Der Sprung unter die eiskalte Dusche ist nicht gerade förderlich. Das kalte Wasser führt dazu, dass sich die Gefäße erst einmal zusammenziehen, damit der Körper die Wärme besser speichert: Der Kreislauf ist durch den „Kälte-Schock“ angeregt, der Blutdruck steigt – und in der Folge schwitzt man umso mehr.

Monat>MonatDurchschnittliche Temperatur in Deutschland (°C)>Durchschnittliche Temperatur in Deutschland (°C)
Januar1,5
Februar2,0
März5,0
April9,0
Mai14,0
Juni17,0
Juli19,0
August19,0
September15,0
Oktober10,0
November5,0
Dezember2,0

4. Irrtum über Hitze: Alkohol ist tabu

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnt: „Wenn die Sonne brennt, wirkt Alkohol im Körper schneller und intensiver. Besonders an heißen Tagen kann zu viel Alkohol zu Kreislaufproblemen oder sogar bis zur Bewusstlosigkeit führen.“

In Maßen ist Alkohol durchaus erlaubt.
In Maßen ist Alkohol durchaus erlaubt. © dpa | Frank Rumpenhorst

Doch in Maßen ist Alkohol durchaus erlaubt. Ein Radler am Abend muss sich niemand verkneifen, sagte Ernährungsexperte Michael Pagelsdorf unserer Redaktion. Aber: Man sollte pro halbem Liter Radler einen halben Liter Wasser dazu trinken – oder Wein gleich als Schorle. Denn tatsächlich entzieht Alkohol dem Körper Wasser. Bei Wein können sich Männer am Richtwert von 0,3 Litern Wein orientieren, Frauen sollten hingegen nicht mehr als 0,2 Liter Wein trinken.

5. Hitze-Irrtum: Zugluft verursacht Erkrankungen

Sind offene Fenster und Durchzug wirklich eine so große Gefahr? Moderator Kachelmann wettert gegen die „Durchzugslüge“. Und findet dabei drastische Worte: „Die meisten Medien verbreiten durch Dummheit, Ignoranz und Zynismus Aberglauben aus dem Mittelalter und sind mitschuldig, wenn alte Menschen durch Hitze sterben“, poltert er auf Twitter.

Das einzige Risiko bei der Zugluft besteht darin, womöglich einen steifen Nacken zu bekommen.
Das einzige Risiko bei der Zugluft besteht darin, womöglich einen steifen Nacken zu bekommen. © imago | imago

Tatsächlich verursacht Zugluft nicht direkt Schnupfen, Grippe oder Schlimmeres. Aber: „Ein dauerhafter Luftstrom kann auf feuchter Haut zu Verdunstungskälte führen“, sagt Professor Ulrich Böhling, Chefarzt der Abteilung Orthopädie an der Schlosspark Klinik in Berlin.

Muskelpartien im Nacken- und Halsbereich, die nah unter der Haut liegen, gerieten durch Auskühlung ins Ungleichgewicht. „Die Folge sind Muskelverspannungsschmerzen: Sie verursachen Beschwerden, die wir landläufig als steifen Nacken oder als steifen Hals bezeichnen. Auch Kopfschmerz kann auftreten“, so der Fachmann. Eine massive Gesundheitsgefahr besteht durch Zugluft aber sicherlich nicht.

Hitze: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Wie entsteht Hitze?

Hitze kann durch Sonneneinstrahlung, hohe Umgebungstemperaturen oder andere Faktoren verursacht werden.

Welche Auswirkungen kann Hitze auf den Körper haben?

Übermäßige Hitze kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, wie Hitzeerschöpfung, Hitzschlag, Dehydration, Sonnenbrand und Hitzekrämpfen. Es kann auch bestehende gesundheitliche Bedingungen verschlimmern.

Wie erkenne ich die Anzeichen von Hitzeerschöpfung oder Hitzschlag?

Zu den Anzeichen von Hitzeerschöpfung gehören Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und kalte, feuchte Haut. Hitzschlag wird durch hohe Körpertemperatur, Rötung der Haut, schnellen Herzschlag, Verwirrtheit und möglicherweise Bewusstlosigkeit gekennzeichnet. Wenn diese Symptome auftreten, sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Welche Risikogruppen sind besonders anfällig für Hitzeschäden?

Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet, unter den Auswirkungen der Hitze zu leiden. Dazu gehören ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder, Personen mit chronischen Erkrankungen, Menschen, die schwanger sind, und Personen, die bestimmte Medikamente einnehmen, die ihre Fähigkeit zur Thermoregulation beeinflussen können.

Wie kann ich mich vor der Hitze schützen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor den Auswirkungen der Hitze zu schützen. Dazu gehören das Tragen leichter, luftdurchlässiger Kleidung, das Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung, das Trinken von ausreichend Wasser, das Aufsuchen kühlerer Orte wie klimatisierte Räume oder Schatten, und das Vermeiden von anstrengender körperlicher Aktivität.